Karl Ulrich Voss,
Burscheid: Meine Leserbriefe im Jahr 2023
Stand: Februar 2023
(2023/12) 1.2.2023
Kölner Stadt-Anzeiger
Werbung für den „Traumberuf E-Sportlerin“ in der Ausgabe v. 31.1.2023
(Aufmacher auf S. 1, Artikel von Mariana Friedrich unter den
Duda-Kindernachrichten auf S. 13)
Erstaunliche Koinzidenz: Am Morgen beschreibt der
Stadt-Anzeiger in den Kindernachrichten den großen deutschen Nachholbedarf bei
Computerspielerinnen auf hohem Niveau – bei den wenigen Profis und bei der dann
notwendigerweise großen Pyramide von Amateurinnen und Anfängerinnen darunter.
Und in den Abendnachrichten laufen entzückende Trailer von der Nürnberger
Spielwarenmesse, die den beschleunigten Vormarsch künstlicher („virtual“) und
verschmelzender („augmented“) Wirklichkeiten in die
Kinderzimmer animieren. „Catch them young!“ ist halt ein altbewährter Rat.
Asien, hast Du es schon besser? Nicht wirklich: Nach
aktuellen Studien nimmt dort die Myopie oder Kurzsichtigkeit in den
urbanisierten Gemeinschaften epidemische Ausmaße an – und zwar effizient
angetrieben durch veränderte digitale Sehgewohnheiten und insbesondere
Lichtfarben und Sehabstände. Auch mit der Folge zunehmender praktischer Blindheit
schon in mittleren Lebensjahren. Wenn man es sarkastisch nimmt: Proportional
steigen werden in jedem Fall die Berufschancen als Optikerin und Augenärztin.
Vorausgesetzt, man verbringt einen gehörigen Teil seiner Jugend an der frischen
Luft.
Quellen u.a.:
https://en.wikipedia.org/wiki/
https://www.elza-institute.
(2023/11) 31.1.2023
Das Parlament
Ukraine-Krieg; Editorial der Ausgabe v. 23.1.2023: Christian Zentner „Zögern
oder Zaudern?“
Wenn sich die deutsche Außenministerin – politisch
sozialisiert in einer ehedem nachhaltig pazifistischen Partei – ohne Zögern
noch Zaudern in einen Koalitions-Krieg gegen Russland hineindenken kann, dann
sind die bedingten Reflexe dieser Republik lange verschlissen, sowohl
diejenigen aus der Gründungszeit als auch die aus der Sturm- und Drangzeit der
60er. Die Chancen Deutschlands als Mittler und Makler sind allerdings ebenso perdu.
Bitterböse gewendet kann man es ferner so sehen, und das
mag sogar im Ergebnis der heute noch etwas distanzierteren Haltung der
politischen Mehrheit nahekommen: „Alii bella gerant, tu felix Germania vende!“ Oder auch: „Lass andere Kriege führen und
verkaufe derweil Waffen!“
P.S.:
Streng genommen trifft das „vendere“ im
zweiten Absatz nicht zu – tatsächlich wird die Bundesrepublik die Kosten der
Waffenlieferungen selbst tragen, siehe etwa aus für gewöhnlich gut
unterrichteten Kreisen: https://www.br.de/nachrichten/
(2023/10) 30.1.2023
Süddeutsche Zeitung
Ukraine-Krieg; Detlev Esslingers Kommentar „Führung? Oh je“ (Süddeutsche v.
28./29.1.2023, S. 4)
Führung? Ja, es mutet schon lange an wie die Führung des
gequälten Tanzbärs – Führung durch das stringente
Gewissensmanagement eines Selenskij, Melnyk, Sikorski
oder des einen oder anderen Thinktank.
Nicht so bei den freiheitlichen oder den grünen Partnern
der SPD; sie denken sich mit einiger Freude in die zum Glück von allen Wählern
distanzierte Kriegssituation hinein, siehe jüngst im Überschwang unsere
Außenministerin: Endlich wieder ein gerechter Krieg und viel ehrbare Rüstung;
dies mag nachhaltig frustrierende Traumata kleinerer Waffengänge der letzten
dreißig Jahre vergessen machen, auf dem Balkan, im Mittleren Osten oder in
Afrika. Soweit sehr angenehm!
Was aber, wenn die Kampfpanzer nun wacker ihren Job
erfüllen und sie dann eine nationalkonservative Kiewer Administration
ertüchtigen, viele unliebsame ethnische Russen zu drangsalieren, vielleicht zu deternieren, umzuerziehen oder zu vertreiben? Gründe werden
sich schnell finden. Haben wir für diesen Fall etwas vereinbart oder geplant?
Da wir doch eigentlich das Humanitäre, die ethnische Toleranz und das "Stay Put" im Schilde führen? Zumindest die Sudetenkrise
sollte uns noch in sehr schmerzlicher Erinnerung sein.
(2023/9) 30.1.2023
DER SPIEGEL
Ukraine-Krieg; Leitartikel von Ralf Neukirch in der Ausgabe Nr. 5 v. 28.1.2023,
S. 6 („Es ist an der Zeit, den Spieß umzudrehen“)
Ist es nun auch an der Zeit, den Spieß gegenüber den
ethnischen Russen im Osten und Süden der Ukraine umzudrehen? Nehmen wir an, der
Gamechanger erfüllt sein konstruktives Ziel, Land zu
erobern und kontrollieren zu können, vielleicht sogar Teile der geopolitisch
hoch brisanten Krim. Was, wenn sich eine national konservative Kiewer
Administration sodann anschickt, diese schrecklichen „Russen“ zu deternieren, umzuerziehen, zu vertreiben oder auch nur
systematisch zu drangsalieren? Gehe zurück auf Los? Wie beim Groundhog Day, nur viel blutiger?
Möglicherweise ist aber zu viel verlangt, bei unserem
notorischen step-to-step-approach schon einen Plan für humanitäre Folgen zu
haben - wie in Afghanistan. Schau'n wir mal.
(2023/8) 29.1.2023
WELT AM SONNTAG
Ukraine-Krieg; Interview von Jacques Schuster mit Alexander Dobrindt unter dem
Titel „Wir führen keinen Krieg“ (WELT AM SONNTAG Nr. 5 v. 29.1.2023, S. 4)
In Afghanistan hatten wir uns einen Krieg viel zu spät zu
eigen gemacht – in der Ukraine nun ohne jede Vernunft. Das Straßburger
Bekenntnis unserer Außenministerin war bestenfalls hoch undiplomatisch. Gewollt
oder ungewollt zerrte es selbst Verbündete mit hinein, auch nach den
nachgeschobenen Erklärungen. Eigentlich aber war das Statement in jede denkbare
Richtung, auch nach Deutschland hinein, polarisierend, instinktlos und
folgenschwer.
(2023/7) 29.1.2023
DIE ZEIT
Ukraine-Krieg; zu Alice Botas Leitartikel „Die
Vertrauensfrage“ (DIE ZEIT No. 5 v. 26.1.2023, S. 1)
Der Ukraine-Krieg beschert uns eine besonders dankbare Form
der Machtprojektion, die ideale Distanzwaffe bzw. den modernen Longbow: 100.000 Schuss Artillerie im Monat, davon immer
mehr und stärkere Projektile aus unseren Waffenschmieden – und dabei ein rein
slawisches Blutopfer ohne eigene Gefahr, selbst ohne nennenswerte Risiken bei kommenden Wahlen.
Kant hat in seinem „Ewigen Frieden“ vor mehr als 200 Jahren
einen ebenso schmerzfreien Mechanismus sarkastisch beschrieben: ‚So gab ein
bulgarischer Fürst dem griechischen Kayser, der gutmüthigerweise
seinen Streit mit ihm durch einen Zweykampf ausmachen
wollte, zur Antwort: „Ein Schmidt, der Zangen hat, wird das glühende Eisen
aus den Kohlen nicht mit seinen Händen herauslangen.“ ‘
Kant hielt zu Recht sehr viel auf dämpfende Rückkopplung –
auf Plan, Tat und Schmerz in ein und derselben Person. Massive
Waffenlieferungen ohne realitätsnahe Strategie bedeuten sehr viel Schmerz
anderer, open ended, und ob das Vertrauen in eine
nach unserem Standard wertegeleitete Politik Kiews gerechtfertigt sein wird,
das weiß derzeit niemand.
(Quelle aus Kants „Zum Ewigen Frieden“: Original 1795, S.
32; in der Reclam-Universalbibliothek Nr. 1501, S. 17)
P.S.:
Kant empfiehlt einen wirksamen Rückkopplungsmechanismus nochmals ausdrücklich
bei der Entscheidung über den Krieg selbst. Sie erfordere die ausdrückliche
„Beystimmung der Staatsbürger“, um nämlich
Kriege „wie eine Art von Lustparthie aus
unbedeutenden Ursachen“ bzw. nach Lust und Laune der Herrscher zu verhüten
(Original S. 23f, Reclam S. 12f).
(2023/6) 26.1.2023
Kölner Stadt-Anzeiger
Ukraine-Krieg; Leitartikel „Berlin braucht eine Ukraine-Strategie“ von Can
Merey (Kölner Stadt-Anzeiger v. 26.1.2023, S. 4) der nachfolgende Leserbrief:
Wie wahr: Wir brauchen klare und realistische Ziele. In
eine Lage ohne Strategie leistungsfähige Panzer und Geschosse zu liefern, das
heißt nichts anderes, als an unbegrenzter Zerstörung, Verletzung und Tötung zu
verdienen, politisch und wirtschaftlich.
Mehr bedeutet es aber wiederum nicht, zu unserem Glück: Die
menschliche Last tragen bequemerweise diese Slawen, auf die wir ohnehin seit
Generationen herabsehen, als bestenfalls teilweise zivilisiert. Generalmajor
Reinhard Gehlen, Meister der „Fremden Heere Ost“ im letzten großen Krieg wie
ebenso danach, er würde sich die Finger lecken. Teile sie und beherrsche sie!
(2023/5) 25.1.2023
DER SPIEGEL
Leipziger Schädelfunde; Peter Maxwill „Galerie des
Grauens“ (Ausgabe v. Nr. 4 v. 21.1.2023, S. 39)
Die Freude an ausgesuchten Schädeln reicht zurück in unsere
Klassik. Goethens erlesene kleine Sammlung etwa
umfasste ein dem früh verstorbenen Schiller zugeschriebenes Haupt. Kam würdiger
Besuch, so hat man es schon einmal hervorgeholt und andächtig befingert, wie
von Humboldt schaudernd seiner Frau berichtete.
Leider hatte Goethe – er war wie auch seine Mutter begeisterter
Jünger der Gall’schen „Phrenologie“ – den falschen
Schädel befasst und dann auch noch bedichtet. Nach
kürzlichem Öffnen vieler weiterer Gräber und emsigem Sägen, Raspeln und Bohren
an ungezählten Knochen konnte dies die Stiftung Weimarer Klassik nachweisen,
mit 100% Gentechnologie.
Nun aber mag sich der
Bogen schließen: Wer weiß – wartet neben vielen anderen Trophäen auch ein
Schiller noch unerkannt in dem opulenten Leipziger Raritäten-Kabinett? Leipzig,
es läge hier immerhin nahe.
Quellen
„Phrenologie“ / Gall
https://de.wikipedia.org/wiki/
Dazu eine kleine Anekdote zu Goethes Mutter:
In einer der damals sehr angesagten Séancen soll sie den Anatomen Gall ultimativ aufgefordert haben, ihren Schädel und auch
den ihres gleichzeitig anwesenden Sohnes abzutasten. Durch die erwarteten
morphologischen Übereinstimmungen wollte sie den Beweis führen, dass die
besonderen Talente des Sohns gerade ihr und nicht dem Gatten zuzuschreiben
wären (!). Leider ist m.W. nur die Episode überliefert, nicht aber der Gall’sche Befund.
Schiller-Projekt der Stiftung Weimarer Klassik
https://www.mdr.de/tv/
Add on: Alles das aus der Perspektive meiner Familie
(kostet ein wenig Zeit):
https://www.vo2s.de/0030s_doc.
(2023/4) 16.1.2023
RGA / Volksbote,
abgedruckt 18.1.2023
Stadtentwicklung; Sabine Naber „Geschichtsverein macht alte Heimat lebendig“
(RGA / Volksbote v. 16.1.2023, S. 21)
Bei der Vernissage am 13. Januar schilderte mir ein
Alt-Burscheider mit leuchtenden Augen die Kastanien-Allee an der Montanusstraße. Damals konnte es Burscheid leicht mit der
weltberühmten Bonner Kirschbaum-Allee aufnehmen, wenn der Weg zum Bahnhof in
Weiß und Rot erblühte.
Hoffentlich findet sich dazu eine schöne Farbaufnahme und
vielleicht sucht Burscheid dann einen Weg „Zurück in die Zukunft“ – nach dem
Opfern ungezählter Klafter Baumholz für seine just ausgerufene „Neue Mitte“.
(2023/3) 14.1.2023
DER SPIEGEL
Lützerath-Proteste; zur Ausgabe Nr. 3, insbesondere
zum Leitartikel von Sophie Garbe „Feuer mit Feuer“, zum Interview von Gerald
Traufetter und Martin Knobbe mit Robert Habeck „Lützerath
ist schlicht das falsche Symbol“ und zur heiteren Rubrik „Gesprächsbereit - die
Antworten der Grünen zu Lützerath" (S. 6, S.
20ff u. S. 122)
Zu Zeiten wiehert der Wahnsinn aus allen Winkeln – das
Waffenschieben in Tauschringen und Zweireihern schon auf halbem Wege zur
olympischen Disziplin, ebenso das Cracking und das
symbolfrei staatstragende Baggern an der Klima-Abrisskante. Im Ergebnis: Die
Reichen, Satten, Mächtigen, Selbst-Gläubigen und prinzipiell sogar Langlebigen
fiebern einem beschleunigten Ende entgegen. How
bizarre, how bizarre.
P.S.:
Unsere Olympiaden könnten leicht weiter bereichert werden, etwa um das trendige
Herabwerten von Völkern, Erdteilen und Weltsichten. Oder auch von Generationen
von Denkern bzw. von Politikern, die zu ihrer Zeit als inspiriert und
bahnbrechend galten. Die Wahrheit hat unvermittelt einen noch stärker
dogmatischen Orts- und Zeitbezug als gewohnt. Etwas Untermalung zu „How bizarre“: https://www.youtube.com/watch?
(2023/2) 10.1.2023
Kölner Stadt-Anzeiger
Islamistischer Terrorismus; Eva Quadbeck „Terrorverdacht unvermindert hoch“
(Ausgabe v. 9.1.2023, S. 4)
Der mutmaßliche Fall eines gewaltbereiten iranischen
Islamisten zeigt ein spezifisches Dilemma: Wir lehnen, wie auch im Falle
Afghanistans, ein existentes islamisches Regime aus tiefster Seele ab – aber
derweil gibt es hier zornige junge Männer von dort, die von unserer Art zu
denken und überhaupt von einem geordneten Staatswesen noch viel, viel weiter
entfernt sind.
Schon aus rein pragmatischen Gründen spräche viel dafür,
die Regierungen dieser Staaten ebenso wenig abzuwerten oder zu isolieren, wie
wir es mit den ultrakonservativen Potentaten der arabischen Halbinsel schon
lange halten. Es brächte zweierlei Vorteil: Es könnte helfen, jene unruhigen
Staaten und Regionen zu stabilisieren. Und wir gäben den zornigen jungen
Rebellen nicht das anfeuernde Gefühl, die Deutschen würden ihre Heimat und
Kultur – zu der sie typischerweise weiter hindenken und hinfühlen
– respektlos, ehrlos und ohne Ansehen menschlicher Not behandeln.
Den Terrorismus werden wir nicht aus der Welt radieren - so
wenig wie den Klimawandel. Aber wir können mit einer Politik ohne
Heilserwartungen signifikante Antriebskräfte mindern.
(2023/1) 6.1.2022
DIE ZEIT, veröffentlicht am 13.1.2023 im Internet-Angebot der ZEIT unter https://blog.zeit.de/leserbriefe/2023/01/13/5-januar-2023-2-ausgabe/
Demokratie; Beitrag von Samiha Shafy
„Wie lässt sich die Demokratie beleben?“ (der elfte Vorschlag unter "Zwölf
Ideen für eine bessere Zukunft"; DIE ZEIT No. 2
v. 5.1.2023, S. 32)
Wie verführerisch: eine Demokratie nach Themen, nicht nach
Köpfen, Kapitalen oder Institutionen! An kommunalen Fragen ist
das sogar lange erprobt, im Rahmen der sogenannten Dienel’schen
Planungszellen oder Bürgergutachten; sie produzieren anerkannt praktikable und
akzeptierte Lösungen.
Aber ginge das denn auch in einer Königsdisziplin, etwa in
der Außen- und Sicherheitspolitik? Kant sagt: „Ja!“ und nennt in seiner Schrift
„Zum ewigen Frieden“ gleich den Vorteil eines unmittelbar rückgekoppelten
Schmerzes: „Wenn … die Zustimmung der Staatsbürger dazu erfordert wird, um zu
beschließen, ob Krieg sein solle, so ist nichts natürlicher
als dass, da sie alle Drangsale des Krieges selbst beschließen müssten, (als da
sind …,) sie sich sehr bedenken werden, ein so schlimmes Spiel anzufangen.“
Das gegenteilige role model sind Parlamentarier vom Kaliber eines Dr. Wolfgang
Schäuble, heute in seiner 14. Wahlperiode. Zu Beginn der Neunziger war er einer
der profiliertesten Befürworter des Aufbruchs der Bundeswehr in die Ära von
Auslandseinsätzen mit scharfem Schuss. Diese besondere Errungenschaft ist
ungeachtet massiver Fehlschläge und vielfacher Verluste und Traumata bis heute
nicht ernsthaft hinterfragt.
P.S.:
Bei einem Sommerfest des Bundesministers des Innern saß ich einmal neben Herrn
Schäuble im Bonner Graurheindorf auf einer Bierbank. Nun: Ich bewundere seine
virtuose Eloquenz, seine Standfestigkeit und seine persönliche Lebensleistung.
Allerdings meine ich: Nach zwei Wahlperioden hätte er seine Energie – ebenso
regelmäßig jede/r andere Abgeordnete – sachgerechter anderen Lebenszielen
gewidmet, zum Nutzen aller. Ein im langen Abgeordnetenleben angereichertes
Vernetzungswissen ist m.E. unvermeidlich nachteilig für eine unvoreingenommene,
sachorientierte Analyse politischer Problemstellungen. Die ausgedehnte
Anwesenheit schafft ihre eigene Blase, macht überdies bekannt und leichter
ansprechbar, schnürt ab und formt letztlich immer weniger repräsentativ.
Auf dem inspirierenden Weg zu dem von Hélène Landemore
angeregten System ohne demokratische Elite könnten wir vielleicht schon
einmal die parlamentarischen Halbwertzeiten einkürzen und uns damit deutlich
mehr demokratische Konvektion gönnen 😉
Quellen:
-
Bürgergutachten/Planungszelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/
-
Immanuel
Kant, Zum Ewigen Frieden:
Zweiter Abschnitt, Erster Definitivartikel (Reclam-Ausgabe S. 12f), siehe auch http://philosophiebuch.de/
-
Zu
MdB Wolfgang Schäubles prägender Rolle und als Beispiel manichäischer u.
polemischer Rhetorik in der einleitenden Phase der out-of-area-Debatte
siehe insbesondere den Redebeitrag in der Plenarsitzung v. 21.4.1993 zu UNOSOM
II (Sitzung 12/151, Protokoll S. 12933ff = https://dserver.bundestag.de/btp/12/12151.pdf#P.12933) und Schäubles
polarisierende Kontroverse mit MdB Konrad Weiß / B’90-Grüne (Protokoll S.
12946f = https://dserver.bundestag.de/btp/12/12151.pdf#P.12946)
(2022/50) 28.12.2022
DIE ZEIT, abgedruckt 5.1.2023
Krisen-Weihnacht; Leitartikel von Giovanni di Lorenzo „Eine Auszeit, keine Weltflucht“
(DIE ZEIT No. 53 v. 22.12.2022, S. 1)
Ein fantastisches Motto, dieses „Deutschland
funktioniert!“. Gar nicht utopisch: Deutschland organisiert sich transparent
und berechenbar, es plant mindestens mittelfristig, es übt sich in Erhaltung
und Maintainance statt in schöpferischer Zerstörung,
intern wie extern. Hinzu gehört aber Bereitschaft zu
fortwährender Evaluation und Reflektion. Während wir uns die Ukraine-Hilfe auf
die Habenseite schreiben, müssen wir Versäumnisse und Schäden nach unserer jahrzehntelangen
Hilfe am Hindukusch nicht verdrängen.
Und wir sollten – da könnten das ältere und das jüngere
Projekt zusammenführen – in der Tat jeden leidenschaftlichen
Vermittlungsversuch für Menschen in Not wagen, ohne Auszeit, ohne Weltflucht.
Fast so, als wären wir neutral.
Und ein paar
Sammlerstücke aus früheren Jahren:
Die Mutter aller
[meiner] Leserbriefe:
29.9.1992
Kölner Stadt-Anzeiger; abgedruckt 2.10.1992
Militär; Absage der "V 2 - Gedenkfeier" in Peenemünde (Kölner Stadt-Anzeiger.
v. 29.9.1992)
Hätten wir am
Deutschlandtag die Schöpfer der V 2 hochleben lassen, hätten wir auch die der
Scud mitgefeiert. Die Scud ist wie die Mehrzahl der heute weltweit
ausgerichteten Trägersysteme legitimer Nachfahre der V 2. Scud und V 2 sind
brutale Massenvernichtungswaffen, die unter einem verantwortungslosen Regime bewußt zum Schaden der Zivilbevölkerung eines anderen
Landes entwickelt und eingesetzt worden sind.
Demgegenüber ist der
vorgebliche Kontext ziviler (!) Raumfahrtforschung, der etwa den jungen Wernher
von Braun begeistert und geblendet haben mag, als Begründung eines V 2 - Festes
geradezu absurd. Die Forschung hat sich gegen diese Wirtschaftsidee im
doppelten Sinne auch ausdrücklich verwahrt.
Der Vorschlag war, wenn
auch der count-down schweren Herzens in letzter
Sekunde abgebrochen wurde, bereits eine verheerende Wunderwaffe gegen das
Ansehen des neuen Deutschland im Ausland und unserer Repräsentanten im Inland.
Und der am weitesten
gereiste Leserbrief:
22.08.1995
NIKKEI WEEKLY, JAPAN; abgedruckt 28.8.1995
Militärpolitik; Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki; THE NIKKEI WEEKLY of August 14, 1995
I refer to reports on WW II and especially to two letters to the editor printed in THE NIKKEI WEEKLY of August 14,
1995. It is my impression that those two letters offer a unilateral and quite
insulting interpretation of the motives behind the drop of atomic bombs onto
Hiroshima and Nagasaki fifty years ago (e.g. N. Hale:
"a merciful decision"). So I would like to
show an alternative view:
It is certainly true that Japanese military leaders commenced the
hostilities against the
The echoes of that demonstration of power strongly outlived that event.
We hear them over and over again – from
Weitere
Leserbriefe
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Oder auch ein paar Briefe für Englisch-sprachige Medien.
Gerne meine >150
Leserbriefe, die zum Thema Außen- und
Sicherheitspolitik, Auslandseinsätze bzw. „out of area“ veröffentlicht
worden sind.
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