H. Der Action-Man: chirurgische Erfahrungen
Ein namenloser Action-Man stürzt in wenig übersichtlicher Lage (das Kinderzimmer war wirklich sehr unübersichtlich) vom Hochseil. Er bleibt in unnatürlich verkrümmter Haltung am Boden liegen, offenbar zu keiner weiteren Action aufgelegt. Der schnell herbeigeeilte Sanitäter - gleichzeitig der Regisseur des Kinderzimmer-Dramas - zieht dem Action-Man die Hosen herunter und die schlimmsten Ahnungen verdichten sich zur grauenhaften Gewissheit: Oberschenkelhalsbruch, das sichere Todesurteil (Anmerkung: der Schöpfer und Ingenieur des bedauernswerten Männleins hat gepfuscht und den Oberschenkelhals recht schwächlich ausgelegt). Ist aber nun wirklich das standesgemäße Begräbnis im gelben Sack angesagt?
In der Ruhe liegt die Kraft!
Mit ein bißchen Bastelmaterial vermeiden wir den materiellen Verlust in Höhe von 50,- DM (25 Eur) und den mehrfach höheren ideellen Schaden ("Was habe ich ihm bloß angetan?").
Wir brauchen
an Werkzeugen
- Federmesser
- Schraubendreher und Zange, gfs. Maulschlüssel Größe 7
- Bohrer 4 mm
und an Material
- 2-Komponenten-Kleber
- ca. 4 qcm Glasfasergewebe oder gfs. dünnes Baumwollgewebe
- einen speziellen Gardinenschienenfeststeller aus Metall. Dieser besteht aus einer rechteckigen, flachen Metallplatte von ca. 1,2 x 0,8 cm und einer in die Mitte der Platte hineingedrehten Schraube, deren Ende zu einer runden Öse gebogen ist (Länge der Schraube ca. 2 cm; Innendurchmesser der Öse 0,45 cm; der von mir benutzte stammt von der Fa. dekozub und hat die Bezeichnung DZ 515)
- Schlitzschraube (1,6 x 0,4), Mutter (7er) und 2 passende Unterlegscheiben.
Operationsvorbereitung:
Gewinde und Schraube am Feststeller mit Wachs einreiben, um späteres Verkleben zu verhindern.
Operationsverlauf:
(1) Vom abgebrochenen Oberschenkel mit dem Federmesser im Gelenkbereich das weichere (Muskel-) Material abtragen, bis die festeren (Knochen-) Plastikstege um das Gelenk freiliegen (in senkrechter Richtung ca. 2 cm).
(2) Das abgebrochene Gelenkstück am Oberschenkel durch Ausbohren der Plastikachse entfernen.
(3) Die Plastikfläche in der Hüfthöhle des Rumpfes zum besseren Halt etwas anrauen.
(4) Die rechteckige Platte des Feststellers mit der Schmalseite nach unten zeigend in der Hüfthöhle einkleben.
(5) Zur Verstärkung die Platte mit dem Gewebe überdecken, das ebenfalls mit Kleber eingestrichen wird; dabei das Gewinde möglichst freilassen (dazu ein Loch in das Gewebe "bohren")
(6) Kleber aushärten lassen.
(7) Feststeller-Schraube in die eingeklebte Grundplatte eindrehen und über die Öse die freigelegten Stege des Oberschenkels schieben; sodann mit Schlitzschraube, Unterlegscheiben und Mutter Bein am Rumpf befestigen.
(8) im Spagat das Bein auf die vorherige Distanz in den Rumpf hineindrehen; gfs. Gewinde der Feststeller-Schraube vorsichtig verformen, um zu leichtes Drehen des Beines zu verhindern (das ist aber nicht unbedingt erforderlich).
Hose hoch!
Es ist wieder Action angesagt, allerdings etwas weniger Bungee-Sport (natürlich wegen des anderen Beines!). Mein Sohn sagt nun, das "künstliche" Hüftgelenk sei eine Erinnerung an einen schrecklichen Kampf mit Dr. X. Na ja. Aber noch eine Anmerkung: Gegenüber Gewalt bin ich ja höchst skeptisch (siehe homepage ganz oben). Aber selbst Action-Männer mag ich nicht verrecken lassen!
Und ich denke, Reparieren ist klüger als Deponieren, spart Geld und macht wesentlich mehr Freude!