DIE BURSCHEIDER KANZEL-RAMPE

Beim Integrierten Entwicklungs- und Handlungs-Konzept / IEHK 2025 für unsere Burscheider Kommune haben sich die Planer zum Beleben der Innenstadt etwas Besonderes ausgedacht – einen Sendero Luminoso bzw. einen Erleuchteten Pfad samt Skywalk vom Balkantrassen-Rad- und Fußgängerweg hoch auf die Hauptstraßenbrücke. Und steil wie die krasse Rampe am Grand Ballon – oder Großen Belchen – in den Vogesen.

Die Rampe und die zugehörigen „Aussichts“-Plattformen sollen rund eine halbe Mio. kosten (Nachtrag nach der Sitzung des Burscheider Stadtentwicklungsausschusses am 5.10.2021: Kostensteigerung auf zwischenzeitlich 817.800€, trotz Verzichts auf eine der beiden ursprünglich mal geplanten Plattformen, die „Plattform Nord“). Mir stellt sich da massiv die Sinnfrage. Dazu hatte mir der Bergische Volksbote am 16.5.2019 netterweise etwas Platz eingeräumt:

Mit Licht fängt man Motten – Mäuse aber aller Erfahrung nach mit Speck. Ein schlüssiger Nutzen der geplanten Rampe und insbesondere des illuminierten Skywalk ist aber noch gar nicht dargetan – hier war selbst der Verwaltungschef verblüffend verzagt. Die Rampe wird mit ca. 8% Steigung und Gefälle auch nicht so direkt barrierefrei und die Plattform wird eher für Windkraft optimiert sein als für Sonnenschirme. Welchen Konsum wir damit bei Radlern zusätzlich triggern könnten – und bei welchen Waren und Dienstleistungen – das ist weder seriös prognostiziert noch auch nur annehmbar. Rampe plus Skywalk könnten ähnliche Wahrzeichen frustrierter Planungsziele werden wie unsere tristen Blechbäume am Markt: Sie nutzen nicht, sie trösten nicht, aber stehen bleiben sie doch.

Unser städtebauliches Konzept kommt besser ohne Rampe und Plattform aus, und dabei ganz ohne die vom Bürgermeister raunend und dräuend beschworene Lebensgefahr für die Innenstadt. Das Geld wäre besser und konsequenter investiert, würden wir die Balkantrasse im Kernbereich der Stadt beleuchten, etwa zwischen Hallenbad und altem Bahnhof. Dazu würde ich sogar eine Lampe spenden. Versprochen.“

Dazu ein aktueller Blogpost mit mehr Information, auch zum Planungsprozess oder zur Metamorphose einer Burg mit Erlebnisaufzug zu einem Podest mit Rampe, meinetwegen auch zu einer Rückentwicklung Schwan/Entlein und zur Reichweite kommunalen Dialogs. Und – wir sprechen ja unter Radfahrern – zu dem klassischen Zuruf von Udo Bölts an Jan Ullrich, als letzterer bei der 1997er Tour de France am Anstieg zum Grand Ballon in den Vogesen zu schwächeln drohte: http://uliswahlblog.blogspot.com/2020/09/qual-dich-du-sau.html

Gerne die ganze Moritat auch als Lied:

Das Lied von der Rampe
oder: Wenn die Euros sind frei

frei nach Hoffmann von Fallerslebens Vorlage von 1842
zarte Textanpassungen durch K. U. Voss, Burscheid, im September 2020
zum Vortrage gebracht unter
www.vo2s.de/rampe-ein-lied.mp3

Die Gedanken sind so frei,
lasst uns schnell zementieren!
Wir bleiben da-abei,
was könnt‘ uns irritieren?
Sind Fakten geschaffen,
dann schweigen die Affen
und werden scho-on seh’n:
Unser Bu-urscheid wird schön !

Quäääl dich, du-u Sau!*)
heißt es jetzt auf der Rampe.
Dann denkst du: „Ge-enau,
wer braucht schon ‘ne Wampe?“
Und bist du erst oben,
dann wird sie das loben,
was du heut‘ ge-eschafft
mit titanengleicher Kraft !

Und stürmst du e-empor,
oh !, schon stürzt dir‘s entgegen:
Die Rollschuh‘ zu-uvor
und dann erst der Segen
aus Rollstühlen, Rollern,
sie rollen und kollern,
auch Skateboards sind dabei.
Und du mitten im Geschrei !

Die Moraaal von der Geschicht‘,
denke, dass es diese wäre:
Den Planern traue nicht,
wenn’s Geld regnet. Doch kläre,
was Nutzen, was Schäden,
was Kosten, was eben
herauskommt da-abei,
wenn tausend Euros sind so frei !

Ich korrigiere nach dem IEHK Stand Dezember 2016:
fünf-hundert-tausend Euros flattern frei…

Ich korrigiere:nach Erkenntnissen des Stadtentwicklungsausschusses v. 5. Oktober 2021:
acht-hundert-tausend Euros flattern frei…

*) Zitat Strophe 2, Zeile 1:
Uwe Bölts zu Jan Ullrich bei der 18. Etappe der Tour de France 1997
auf einer 9%-Rampe zum Grand Ballon in den Vogesen.

Und im Zusammenhang mit der gerade anstehenden Kommunalwahl 2020 direkt noch eine persönliche, außerparlamentarische Mini-Bürgerinitiative. Daran werden sich hoffentlich möglichst viele Bürger*innen beteiligen, die hier ebenfalls Zweifel am planerischen Verstand haben und nicht für die nächsten 50 Jahre auf ein sinnfreies Bauwerk blicken wollen – oder auf einen Spitzenplatz Burscheids im nächsten Schwarzbuch der Steuerzahler: Hier könnte man mit-unterschreiben http://www.vo2s.de/bruecke.pdf  Es ist noch nicht zu spät! Aber bald.

Siehe auch einen früheren Post in gleicher Sache, zu einer lebhaften Info-Veranstaltung der Stadt:  http://uliswahlblog.blogspot.com/2019/05/burscheid-spange-statt-skywalk-und-rampe.html

Und nun zurück zur Hauptseite, mit ihren mehr galaktischen Fragen …