Der Tanz der toten Dichter
Oder: Wer zuletzt
lacht, lacht am besten!
Carl Leb(e)recht Schwabe war einer meiner 16 Ururururgroßväter mütterlicherseits und er hat sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr um Schillers Andenken gekümmert. Er hat im Mai 1805 den Grabeszug von innigen Schiller-Fans organisiert und hat 1826 als Bürgermeister von Weimar nach seinen Gebeinen geforscht.
Das Bild verdanke ich Ellen Brück aus Leichlingen – auch eine tiefe Schiller-Sympathisantin.
Ein Gutteil der folgenden Informationen (blauer Text) stammt aus den Aufzeichnungen von Carl Leberechts Sohn Julius Schwabe[1], wichtige Details sind ergänzt insbesondere aus der sehr gut fundierten und einfühlsam verfassten Darstellung von Albrecht Schöne[2]. Die ganze Geschichte ist ein wenig freak, makaber und bizarr – aber sie beleuchtet den Umgang mit Größen unserer Kultur – bis in die heutigen Tage, wie Sie sehen werden.
1. Aufzug: Schillers Tod[3]
"Die wenigen Jahre, welche Schiller in Weimar lebte, waren durch Krankheit vielfach, ja fast fortwährend getrübt, aber seine gewaltige Schaffenskraft ließ sich dadurch nicht unterdrücken, wie die unsterblichen Werke beweisen, die er in der ihm noch vergönnten kurzen Zeit entstanden. Schiller stand auf der Höhe seines Ruhmes. Das kleine Weimar war sich des Vorzugs, den großen Mann zu seinen Bürgern zählen zu dürfen, recht wohl bewusst. Von hoch und niedrig wurde ihm die größte Verehrung gezollt. Wenn er durch die Straßen oder den Park ging, wurde er von jedem Begegnenden auf das ehrfurchtvollste gegrüßt, und so mancher brave Bürgersmann blieb noch lange mit der Mütze in der Hand stehen, dem allgemein beliebten und verehrten Mitbürger nachblickend. Und wenn im Theater ein neues Stück von Schiller gegeben wurde, dann waren dessen Räume bis auf den letzten Platz besetzt. Und mit welch andächtiger Begeisterung wurden die Jungfrau, Tell, die Braut von Messina, Maria Stuart vom Publikum aufgenommen! Das war damals anders als jetzt. Wenn jetzt in Weimar, das drei- bis viermal so viel Einwohner zählt als zu Schillers Zeit, und anderswo ein Schillersches Drama aufgeführt wird, zeigt der Zuschauerraum, besonders im ersten Range, Lücken, die zu denken geben. Eine französische Frivolität dagegen macht ein volles Haus.
Ich erinnere mich, in meiner Jugend oft einer kleinen dicken Dame von mittleren Jahren in den Straßen von Weimar begegnet zu sein. Es war eine verwitwete Frau Rentamtmann W., die mir von meinem Vater als das Musterbeispiel einer Schiller-Enthusiastin bezeichnet wurde. Die genannte würdige Dame hatte als vierzehnjähriges Mädchen einer der ersten Aufführungen der Jungfrau von Orleans beigewohnt. Mit glühendem Interesse verfolgte sie den Verlauf des Stückes. Als im fünften Akte die gefangene Jungfrau mit den Worten "so sei Gott mir gnädig" ihre Fesseln zerreißt und hinauseilt, springt das alles um sich herum vergessende Mädchen in die Höhe, klatscht die Hände zusammen und ruft in unverfälschtem weimarischen Dialekte laut aus: "Dä! Da habtersche gehabt!" Schiller soll durch diesen Vorfall höchlich ergötzt worden sein.
Als Schiller am 8. Mai 1805 starb, verbreitete sich unter den Bewohnern Weimars allgemeine Bestürzung und tiefe, herzliche Trauer. Im Widerspruche hiergegen stehen die zum Verdruss immer und immer, auch noch ganz neuerlich, wiederkehrenden Legenden von der angeblich höchst einfachen und schmucklosen Totenfeier für Schiller, woraus man auf mangelnde Teilnahme des weimarischen Publikums schließen zu müssen glaubte. Ich rekapituliere deshalb im Folgenden mit möglichster Kürze das wirklich Tatsächliche in diese Angelegenheit. Genauere Angabe mit authentischen Belegen findet man in meiner kleinen Schrift "Schillers Beerdigung und die Aufsuchung seiner Gebeine", Leipzig, Brockhaus 1852, sowie in einem 1859 in Nr. 45 und 46 der Gartenlaube erschienenen Aufsatze.
Es war ein altes Herkommen in Weimar, dass bei Beerdigungen, die durch besondere Feierlichkeit ausgezeichnet werden sollten, die eigentliche Beisetzung der Leichen in stiller Nacht mit nur geringer Begleitung und ohne kirchliche Weihe stattfand. Erst am darauf folgenden Tage wurde in der Gottesackerkirche die religiöse Trauerfeier, die so genannte, Kollekte, gehalten, an welcher sich alle, die dem Toten "die letzte Ehre geben" wollten, beteiligten. Handwerker, welche für den Verstorbenen und seine Familie gearbeitet hatten, pflegten als Leichenträger das nächtliche Geschäft zu verrichten. So sollte es auch bei Schillers Ableben geschehen, und Schiller wäre wirklich von dafür bezahlten Handwerkern zu Grabe getragen worden, wenn mein Vater dies nicht abgewendet hätte. Derselbe kam gegen Abend des 11. Mai 1805 von einer im Auftrage der Regierung unternommenen mehrtägigen Geschäftsreise zurück und wurde mit der Nachricht empfangen, dass Schiller vorgestern gestorben sei und heute Nacht um 12 Uhr zu Grabe getragen werden solle. Die innige Verehrung, welche er für Schiller hegte, machten das Verlangen in ihm rege, jenen letzten Liebesdienst, anstelle der Handwerker, mit gleich gesinnten Freunden und Bekannten dem ihnen so teuren großen Mann zu erweisen. Er eilte in der Stadt umher, um die Genossen zu seinem Vorhaben zu sammeln, traf aber die meisten nicht an, weshalb er noch zwischen 9 und 10 Uhr ein Zirkular umherschickte, dessen Original ich zu den im Schiller-Haus in Weimar aufbewahrten Schiller-Reliquien gegeben habe. So gelang es ihm, 21 oder 22 Freunde zusammenzubringen, meist Beamte, Literaten und Künstler, die bereit waren, den Dichter zu letzen Ruhestätte zu tragen und zu begleiten. Noch waren aber große und wegen der Kürze der Zeit peinliche Schwierigkeiten zu überwinden. Der mit der Ordnung des Begräbnisses beauftragte Freund der Schillerschen Familie weigerte sich anfänglich sehr entschieden, meinem Vater die Erlaubnis zu seinem Vorhaben zu geben, wobei er sich darauf berief, dass nach dem ausdrücklichen Willen der Frau von Schiller der Transport der Leiche vom Trauerhause nach dem Kirchhofe in der größten Stille geschehen solle. Auch seien alle Vorbereitungen bereits getroffen, die Handwerker bereits bestellt u.s.w. Eine sehr erregte Unterredung folgte dieser Erklärung. Erst als mein Vater mit großem Nachdruck hervorhob, dass die Bestattung eines Mannes, wie Schiller, durch bezahlte Handwerker eine Schande für Weimar, trotz des ortsüblichen Gebrauchs, sein würde, gab der betreffende Herr, ein angesehener Geistlicher der Stadt, seinen Widerstand auf. Die von meinem Vater eingeladenen Herren versammelten sich in seiner Wohnung und begaben sich von da in das Schillersche Haus, wo sie den bereitstehenden Sarg mit seinem kostbaren Inhalte aufnahmen und in stiller, mondbeglänzter Mitternachtsstunde nach dem so genannten Kassengewölbe auf dem Kirchhofe trugen. Zu sechsen wechselten sie im Tragen ab, während die fünfzehn oder sechzehn übrigen paarweise folgten. Es war ein stiller und kleiner, aber feierlicher Kondukt, und tief ergriffen waren alle, als der Sarg vom Totengräber und seinen Gehilfen durch eine im Fußboden des kleinen Gewölbes befindliche Falltüre in die schwarze Tiefe hinab gelassen wurde.
An dem der eigentlichen Bestattung folgenden Nachmittage fand in der Gottesackerkirche die solenne Trauerfeier für Schiller statt. Die herzogliche Kapelle exekutierte das Requiem von Mozart, und der Generalsuperintendent Vogt hielt die Trauerrede. Die Kirche konnte die Menge der herbeigeströmten Teilnehmenden nicht fassen, so dass noch dicht gedrängte Gruppen vor den offenen Türen standen.
Warum aber, so hat man damals und auch noch in unseren Tagen vielfach gefragt, warum hat sich Goethe gar nicht um die Trauerfeier für den, dessen Freund er sich nannte, gekümmert? Aus dem einfachen Grunde, weil er selbst damals bedenklich krank war, und niemand wagte, ihm in diesem Zustande die Nachricht von Schillers Tode zu überbringen. Goethe erfuhr erst einige Tage nach der Beerdigung, dass Schiller gestorben sei. Wie tief ihn dieser Verlust traf, lässt sich aus den einfachen, ergreifenden Worten darüber in seinem Tagebuche entnehmen."
2. Aufzug: Wer ist’s?
"Einundzwanzig Jahre waren vergangen, seit die sterblichen Reste Schillers in die finstere Gruft des so genannten Kassengewölbes versenkt worden waren. Dieses Kassengewölbe war ein kleiner düsterer Bau neben dem Eingange in den Kirchhof. Seine Mauern umfassten nur einen fensterlosen Raum, in dessen Fußboden sich eine in die kellerartige Gruft führende Falltür befand. Die Särge wurden einer nach dem anderen und aufeinander hinab gelassen. Dieses schaurige Institut hatte seinen Namen nach dem Eigentümer, der Landschaftskasse, welche Behörde jetzt Finanzministerium heißt. Denjenigen verstorbenen Personen vornehmeren Standes, die kein Familienbegräbnis besessen hatten, wurde auf Ansuchen der Hinterbliebenen vom Landschaftskollegium die Aufnahme in das Kassengewölbe gewährt. In dieser vornehmen Bestattungsweise lag aber nur ein vermeintlicher Vorzug, denn die bedauernswerten Bewohner des Kassengewölbes waren in der denkbar schlechtesten Weise logiert, wie sich jetzt zeigen sollte. In Zwischenräumen von etwa dreißig Jahren, wenn man eben meinte, dass der unterirdische Raum gefüllt sei, wurde eine "Aufräumung" veranstaltet, d.h. die sämtlichen, durch Moder zerfallenen Sargreste und Totengebeine wurden herausgeschafft und pêle-mêle in eine große Grube in die eine Ecke des Kirchhofes eingescharrt.
Dieses Schicksal stand auch den Gebeinen unseres großen Dichters bevor. Zu Anfang des Jahres 1826 erging vom Landschaftskollegium der Befehl, das Kassengewölbe aufzuräumen. Mein Vater, der mittlerweile Bürgermeister von Weimar geworden war, dachte, als er diese Kunde vernahm, mit Schrecken daran, dass es sich dabei auch um Schillers Überreste handelte. Jetzt, wie damals bei Schillers Beerdigung, machte er sich durch energisches Handeln verdient. Mit rasch eingeholter Genehmigung des Landschaftskollegiums stellte er Nachforschungen im Kassengewölbe an, in der Hoffung, den Schillerschen Sarg zu finden und den kostbaren Inhalt desselben zu retten. Doch er fand nur ein Chaos von faulenden Sargtrümmern, Zeugfetzen und bunt umher liegenden Gebeinen, wie es nur vieljährige gänzliche Vernachlässigung des Ortes und die darin herrschende dumpfe Feuchtigkeit hervorbringen konnte. Vergebens war alles Suchen; kein einziges Zeichen ließ erkennen, dass eines der vorhandenen Holzstücke zu Schillers Sarg gehört hatte. So niederschlagend das Ergebnis der Nachforschung war, ließ sich mein Vater doch nicht entmutigen. Ein neuer Gedanke stieg in ihm auf. Er hatte in dem Begräbnisraum verschiedene Schädel umherliegen gesehen. Sollte es nicht möglich sein, Schillers Schädel herauszufinden?
Und so begann er von neuem seine Forschungen. Aber er musste von nun mit Vorsicht und heimlich verfahren. Im Publikum wurden Stimmen laut, dass man "die Ruhe der Toten störe", und hatte darüber Beschwerde erhoben. Einer der Hauptstimmführer hierbei war der erste Geistliche der Stadt, der Generalsuperintendent Röhr. Und doch wusste man, dass die "Aufräumung" bevorstand, durch welche die Ruhe der Toten noch weit gründliche gestört würde.
An drei aufeinander folgenden Tagen des März 1826 nachts gegen 1 Uhr begab sich mein Vater mit mehreren Arbeitern nach dem Kassengewölbe und stieg hinab in die von Moder erfüllte Gruft auf einer Leiter, auf deren unteren Sprossen sitzend und aus gutem Grund eifrig Tabak rauchend, er die Arbeiten dirigierte, die in jeder Nacht bis kurz vor Tagesanbruch fortgesetzt wurden. In abgesonderte Haufen wurden die Schädel, die Gebeine und die Sargtrümmer verteilt. Die ganze obere Schicht des feuchtsschwarzen Erdbodens wurde durchwühlt, so dass nichts den Suchenden entgehen konnte. Dabei ereignete es sich, dass einer der Arbeiter plötzlich ausrief: "Herr Hofrat! Ein Schatz!" Von der schwarzen Erde hob sich im Laternenlicht eine silberhell glänzende Masse von der Größe eines Talers ab, welche die Schaufel des Mannes bloßgelegt hatte. Es war metallisches Quecksilber, welches jedenfalls einer der Begrabenen in seiner letzten Krankheit (Anm.: ileus oder Darmverschluss) eingenommen hatte, ohne sich dadurch von der Fahrt in den Hades des Kassengewölbes zu retten.
Dreiundzwanzig Schädel wurden gefunden. Dreiundzwanzig Personen waren, wie die Akten des Landschaftskollegiums erwiesen, seit der letzten, vor zweiunddreißig Jahren stattgehabten Ausräumung des Kassengewölbes beigesetzt worden. Also musste sich unter den gefundenen Schädeln der Schillersche befinden.
Die dreiundzwanzig Schädel ließ mein Vater in seine Wohnung tragen. Hier wurden sie gereinigt und auf einem großen Tische aufgestellt. Wie der Gott unter den Hirten, so hob sich vor seinen zweiundzwanzig Genossen durch die edle Gestaltung und Größe ein Schädel hervor. Mein Vater zweifelte keinen Augenblick, dass es der Schillersche sei, und ebenso bezeichneten zahlreiche Männer, welche Schiller persönlich gekannt hatten und zur Besichtigung der Schädel eingeladen worden waren, ohne Ausnahme einen und denselben Schädel als den Schillers. Verschiedene andere Merkmale, namentlich das Vorhandensein sämtlicher gesunder Zähne nur an diesem einen Schädel, ferner vergleichende Messungen an einem, an Schillers Leiche abgenommenen Gipsabguss des ganzen Kopfes und am Schädel selbst, ergaben mit Gewissheit, dass das gefundene Kleinod echt war. Auf Anordnung des Großherzogs Karl August wurde im Beisein von Schillers ältestem Sohn und von Goethes Sohn, sowie von mehreren Weimarischen Notabilitäten die kostbare Reliquie unter Begehung eines ergreifend feierlichen Aktus in einem Behälter beigesetzt, welchen man im Postament der auf der großherzoglichen Bibliothek befindlichen Marmorbüste Schillers angebracht hatte. Diese Büste ist von Dannecker gefertigt und den Schillerschen Erben geschenkt worden. Der Großherzog kaufte sie diesen für 200 Dukaten ab und ließ sie im Bibliothekssaal an derselben Stelle aufrichten, wo sie sich noch heute befindet.
Goethe nahm an dem allen warmen Anteil. Tief ergriffen war er, als mein Vater ihm den aufgefundenen Schädel zeigte, den auch er seiner Form nach, wie an gewissen Eigentümlichkeiten der Zähne, welche ihm an Schiller aufgefallen und noch erinnerlich waren, als den echten Schillerschen rekognoszierte. Goethe war bekanntlich ein tüchtiger Osteolog, und als solcher wusste er, dass man aus untereinander gemengten, verschiedenen Skeletten angehörigen Knochen die zusammengehörenden auszusondern vermag. Er ließ daher von Jena zwei sachkundige Männer kommen, und mit Hilfe des aufgefundenen Schädels die zu Schillers Skelett gehörenden Knochen im Kassengewölbe aussuchen. Dies gelang fast vollständig. Die zum Schädel gehörenden Gebeine wurden zum Skelett verbunden, und es ergab sich ein neuer Beweis für die Echtheit derselben und des Schädels. Die Größe des Skeletts entsprach völlig der ansehnlichen Körpergröße, welche Schiller im Leben besessen hatte, während dieselbe nachweisbar von keinem seiner Grabgenossen auch nur annähernd erreicht worden war. In einem anständig ausgestatteten Sarge, der auf der Bibliothek aufgestellt wurde, verwahrte man von nun an die glücklich aufgefundenen Teile des Knochengerüstes."
3. Aufzug: Körperwelten
Goethe, der die Oberaufsicht über alle Anstalten für Wissenschaft und Kunst des Herzogtums Weimar innehatte, ließ den Schädel am 24. September 1826 in sein Haus bringen. Er bewahrte ihn auf blauem Samt unter einem Glassturz auf und hat ihn von Zeit zu Zeit hervorgeholt, auch hat er ihn einigen Besuchern präsentiert, u.a. im Dezember 1826 Wilhelm von Humboldt, der in einem Brief v. 29. Dezember 1826 seiner Frau mit leichtem Schaudern davon berichtete (siehe näher mit Zitaten aus dem Brief Albrecht Schöne, Schillers Schädel, S. 39 u. Fn. 76). Mit einiger Sicherheit hat Goethe Überlegungen zu Abhängigkeiten zwischen Schädelform und geistigem Gehalt angestellt, die sich an die damals modische Phrenologie oder Schädelkunde des Wiener Arztes Franz Joseph Gall anlehnten. Und ab und zu hat er den Schädel vielleicht versonnen betrachtet und gedacht: 'Hurra, ich lebe noch!' Wohl in zeitlichem Zusammenhang mit dem Zugriff Goethes auf Schillers Schädel - man könnte ihn fast als eine Trophäe sehen - schuf Goethe, was man als letztes seiner großen naturphilosophischen Altersgedichte deuten kann (so Albrecht Schöne, Schillers Schädel, S. 55 u. Fn. 126) und dann auch ein wenig der Beharrlichkeit von Carl Leberecht zuschreiben darf:
Im ernsten Beinhaus war's, wo ich beschaute
Wie Schädel Schädeln angeordnet paßten;
Die alte Zeit gedacht' ich, die ergraute.
Sie stehn in Reih' geklemmt' die sonst sich haßten,
Und derbe Knochen, die sich tödlich
schlugen,
Sie liegen kreuzweis, zahm allhier zu rasten.
Entrenkte Schulterblätter! was sie trugen
Fragt niemand mehr, und zierlich tät'ge Glieder,
Die Hand, der Fuß, zerstreut aus Lebensfugen.
Ihr Müden also lagt vergebens nieder,
Nicht Ruh im Grabe ließ man euch, vertrieben
Seid ihr herauf zum lichten Tage wieder,
Und niemand kann die dürre Schale lieben,
Welch herrlich edlen Kern sie auch bewahrte.
Doch mir Adepten war die Schrift
geschrieben,
Die heil'gen Sinn nicht jedem offenbarte,
Als ich in Mitten solcher starren Menge
Unschätzbar herrlich ein Gebild gewahrte,
Daß in des Raumes Moderkält und Enge
ich frei und wärmefühlend mich erquickte,
Als ob ein Lebensquell dem Tod entspränge.
Wie mich geheimnisvoll die Form entzückte!
Die gottgedachte Spur, die sich erhalten!
Ein Blick der mich an jenes Meer entrückte
Das flutend strömt gesteigerte
Gestalten.
Geheim Gefäß! Orakelsprüche spendend,
Wie bin ich wert dich in der Hand zu halten?
Dich höchsten Schatz aus Moder fromm entwendend,
Und in die freie Luft, zu freiem Sinnen,
Zum Sonnenlicht andächtig hin mich
wendend.
Was kann der Mensch im Leben mehr gewinnen,
Als daß sich Gott-Natur ihm offenbare?
Wie sie das Feste läßt zu Geist verrinnen,
Wie sie das Geisterzeugte fest bewahre.
(Ist fortzusetzen)
Im August 1827 kündigte sich ein Besuch König Ludwigs von Bayern in Weimar an und Ludwig signalisierte Interesse an einem Grabbesuch. Dies führte zur eiligen Rückführung des Schiller-Schädels in die Bibliothek. Die dortige Aufbewahrung traf aber offenbar auch nicht auf das Wohlgefallen des königlichen Besuches und erst dann ergab sich eine dauerhaftere und würdigere Lösung; dazu noch einmal aus den 'Erinnerungen' von Julius Schwabe:
"Der Großherzog richtete ein Handbillet an Goethe, in welchem es wörtlich hieß: ‚Es wird verschiedentlich über die Aufbewahrung der Schillerschen Relikten (seines Kopfes und Skelettes) auf hiesiger Bibliothek hin und her geurteilt, und meistens wohl missbilligt, dass ich es für ratsam halten möchte, selbige in dem Kasten, in welchem sie liegen, inklusive des Hauptes, von welchem vorher noch ein Abguss zu nehmen wäre, in die Familiengruft einstweilen setzen und aufheben zu lassen, welche ich für mein Geschlecht auf dem hiesigen Friedhofe habe bauen lassen, bis dass Schillers Familie einmal ein anderes darüber disponiert. So du hiermit einstimmst, so werde ich dem Hofmarschallamte die Anweisung geben, Schillers Überbleibsel unter seinen Beschluss bei meinen Ahnen zu nehmen. Karl August.’
Und so geschah es, Schillers "Relikten" wurden am 16. Dezember 1827 feierlich nach der Fürstengruft übergeführt, wo seit dem 26. März 1831 nun auch Goethe neben dem Freunde ruht. Dies ehrt zwar die beiden Dichter, wie das erlauchte Fürstengeschlecht, welches ihnen in seiner eigenen letzten Wohnung einen Platz gewährt hat. Aber schön wäre es doch gewesen, wenn das gemeinsame, stets zugängliche Grabmal auf der von allen Seiten sichtbaren Höhe des Friedhofes zu Stande gekommen wäre und aller Augen die Stätte gezeigt hätte, wo die beiden größten Dichter unseres Vaterlandes, wie im Leben so im Tode, vereint gewesen wären."
Anm.: das gemeinsame Denkmal auf der Anhöhe war die von Carl Leberecht Schwabe favorisierte Lösung.
Epilog
Das Kassengewölbe war 1854 ohne Ausräumung dem Erdboden gleich gemacht worden; der heutige Bau ist eine Rekonstruktion aus dem Jahre 1913. Im August 1911 hatte der Tübinger Anatom August v. Froriep, der an der Schwabe'schen Auswahl des Schädels zweifelte, die Erlaubnis zu einer neuerlichen Untersuchung und Grabung bekommen. Er präsentierte als Ergebnis einen anderen Schädel (August v. Froriep; Der Schädel Friedrich von Schillers und des Dichters Begräbnisstätte). Ein anderer Wissenschaftler ordnet diesen Schädel wiederum der im Kassengewölbe ebenfalls bestatteten Weimarschen Hofdame von Göchhausen zu. Trotz aller Bedenken ist aber auch der von Froriep bezeichnete Schädel mit den diesem Schädel zugeordneten Knochen in einem neuen Sarg am 9. März 1914 in der Fürstengruft beigesetzt worden.
Goethe hatte an Schillers schlichter Beerdigung und Totenfeier nicht teilgenommen Dies mag einer Unpässlichkeit, aber auch seiner notorischen Angst vor dem Tod geschuldet gewesen sein; auch bei der Beerdigung seiner Frau soll er gefehlt haben. Für sich selbst hatte er einen Zinksarg bestimmt, der die sterblichen Überreste über eine möglichst lange Zeit erhalten kann - in gewisser Weise der Mumienkonservierung ähnelnd, dabei auskommend ohne die intensiven Eingriffe in den Leichnam. Und Goethe wurde ein fürstliches Begräbnis zuteil im Vergleich zu der eher kargen Anteilnahme am Tode Schillers. Aber auch Goethe war der Tanz der toten Dichter beschieden: Nach 100 Jahren mäßiger Totenruhe gab's erste intensive Bewegung zum Ende des zweiten Weltkrieges, als deutsches Kulturgut - darunter die Särge der zwei Dichterfürsten - vor dem Zugriff des mutmaßlich barbarischen Feindes gesichert werden sollten und in luftschutzgemäße Stollen ausgelagert wurden. Als es dann wirklich zu Ende ging, wollte die deutsche Führung scheint's so viel wie möglich nach Walhalla mitführen und befahl die Zerstörung unter anderem der gesicherten genialen Gebeine (siehe näher Albrecht Schöne, Schillers Schädel, S. 30). Ein mitfühlender Zeitgenosse, der das Ende der Geschichte und der deutschen Kultur doch noch nicht gekommen sah, hat es hintertrieben und so konnten die Reliquien wieder nach Weimar zurück transportiert werden. Ob nun durch die Auslagerung oder den verlässlichen Zahn der Zeit – Goethes Sarg hatte Schaden genommen und rief die Zuwendung preußisch sorgfältiger Konservatoren in der damals noch eigensinnig-eigenständigen östlichen Landeshälfte wach. Der bereits defekte Zinksarg wurde ganz geöffnet und die Knochen wurden von den noch vorhandenen Gewebeteilen und Sargbeigaben wie Textilien und einem Lorbeerkranz gereinigt und frisch gewaschen wieder in einen Sarg gegeben. 'Mazeration' heißt diese Prozedur fachtechnisch und das Ganze ist in einer gerichtsmedizinischen Akte penibel festgehalten. Nach Ende der Ost-Republik wurde die Mazerationsakte ausgegraben und entfachte einen Sturm der Entrüstung über den 'respektlosen' Umgang mit Goethen. Die FAZ griff auf, wie der Sarg auf einer Schubkarre zur Gerichtsmedizin geschleift wurde (Thomas Steinfeld 'Sonderakte Goethe. Eine Trophäe für den Sozialismus: Wie die DDR die Überreste Johann Wolfgang von Goethes unsterblich mache wollte.' FAZ v. 18.3.1999, S. 49, 51) und im Fernsehen gab es gar Bilder aus der Mazerationsakte selbst zu bestaunen: einen schaurig grinsenden Goethe, noch mit dem verrotteten Kranz am Kopf, kurz nach der Öffnung seines Sarges. Einen plastischen Eindruck von der Mazerationsakte vermittelt Albrecht Schöne in 'Schillers Schädel, 2002, S.90 f, Fn. 74.
Wer nach Weimar kommt, kann nun in der Gruft der Dichterfürsten arg bewegte Gebeine besuchen und sich fragen, wem dies alles dient und welche Kultur dies ausweist. Vielleicht lacht Schiller als letzter. Im Schiller-Sarg liegen zwei Skelette - Reliquienvermehrung, wie sie auch aus der Kirchengeschichte notorisch ist. Der Expertenstreit dauert an, neuere morphologische Untersuchungen scheinen dem Bürgermeister Carl Leberecht Schwabe wieder etwas mehr Recht zu geben. Mit den heutigen gen-diagnostischen Verfahren könnte der alte Streit vielleicht sogar beigelegt werden. Die Stiftung Weimaraner Klassik ist hinsichtlich weiterer Untersuchungen aber zurückhaltend - und tut sicher gut daran: Keineswegs gesichert ist, dass einer der beiden Schiller-Schädel tatsächlich zu Schiller gehört(e). Vielleicht hat Schiller in den letzten 200 Jahren viel ruhiger und würdiger gelegen, als die meisten und insbesondere sein Freund und Konkurrent Goethe meinten.
Eine kleine Ergänzung: Inzwischen ist nun doch eine naturwissenschaftliche Untersuchung auf die Schiene gesetzt, und sie könnte letzte Klarheit bringen. Die Universität Jena vergleicht die DNA der wetteifernden Schiller-Reliquien mit DNA aus der Schiller-Familie, die in der Echtheit verbürgt werden kann. Es ist dies das Projekt „Der Schiller-Code“ (http://www.mdr.de/thueringen/3556288-hintergrund-3556316.html). Ergebnisse sind allerdings – Stand 15.6.2007 – noch nicht greifbar. Eine wirklich harte Nuss, dieser Schiller! Vielleicht hat er sich nochmals hinweg eskamotiert.
Nachtrag 2008: Am Samstag, 3.5.2008 wird der MDR um 22:00 Uhr über das Vorhaben „Der Schiller-Code“ und vielleicht auch über Resultate berichten. Dabei wird es auch um die näheren Umstände des Todes Schillers gehen. Denn die eigentliche Ursache des katastrophalen Befundes der Leichenschau – niemand konnte nachvollziehen, wie Schiller mit derart massiv angegriffenen Organen so lange hatte leben und schaffen können – hat Anlass für viele böse Legenden gegeben. Eine lautete auf Vergiftung durch den eifersüchtigen zweiten Dichterfürsten, nämlich Goethe. Diese Theorie hatte besondere Konjunktur während der Zeit des Nationalsozialismus, als man versuchte, Schiller als nationalen Helden für die ultrarechte Seite zu instrumentalisieren. Dahingerafft worden sei er durch den feigen Anschlag Goethes, dem man als einem Freimaurer alles Schlechte zuschieben wollte. Also: Man darf hochgespannt sein.
P.S. am 3.5.2008: Schiller ist frei
Nach den Ergebnissen des gemeinsamen Projekts des MDR und der Stiftung Weimarer Klassik, dokumentiert in der MDR-Sendung „Der Friedrich-Schiller-Code“ am 3.5.2008 (https://www.youtube.com/watch?v=n-rcDLEQkCQ) ergibt sich folgendes Bild: Nun hat die liebe Seele Ruh’, Schiller ist frei, Friedereich hat Frieden und das wohl schon geraume Zeit. Er lacht zuletzt, wo immer er nun sein mag. Einige Details:
· Der von Carl Leberecht Schwabe i.J. 1826 aufgesuchte Schädel (im Rahmen der Untersuchung: FS-Schädel, teils auch: Fürstengruftschädel) gehört nach übereinstimmenden und verlässlichen gentechnologischer Untersuchungen eines österreichischen und eines US-amerikanischen Forschungsinstituts einem Unbekannten, niemandem, der mit Schillers Schwestern oder seinen Söhnen verwandt sein kann.
· An diesem Schädel wurde vor langer Zeit (post mortem, aber vor dem für Goethes Sammlung gefertigten Gipsabguss) manipuliert: Das Gebiss wurde durch kunstvoll nachträglich eingefügte Zähne komplettiert, wie es der Anatom Herbert Ullrich bereits bei einer Untersuchung i.J. 1959 entdeckt hatte.
· Die Skelettteile im ersten Schillersarg in der Fürstengruft stammen von mindestens drei Individuen, nichts davon ist Schiller zuzurechnen.
· Ebenso ist ein altes Literaten-Gerücht – mehr aus der Abteilung Klatsch und Tratsch – nun passé: Eine Verwandtschaft Schillers zu Karl Eugen, Herzog von Württemberg und der Überlieferung Vater von ca. 200 nicht ehelichen Kinder, darunter mehr als 70 Schülern der Karlsschule, kann ausgeschlossen werden. Dies war der von Schiller hassgeliebte Landesherr und Gründer eben der Pflanzschule, aus der Schiller geflohen war. Das Genom von Friedrich Schiller konnte weitgehend durch Verwandtschaftsanalyse, also mittelbar bestimmt werden. Es steht damit für etwaige spätere Untersuchungen zur Verfügung.
· Der "falsche" FS-Schädel gleicht allerdings der Totenmaske Schillers so sehr, dass die für die Weichteil-Rekonstruktion verantwortliche Forscherin von einem Doppelgänger spricht. Es kommt auch mit höchster Wahrscheinlichkeit kein anderer im Kassengewölbe in der fraglichen Zeit Bestatteter in Betracht, auch nicht der von Froriep bezeichnete weimarsche Bürgermeister Paulsen.
· Der von Froriep Anfang des 20. Jahrhunderts präsentierte Schädel (im Rahmen der Untersuchung: RZ-Schädel) ist tatsächlich der Hofdame von Göchhausen zuzuordnen, nicht aber der von einer anderen Frau stammende Unterkiefer des RZ-Schädels. Froriep sind offenbar grobe Fehler unterlaufen.
· Der RZ-Schädel (Hofdame von Göchhausen) war nach den Untersuchungen in den Sechziger Jahren wohl durch späteren Vandalismus in einen Sarkophag der Weimarer Fürstenfamilie geraten. Dafür war der Schädel des Herzogs Ernst August des Ersten in den zweiten Schillersarg gewandert. Dies konnte im Zuge der Untersuchung richtig gestellt werden.
· Nach massenspektrometrischer Analyse eines Haarbüschels, das Schiller zugeschrieben wird, und eines originalen giftgrünen (sic!) Tapetenstücks aus seinem Arbeits-, Schlaf- und Sterbezimmers könnte eine Schwermetallvergiftung (massiv Blei, Arsen, Kupfer, daneben Quecksilber, Cadmium und Chrom; insgesamt ca. 20 kg Schwermetalle in der Gesamttapete verarbeitet!) an der Beschleunigung seiner Krankheit mitgewirkt haben. Damit sind Goethe und alle anderen zwischenzeitlich der Giftmischerei Verdächtigen nunmehr freigesprochen. Primäre Todesursache bleibt mit überwiegender Wahrscheinlichkeit eine lange währende, verschleppte Tbc-Erkrankung.
Das ist eine beachtliche Menge an neuen Erkenntnissen. Unter allem aber: Der Schiller-Sarg muss nun ausgeräumt werden. Schiller ist erfolgreich durch die Hände einer großen Zahl von Phrenologen, Osteologen, Dentologen, Anatomen, Geneaologen und Molekularbiologen aus fast zwei Jahrhunderten geschlüpft (siehe aber gleich unten unter P.P.S. zu einer in der Fernseh-Dokumentation absichtsvoll ausgeblendeten neuen Grabräubertheorie).
Sein Werk ist das, was (uns) bleibt, nicht sein Körper. Und die heute so oft mitleidig belächelten Geisteswissenschaften sind wohl eher geeignet, den Seelenfrieden der Menschen zu fördern als die exakten, die Naturwissenschaften.
P.P.S. am 5.5.2008: Vielleicht ist Schiller nicht ganz so frei
Vielleicht ist Schiller doch nicht so frei. Sondern ruht erkannt oder unerkannt in irgendeinem privaten Kabinett oder Nachlass. In der Pressekonferenz von MDR und der Klassik Stiftung Weimar am 5.5.2008 in Weimar schälte sich eine ganz neue Theorie heraus, nicht weniger bizarr als alles Vorherige.
Aber der Reihe nach: Bestätigt wird zunächst. Der „Fürstengruft-Schädel“ (FS-Schädel) kann niemandem zugeordnet werden, der mit eindeutig identifizierten Verwandten Schillers verwandt wäre. Kurz: er ist falsch. Sein Träger hatte auch keinerlei Beziehungen zu Carl Eugen von Württemberg, Landesvater der Schillers. Ebenso kann dies für die bezeugten Nachkommen Schillers ausgeschlossen werden, dann auch für den wahren – unentdeckten – Schiller selbst. Bemerkenswert bleibt die völlig außergewöhnliche Ähnlichkeit des FS-Schädels mit der Totenmaske des Friedrich Schiller. Anm.: Allerdings hatten Abweichungen zwischen beidem 1883 den zunächst dem Schädel gegenüber sehr aufgeschlossenen Anatomen Herrmann Welcker dazu geführt, an der Auswahl Schwabes i.J. 1826 zu zweifeln[4]. Dies hatte u.a. zu der erneuten Durchsuchung der Gebeine im Jahre 1905 durch August Froriep, Professor der Anatomie in Tübingen geführt, als deren Ergebnis ein neuer Schädel präsentiert wurde[5]. Dieser Schädel ist nach den Projektergebnissen nun eindeutig der Hofdame Louise von Göchhausen zuzuordnen, i.J. 1807 ebenfalls im Kassengewölbe beigesetzt.
Das Projekt wurde im Wesentlichen vom MDR finanziert; die gentechnologischen Untersuchungen (weitere Angaben wurden nicht gemacht, weitere Kosten sind aber wahrscheinlich, etwa für die Exhumierungen und sonstige Nachforschungen) sollen 110.000 € gekostet haben.
Auf der Aktiv-Seite der Beteiligten sieht man eine innovative Kooperation von Forschung und Medien (die Schiller vielleicht sogar Respekt abgerungen hätte, denn eine auf Medien ausgerichtete Selbstinszenierung und -vermarktung war ihm nicht fremd). Bei den Gentechnologen, bei den Anthropologen und bei den Genealogen dürfte auch einiger windfall profit in Form von Informationsmustern und -sequenzen hängen geblieben sein, die ohne den Projektkontext nicht zugänglich geworden wären. Z.B. war das molekularbiologische Referenz-Institut in den USA hoch beglückt über neue Kontexte der Romanov-Sequenz. Hier hatte es sich bereits Meriten verdient und konnte dies nun weiter ausbauen.
Und nun die neue Theorie zu Schillers
Schädel:
Wenn tatsächlich
eine frappierende morphologische Ähnlichkeit zwischen dem FS-Schädel und dem
wahren Schiller bestehe, beide gleichwohl nach eindeutigem gentechnologischem
Ergebnis nicht zusammen gehören, dann könne es sich mit einiger
Wahrscheinlichkeit um eine professionelle Fälschung handeln, vorgenommen
irgendwann zwischen dem Begräbnis i.J. 1805 und der Wiederaufsuchung i.J. 1826.
Dies hält immerhin der am Projekt beteiligte Genealoge Jahn für möglich. Anm.:
Die Stiftung will dies ausdrücklich
nicht weiter verfolgen; mit der Feststellung der Illegitimität des FS-Schädels
sei ihr Erkenntnisinteresse erloschen. Anm. 2: Die Süddeutsche hat am 5.5. die
Reliquienräuber-Theorie schon mit reportiert, ebenso am gleichen Tage der
Spiegel[6].
Das nötige Fachwissen und auch die mögliche Motivation sieht Jahn bei dem Obermedizinalrat Ludwig Friedrich von Froriep, übrigens Großvater des späteren Anatomen und Schiller-Archäologen August von Froriep. Froriep der Ältere hatte auch einer kleinen Sachverständigenkommission angehört, zusammengesetzt aus Froriep, dem Hofrat und Leibarzt Dr. Huschke (gleichzeitig Autor des Berichts v. 19.5.1805 über die letzten Tage Schillers und das Autopsie-Ergebnis) und dem Bruder Carl Leberechts, dem Hofrat und Leibarzt Dr. Schwabe. Froriep der Ältere soll selbst ein begeisterter Anhänger der Gall’schen Schädellehre gewesen sein, bereits eine bedeutende Sammlung originaler wie abgegossener Schädel besessen haben, deren heutiger Verbleib leider im Dunklen liegt. Und er soll wesentlichen Einfluss auf das Urteil des ihm ebenfalls eng vertrauten Goethe – wie er damals Phrenologe – genommen haben, als dieser 1826 Schillers Schädel als authentisch bewertet habe. Auch habe Goethe einen Gipsabguss des FS-Schädels besessen, und zwar bereits mit den im Projekt „Schiller-Code“ entdeckten manipulierten Zähnen; es sei eher unwahrscheinlich, dass diese Fälschung dem Herrn von Froriep entgangen wäre. Froriep soll übrigens ebenfalls am Leichenzug des 11./12.5.1805 teilgenommen haben, aber nicht in der ersten Reihe[7].
Das ist kein ganz unschlüssiger Ablauf: Unter dem Einfluss der zu dieser Zeit hochmodischen Phrenologie wurden in den feinen Salons Schädel herumgereicht und erschaudernd betastet. Prominentenschädel wurden geradezu gejagt, waren aber nachvollziehbarerweise auf legalen Wegen kaum zu beschaffen. Schiller wäre eine herausragende Ergänzung der Froriep'schen Schädel-Kollektion gewesen, um den Zusammenhang von Form und Geist zu beweisen. Ein ähnlicher Geschehenablauf wie hier vorgeschlagen ist übrigens auch von der Leiche Haydns bekannt; hier wurde die plumpe Fälschung allerdings rasch entdeckt und der richtige Schädel konnte dem kopflosen Rumpf wieder zugeordnet werden.
Ich möchte hoffen, dass es hier nicht so steht, dass vielmehr Schiller unerkannt und in Frieden ruht. Und dass die neue Theorie eher der Tunnelsituation zu verdanken ist, die in manchen Forschungsprojekten entsteht, wenn nach immer neuen Erklärungsversuchen ein „non liquet“ entsteht, ein paradoxes Muster aus nicht zusammensetzbaren Puzzleteilen.
Gefragt wurde ich auf der Pressekonferenz v. 5.5.2008, ob ich als Nachfahre nun enttäuscht sei. Schließlich sei doch der von Carl Leberecht identifizierte Schädel jetzt nach allen Regeln moderner Wissenschaften als falsch erkannt worden. Nein, habe ich geantwortet. Zwar seien die Bemühungen von Carl Leberecht eine Art Gründungsmythos unserer Familie, von Generation zu Generation mit allen notwendigen Zutaten weitergereicht: Moder, Intrige, Mord vielleicht sogar; dazu ein wackerer Vorfahr, der mit der Sturmlaterne die finstersten Ecken ausleuchtet, dann noch ein freiheitsliebender und etwas tragisch endender Held wie Schiller, im Kontrast zu seinem länger etablierten, besser an den Fürstenhof angepassten und notorisch eitlen Kollegen-Konkurrenten Goethe. Aber zumindest die beiden jüngsten Generationen der Schwabe-Nachkommen seien sich weitgehend einig: Schwabes erster Dienst an Schiller – das Sarggeleit – war ein Freundschaftsdienst, der zweite aber – das Durchpflügen des Kammergewölbes – war ein Bärendienst, für Schiller und andere. Wenn sich nun das Objekt der jahrhundertelangen allseitigen Begierde – der Schädel aus der Fürstengruft – als falsch erweist, dann hat Schiller in den letzten 100 Jahren erheblich bequemer geruht, als zu befürchten stand.
Aus gleichem Grunde bin ich nicht sicher, ob die hoch invasiven Aktivitäten im Rahmen des Projektes – mit dem Sägen und Bohren von Knochen und Zähnen, mit dem Umgraben von mehreren Gräbern, dem anschließenden Wiedereinsegnen und Rekultivieren – mit unserer gewollten Tradition, mit unserer christlichen Leitkultur übereinstimmen und ob sie in einer einfühlsamen Abwägung tatsächlich das sichtbar gewordene Erkenntnisinteresse rechtfertigen. Vielfach folgt der Verlauf von Forschung eben der eigentümlichen Physik exekutiver Projekte: Einmal auf die Schienen gesetzt, ist sie zum Erfolg verdammt und für sie gilt auch Paul Watzlawicks Beobachtung der Flucht nach vorn, der Flucht in das „Mehr vom Gleichen“, wenn sich der Erfolg nicht wie kalkuliert einstellt[8]. Ich halte dies schon für ein Problem von Carl Leberecht Schwabes Grabungsprojekt des Jahres 1826: Er hatte es zuversichtlich und recht offen am helllichten Tage begonnen, sah sich aber unter wachsender Opposition aus der Geistlichkeit und der Kommune, auch von Angehörigen der dort Bestatteten, rasch gezwungen, das im Wortsinn unterminierende Vorhaben ohne großes Aufsehen zu unbelebten Zeiten weiter zu treiben, dabei unter bewusster Ausnutzung seiner Amtsstellung[9]. Im Grunde konnte er am Ende die Mittel nur durch einen durchschlagenden Zweck und Erfolg rechtfertigen, nämlich durch das Präsentieren eines allseits akzeptablen Schädels. So ist es zu seiner Erleichterung auch gekommen – dies aber nach unserem heutigen Kenntnisstand entweder durch enormes Glück oder durch die Manipulation Dritter. Seine eigene Mitwirkung möchte ich nicht unterstellen.
Was bringt der Stiftung die neue Wahrheit, das frisch gewagte Wissen? Dass es nämlich keinen Schiller-Schädel und – zumindest hier – keine Schiller-Knochen mehr gibt. Die Stiftung hatte vorher zu viele Reliquien – bei Heiligen nicht ganz unüblich. Nun hat sie eindeutig zu wenige. Und will den künftig leeren Sarg als Kenotaph gewürdigt wissen, als eine Art Statthalter.
Kenotaphium, d.i. leeres Grabmahl, nannten schon die Griechen und Römer ein solches Grabmal, das an jedem beliebigen Orte aus Pietät zu Ehren eines Verstorbenen errichtet wurde, dessen Leichnam entweder nicht aufgefunden werden konnte oder in einem von der Heimat fernen Lande begraben lag. Später bezeichnete man damit auch die Grabstätte, die Jemand noch bei Lebzeiten für sich und die Seinigen erbauen ließ[10].
Ganz ehrlich und befriedigend ist das nicht. Schiller hat im Kassengewölbe eine eigene, übrigens auch seinem Stande entsprechende Beerdigung erfahren. Am besten noch wäre daher ein schlichter Hinweis am rekonstruierten Kassengewölbe. Darunter liegen doch höchstwahrscheinlich auch noch – kopflos, wie einst bei Haydn – die Gebeine, die zu Schiller gehörten. Schiller ist nie in der Fürstengruft gewesen, höchstens eine Vorstellung von ihm, die Hunderttausende nach Hause getragen haben. Und das Umwidmen zu einem Kenotaph, nachdem man den Irrtum erkannt hat, hat viel von Apologetik und nicht vollzogenem Loslassen. Konsequenterweise muss nicht nur der bisher verschämt im Hintergrund abgestellte Schillersarg II weichen, in dem wohl zeitweise ein compositum mixtum aus Fürst, Hofdame und weiteren Individuen lag, sondern auch der nun ganz inhaltslose Schillersarg I.
Wir sollten jedes körperliche Besitzenwollen oder Besitzenscheinen großer Geister ablegen, auch wenn es scheinbar zu unserem Geschäft oder unserer Identität gehört. Schiller wäre nach meiner festen Überzeugung das Bekenntnis zu seinen ästhetischen Überzeugungen wichtiger als jede Haptik und jede private oder öffentliche Aneignung von körperlichen Resten seiner selbst. Oder als ein ganz und gar unästhetischer stellvertretender Hohlraum, leerer noch als ein Schädel.
Ansonsten sollten die Akten nun in der Tat geschlossen und weggelegt werden. Eines aber ist vorher noch zu tun: Geändert werden muss auch die oben abgebildete Tafel am Grabe Carl Leberecht Schwabes, die noch die Gewissheit um die Authentizität des von ihm präsentierten Schiller-Schädels ausdrückt - und eben den fatalen Bärendienst an dem von ihm bewunderten Bürger-Dichter.
Sie könnte dann etwa so aussehen:
Anlagen:
Zwei Leserbriefe, abgedruckt in der Süddeutschen am 21./22.5.2008 und in der Frankfurter
Allgemeinen v. 3.7.2008:
(2008/19) 8.5.2008
Süddeutsche Zeitung, abgedruckt 21./22.5.2008
Schillers Schädel; Burkhard Müller: “Großer Geist, leerer Sarg” (Süddeutsche v.
5.5.2008, S. 11)
Was hat die Klassik-Stiftung dazu getrieben, mit hoch
invasiven und im Ergebnis letztlich verwüstenden Methoden Wissen zu schaffen?
Hellmuth Seemann nannte in der abschließenden Pressekonferenz als Wahlspruch
für seine Arbeit das Leitmotiv der Aufklärung „sapere aude!“. In der Tradition
Schillers kann man dies aber nicht als begieriges, bedingungs- und
rücksichtsloses Wissenwollen verstehen. Schiller hatte es im 8. Brief seiner
Abhandlung „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ von 1795 so übersetzt:
„Erkühne dich, weise zu sein.“ Und der ästhetischen Erziehung dienen m.E. nicht
das Schaufeln an Gräbern, die über Jahrhunderte unberührt waren, das Sägen,
Bohren und Raspeln an Knochen und Zähnen. Und auch nicht ein nun inhaltsloser
Sarg, nachträglich und scheinbar klassisch zum Kenotaph umgewidmet. Alles dies
ist kein Ausweis von Weisheit.
Zugutehalten will ich der Stiftung: Im Grunde hat sie das
ähnlich explorative und aggressive Projekt des Carl Leberecht Schwabe nur
verlängert. Schwabe hatte 1805 – noch Freundschaftsdienst – aus dem Stand einen
respektablen Leichenzug organisiert und wollte dann 1826 – schon Bärendienst –
Schillers Schädel als eine Art kulturelle und lokale Trophäe aufsuchen. Dabei
war er aber mit nun einiger Wahrscheinlichkeit einem noch Entschlosseneren,
einem Grabjäger und Schädelfälscher aus der Schar der Gall-Jünger aufgesessen. Er
hielt wohl damals ein besonders makabres Kuckucksei in Händen, dessen sich der
heutige Nestbesitzer, die Stiftung, nach höchst wechselhaftem Verlauf des
jahrhundertelangen Nachforschungsprojekts nun entledigt.
In jedem Fall ist dies der perfekte Anlass für eine
Zeitreise in die damalige Weimarer Atmosphäre: Die Wiege der Klassik war
exzellent vernetzt zu den damals gesellschaftlich gefragtesten
Wissenschaftlern. Die Gall’sche Schädellehre – seit 1801 in seiner
österreichisch-katholischen Heimat als materialistisch und das Jenseits
leugnend verboten – geisterte durch die Salons Europas und hatte in Weimar
hochintellektuelle Sympathisanten, auch in Goethe und Froriep. Gall hat zwar
aus heutiger Sicht mit ganz und gar untauglichen Mitteln gearbeitet. Seine
Hypothese eines arbeitsteilig organisierten und strukturierten Denkapparats ist
aber heute längst Gemeingut geworden. Goethe sah den Menschen in seiner
ganzheitlichen Betrachtungsweise bereits als Mitwesen in der Schöpfung an;
Darwin erkannte darin später verwandte Sichten. Die Weimarer Stimmung war
avantgardistisch und prometheisch, kirchenfern und hochmodern – mit allen
post-paradiesischen und inhumanen Nebenfolgen faustischen Fortschritts. Wir
blicken auch auf uns selbst.
P.S.: Sehr bereichernd beschreibt Albrecht Schöne die
geisteswissenschaftlichen und historischen Kontexte. Schöne interpretiert
Goethes Terzinen mit einem profunden historischem und literarischen Hintergrund
(„Schillers Schädel“, Beck, 2. Aufl. 2002, S. 55-78), dabei auch die besondere
Schreibweise „Gott=Natur“ (Schöne a.a.O., S. 72), die in der Süddeutschen
abgewandelt und den Sinn leicht verändernd mit „Gott-Natur“ wiedergegeben ist.
P.P.S.: Mein vertieftes Interesse rührt daher: Carl Leberecht Schwabe, der Schiller 1805 den Freundschaftsdienst und 1826 den Bärendienst erwiesen hatte, ist einer meiner Vorfahren mütterlicherseits (siehe oben).
(2008/24) 24.6.2008
Frankfurter Allgemeine, abgedruckt 3.7.2008
Schillers Schädel (Michael Hagner: "Jetzt ist doch jeder verdächtig",
F.A.Z. v. 15.5.2008. S. 33; "Schillers Schädel, Pietät und Mythos",
Leserbrief in der F.A.Z. v. 23.6.2008, S. 8)
Kulturell irritierend und auch ein wenig unchristlich
bleibt der hoch-invasive Hang zu reinen, dauerhaften und zweifelsfreien
Knochen, der auch Goethe einige Monate seiner Totenruhe gekostet hatte; die
F.A.Z. hatte vor Jahren über die Umstände der Mazeration berichtet. Noch aus
dem kämpferischen Leserbrief von Wissenschaftlern des Schiller-Projektes bricht
dieser haptische Drang hervor, eine Haltung, die ein wenig ausblendet, dass die
Messung den zu untersuchenden Prozess manchmal schädigen oder gar unumkehrbar
zerstören kann. Die zum letzten Ausleuchten entschlossene Haltung des
Schiller-Decodier-Teams hatte übrigens in der - erstmals - hochauflösenden
Dokumentation des MDR ihr passendes mediales Bild.
Wer hat nun mehr Recht in diesem neuen Geister-Streit?
Nach der Psychologie enttäuschender Projektverläufe setzen sich
Sackgassen-Depressionen bisweilen in eine immer klarer definierte innovative
Gewissheit um, gerne auch unter Einreißen von Tabus und Denkgrenzen. Alles fügt
sich plötzlich, wie ein Puzzle. Außenstehenden bleibt das neue
gemeinschaftliche Glück zumeist zunächst verschlossen. Eine mögliche Erklärung
für das Fehlen des echten Schiller-Schädels, das nach unerwarteten Arabesken
erst sehr spät im Projektverlauf ganz gewiss wurde, ist die Schädelfälschung.
Die einzig denkbare Erklärung muss sie aber beileibe nicht sein; zu Recht
verweist Hagner auf den zweifelhaften Nutzen und die beträchtlichen
gesellschaftlichen Risiken für die durchweg gut etablierten
"Verdachtspersonen". Und hätten sich Schillers Schädel und der so
genannte "Schiller-Schädel" tatsächlich geglichen wie ein Ei dem
anderen, dann hätte der ursprünglich auf Bestätigung gepolte Anatom Welcker -
der auch kein Stümper war - wohl kaum die tiefen Zweifel herausgearbeitet, die
1911 zu der Grabungskampagne unter Froriep dem Jüngeren den Anlass gegeben
hatten.
Das einzig Erfreuliche an diesem nun schon in mehrfacher
Hinsicht unappetitlichen Prozess: Schiller selbst hat sich einmal mehr hinweg
eskamotiert und dem physischen Begreifen entzogen.
P.S.:
Ich bin Nachfahre des Weimarer Bürgermeisters Carl Leb(e)recht Schwabe, der
Schiller glühend verehrte, ihn 1805 zu Grabe getragen hatte und 1826 versucht
hatte, den Schiller-Schädel zu bergen. Ich habe mich in der Familientradition
bemüht, den Ablauf zu beschreiben, notwendigerweise hier und da subjektiv
geprägt (siehe oben).
P.P.S.:
Der oben erwähnte Beitrag über die Mazeration Goethes stammt von Thomas
Steinfeld: "Sonderakte Goethe. Eine Trophäe für den Sozialismus: Wie die
DDR die Überreste Johann Wolfgang von Goethes unsterblich mache wollte."
(F.A.Z. v. 18.3.1999, S. 49, 51)
Dr. jur. Karl Ulrich Voss, Kuckenberg 34, 51399 Burscheid
[1] J. Schwabe, Erinnerungen eines alten Weimaraners an die Goethezeit, Frankfurt, nach 1850, ders., Schillers Beerdigung, 1852, Neudruck 1932
[2] Albrecht Schöne, Schillers Schädel, 2. Aufl. München 2002
[3] J. Schwabe, Erinnerungen, 4. Kapitel, S. 27ff
[4] Hermann Welcker, Schillers Schädel und Totenmaske nebst Mitteilungen über Schädel und Totenmaske Kants
[5] August von Froriep, Der Schädel Friedrich von Schillers und des Dichters Begräbnisstätte
[6]Burkard Müller, "Großer Geist, leerer Sarg" ,Süddeutsche 5.5.2008, S. 11; Malte Herwig, „Die vertauschten Köpfe“, SPIEGEL 19/2008 v. 5.5.2008, S. 164 (168f)
[7] Zitat aus dem Schiller-Album v. 1837, zitiert nach Julius Schwabe, Schillers Beerdigung, 1852, S. 27, zweite Fn.: „Im Jahre 1805 befand ich mich, damals Professor in Halle, gerade in Weimar zu Besuch, als Schiller unvermutet starb, und als die Hülle des großen Geistes (sic!) in der hellen Mitternachtsstunde vom 11. auf den 12. Mai von einigen jungen Gelehrten, unter denen Stephan Schütz und Heinrich Voß, Künstler und Staatsdienern getragen, beigesetzt wurde, waren – ich begreife noch nicht, wie das so kommen konnte – ich und ein mir Unbekannter, der, wie ich nachher hörte, Schillers Schwager, Herr von Wollzogen war, die einzigen, welche dem Sarge folgten.“
[8] Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein
[9] Julius Schwabe, Schillers Begräbnis, S. 50-55
[10] Allgemeine deutsche Realencyclopädie für die gebildeten Stände – Conversations-Lexikon – , 10. Auflage, Bd. 8, F. A. Brockhaus, Leipzig 1853