Karl Ulrich Voss: Ich über
mich
Geboren: 1951 in Hagen-Eckesey – in der Schiller-Straße; auf Schiller komme ich
noch mal zurück – habe Frau, drei Kinder und vier Enkelkinder, singe und
zeichne gerne und habe eine Schwäche für's
Internationale.
Jurist bin ich - und Anarchist.
Keine Panik, nicht von der Bomben werfenden Abart, sondern im ursprünglichen
Wortsinn: Für den Ausbau persönlicher und lokaler Autonomie und für den Abbau
unnötiger, nicht transparenter Herrschaft - für die Beschränkung des Staates
auf das für Bürger Erträgliche. Ich denke, dass Regionalisierung der Demokratie
mehr Chancen gibt als Zentralisierung und Konzentration. Ich mag Mitbestimmung
viel lieber als Fremdbestimmung und Selbstbestimmung nochmals mehr als
Mitbestimmung. Ich bewundere den freiheitsliebenden Schiller deutlich mehr als
den staatstragenden Goethe. Und ich halte Schiller für höchst aktuell: Jeder,
der Soldatinnen und Soldaten in die Welt schickt, sollte vorher Schillers
'Taucher' auswendig gelernt haben, das beste verfügbare Video über das
Verhältnis von Macht, Mut und Moral. Die Schiller-Sympathie teile ich mit Carl
Leberecht Schwabe, einem meiner Vorfahren. Der hatte bei Schillers plötzlichem
Tod i.J. 1805 kurzerhand einen Leichenzug seiner Freunde und Fans organisiert
und wollte dann 1826 Schillers Schädel aus einer anonymen Gemeinschaftsgruft,
dem Weimarer Kassengewölbe, klauben. Er hat aber wohl den falschen
oder gar einen gefälschten Schädel gegriffen.
Ich halte sehr viel von
Kommunikation von unten nach oben und glaube: Etwas Reformgeist und frischer
Wind täte unserem Staatswesen sehr gut. Wieso? Nehmen wir nur zwei politische Großprojekte
aus den letzten Jahren, die Umgestaltung der deutschen Militärdoktrin
und die ökonomischen, politischen und kulturellen Spielregeln der Wiedervereinigung.
Testen wir daran einmal nüchtern den Wirkungsgrad unserer Demokratie: In beiden
Fällen hat die Politik zupackend, aber nicht notwendig repräsentativ gehandelt.
Ohne groß zu fragen, wie die Bürger über Alternativen denken. Einige gut
organisierte Einflussgruppen allerdings konnten ihre besonderen Interessen zur
Geltung bringen. Die einsam und diskret getroffenen Regelungen standen auch in
folgenden Wahlkämpfen nicht mehr zur Debatte. Taugt denn Demokratie nicht für
die ganz großen Fragen?
Nun, Demokratie kann zweierlei
sein:
·
Entweder
ein fein ziseliertes Räderwerk zur schlüssigen Erklärung von
Herrschaftsverhältnissen, das die Bürger beruhigt und unbesorgt ihrem Tagewerk
nachgehen lässt - dann unterschiede sich Demokratie aber nicht grundsätzlich
von den traditionelleren, autoritäreren Gesellschaftsformen wie den
Oligarchien. Es gäbe eine höchstens kleine, graduelle, äußerliche Entwicklung
und der ganze bürgerliche Mut und Aufstand der Vorfahren hätte nicht gelohnt.
·
Oder
Demokratie kann ein Instrument zur Teilung und Durchleuchtung von
Herrschaft sein und damit eine innovative und anpassungsfähige
Gesellschaftsform. Ich möchte die zweite Variante fördern, weil ich sie für
menschenwürdiger und nachhaltiger halte. Und meine Internetseite ist ein
privater Beitrag zur politischen Bildung und Diskussion. Ich wünsche anregende
Lektüre und bin für jeden Rat und alle Kritik empfänglich! Genauso glücklich
bin ich, wenn Sie auch "Ihren" politischen Vertretern auf Kommunal-,
Landes- und Bundesebene klar und offen Ihre politische Meinung sagen oder
schreiben würden. Zum Beispiel Ihrer oder Ihrem Bundestagsabgeordneten!
Ach ja, ein besonderes Leiden
sollte ich noch erwähnen; hab's vor Jahren aus Südtirol eingeschleppt: Ich
grüße beim Spazierengehen und -laufen meine Mitmenschen - ohne Ansehen von
Alter, Geschlecht und Haarfarbe. Und wenn man ihnen genügend Zeit lässt, sich
von der anfänglichen Schreckstarre zu lösen, grüßen sie meistens auch erfreut
zurück. Lassen Sie sich anstecken! Weihnachten 2006 ist eine neue infektiöse
Marotte hinzugekommen: ich bin ich Einrad-Besitzer – und es macht wirklich
einen irren Spaß!
Wenn man das historisch
betrachtet sehr ungewöhnliche Glück hat, in einer Demokratie zu leben – dann
sollte man sie auch spüren, nicht wahr? Drum habe ich i.J. 2009 meinen Hut in
den Ring geworfen und mich bei der Wahl unseres Burscheider Bürgermeisters
beteiligt. Ganz allein und offen, ohne Partei, aber mit einem Budget von 2 T€,
soviel, wie man für einen Urlaub in der Nähe ausgeben könnte. Warum
Unabhängigkeit eine sehr gute Wahl ist, steht schon oben eingeleitet und ist hier näher ausgeführt. Da gibt es für unabhängige Bewerber
zunächst eine kleine Hürde = 160 Bürger/innen, die solches unterstützen wollen.
Ehrlich gesagt, das ist zu machen; man muss halt ein wenig Klinken putzen. Man
trifft und grüßt so aber auch Menschen, die man sonst nie gesehen, geschweige
denn gesprochen hätte. Am Ende: Ich wurde kein Bürgermeister, blieb bürgerlich
und meinen bisherigen Hobbies erhalten, habe immerhin die Debatte bereichern
können, unseren Grünen vermutlich ein zusätzliches Mandat beschert und ein
zweistelliges Ergebnis eingefahren. 10,9%, genauer gesagt. Kein Kandidat war
dreistellig ;-) Und wenn man die Stimmen dividiert durch den Einsatz von
Mitteln oder auch Helfern, dann war mein Wahlkampf eindeutig der effizienteste.
Näheres zur Wahl und zu dem, was man dabei so Anheimelndes erleben kann, finden
Sie auf meinem Wahlblog,
den selbst der WDR loben musste.
Die unabhängige Kandidatur für
das Bürgermeisteramt war neu und anregend. Drum habe ich mich – ebenso
parteifrei – bei den Wahlen am 22. September 2013um eine Direktkandidatur für
den Deutschen Bundestag beworben, mit dem bereits bewährten Budget von
2 T€. Warum das zwar deutlich weniger aussichtsreich ist ein Sechser im
Lotto und nichtsdestotrotz wichtig, das erfahren Sie hier. Den Fortgang können Sie auf meinem Wahlblog
verfolgen. Ergebnis: Statt meiner ging dann doch wieder der liebe Herr Bosbach
nach Berlin, für seine sechste Legislaturperiode, wenn ich’s recht gezählt
habe, und vertrat weiter unseren schönen rheinisch-bergischen Kreis. Ich habe
ihm viel Glück dabei gewünscht, politisch wie menschlich. Ganz unerwartet kam
es ja nicht – seit 1949 hat’s kein unabhängiger Bewerber mehr geschafft und
auch diesmal wieder nicht = auch im gesamten Bundesgebiet kein anderer. Eine
kleine Bestandsaufnahme
findet sich auf meinem Wahlblog. Warum ich es trotzdem jedem nur empfehlen
kann: Zum Preis einer kleineren Bildungsreise haben Sie mindestens ein Vierteljahr
beste Herausforderung und Unterhaltung, Sie lernen viel dazu. Z.B. wie man
schnell einen QR-Code generiert oder
Plakate zaubern lässt. Sie sprechen mit
Menschen, mit denen Sie sonst Ihr Leben lang nicht sprechen würden, und sehen
Häuser, Straßen und Gemeinden, die Sie sonst nie wahrnehmen. Sie beantworten
ständig Fragen,
auch zu erstaunlichen Themen, nutzen die gewöhnlich verdächtigen Plattformen
und es ist die ganze Zeit über spannend, und zwar bereichernd spannend. Es
macht sogar Spaß. Und Sie können ein
paar Steine in das im Übrigen recht unbewegte Wasser werfen. Probieren Sie
es bei nächster Gelegenheit im Selbstversuch aus: Vielleicht auch bei EU-Wahlen
– okay, über deren demokratischen Wirkungsgrad kann man ein wenig nachgrübeln –
oder bei künftigen Rats- und Bürgermeisterwahlen. Hebt die Hufe! Demokratie ist
ja nach dem Wortsinn: Herrschaft des Volkes oder: Unsere Herrschaft. Und die
Lufthoheit über den Stammtischen muss man ja nicht den bisweilen fragwürdig
Organisierten überlassen.
Dann wäre doch noch eine Wahl
zu nennen, zeitweise nachhaltiger im Ergebnis: Die Burscheider Abteilung des
Bergischen Geschichtsvereins hat mich im Februar 2019 einstimmig bei (m)einer
Enthaltung zum Vorsitzenden gekürt. Trotz meines Geburtsortes, s.o.! Na ja,
jedenfalls meine Mutter und Großmutter stammen aus dem Bergischen, da kann man
Hagen schon mal durchgehen lassen. Messen Sie mich im Übrigen an meinem Erfolg:
Sollte ich bis zur nächsten Wahl keinen willigen Nachfolger oder eine tüchtige
Nachfolgerin gefunden haben, dann habe ich etwas falsch gemacht ;-) Tja, irgendwie muss ich beim
Geschichtsverein aber viel zu wenig falsch gemacht haben.
Tatsächlich hat sich schon nach zweieinhalb Jahren, damit lockere zweieinhalb
Jahre vor Ende meiner Legislatur, ein neuer Gerne-Vorsitzender aufgetan. Als
die Luft zum Schneiden dick wurde, habe ich dann abgedankt. Immerhin habe ich
das Haus recht aufgeräumt hinterlassen: Mit einem werbewirksamen Landes-Heimatpreis,
wieder stabilen Mitgliederzahlen, moderner technischer Ausstattung und einem
beträchtlichen Finanzpolster für die kommenden Jahre. Trotz Corona. Also am
Ende doch ein wenig mission accomplished; jedenfalls: die Mission Ehrenamt.
Falls Sie mich per Mail
erreichen wollen: uli@vo2s.de
oder kuvo2s@gmail.com.
Mit freundlich-demokratischen
Grüßen
Dr. jur. Karl Ulrich
Voss, Kuckenberg 34, 51399 Burscheid
P.S.
Eine Abgeordnete wünschte mir mit
mütterlicher Besorgnis, ich möge bald meine politische Heimat finden. Offenbar
vermisste sie schmerzlich ein eindeutiges Bekenntnis zu einer politischen Farbe
oder Richtung.
Tja, das ist nun in der Tat schwierig.
Wer weiß das heute denn noch so genau, wo Krieger aller Farben kreischend die
Bürger umrennen, Linke von rechts durch die Mitte schießen, Schwarze ergrünen,
Grüne erröten und Alternative sich für alternativlos deutsch erklären. Ich bin
für das Denken in parteilichen Gemeinschaften nicht besonders gut geeignet,
halte auch in Glaubensfragen die jeweiligen Regeln für’s
Zusammenleben an Wochentagen für wichtiger und friedensfähiger als die
einzelnen Prozeduren, Rituale und Zeichen – kurz: ich fühle mich bei Sachthemen
besser aufgehoben. Darin steckt, wenn man es genau nimmt, ein demokratisches
Paradoxon: Unser Nachkriegs-Lernziel war ja 'Freiheit und Individualität'. Das
habe ich brav erreicht und bin ganz konsequent etwas partei-autistisch geraten.
Oder: ich habe meine politische Ich-AG gegründet. Nun denn: Wer mich unbedingt
räumlich einordnen muss, bevor er jetzt weiter liest: Ich denke, ich bin unten
vorne, bei den Humanisten.