Karl Ulrich Voss,
Burscheid: Meine Leserbriefe 2022/23/24 im lokalen Einzugsbereich
Stand: August 2024
Zum Integrierten Entwicklungs- und
Handlungskonzept / IEHK Burscheid 2025 bzw. zum baldigen ISEK 2030 siehe bei
Interesse https://vo2s.de/bu.htm.
Oder Posts auf Ulis Wahlblog, etwa https://uliswahlblog.blogspot.com/2023/08/burscheid-neue-mitte-neues-herz.html
oder https://uliswahlblog.blogspot.com/2020/09/qual-dich-du-sau.html
Hier meine Leserbriefe
aus den letzten Jahren:
(2024/64) 1.10.2024
RGA / Volksbote
Wahlen 2025; Interview von Nadja Lehmannn mit der der
Stadträtin Ute Hentschel „Das Land kann es sich nicht leisten, auf die Grünen
zu verzichten“ (Ausgabe v. 30.9.2024, S. 21)
Eine sehr verstörende Situation für die Grünen: Warum
schwindet der Zuspruch der Wähler*innen und ebenso der Zusammenhalt der Partei
– obwohl wir alle unsere Umwelt doch immer härter spüren?
Auf die lokale Situation bezogen gibt es meines Erachtens
nur eine Konsequenz. Nämlich im nun anlaufenden Wahlkampf ganz klar zu machen: Was konkret war der erfolgreiche Input der
Grünen bei der laufenden Stadtentwicklung, von der „Alten Mitte“ bis hin zur
„Neuen Mitte“? Und was werden die spezifisch grünen Themen für 2025-2030?
Diesen erneuerten Wählerauftrag sollte man mit den Wähler*innen eng untergehakt
aufstellen. Mit dem Ziel: Die Wähler*innen an der Urne an den Burscheider
Grünen tatsächlich nicht vorbeikommen zu lassen.
P.S.
Es ist sehr ehrenwert, wenn Frau H. in spätestens zehn Jahren nicht mehr
gezwungen sein will, mit Gas zu heizen. Allerdings
wird dann mehr oder weniger um die Ecke, nämlich in der angrenzenden Montanusstraße, eine massive Gastherme die gesamte
"Neue Mitte" anfeuern, mit allen ihren Märkten, Praxen und Wohnungen.
Ich denke, wir sprechen beim Energiebedarf etwa vom Faktor 50 gegenüber dem
Hentschel-Eigentum und von einer projektierten Nutzungszeit von im Minimum 20
Jahren, bei einem klimarelevanten fossilen Energieträger. Tatsächlich sollte
die Bürgerschaft auch über solche Themen offen, vertrauensbildend und
weiterblickend mitdebattieren, sollte lernen und sich zutrauen, Nutzen und
Lasten nüchtern abzuwägen. Dann behalten nicht nur grüne Inhalte, sondern auch
die Grünen ihre nachhaltige Chance.
(2024/57) 28.8.2024
RGA / Volksbote
Stadtentwicklung; Sommerinterview mit Bürgermeister Dirk Runge in der Ausgabe
v. 27.4. bzw. zum gleichlautenden Beitrag im Internet-Angebot
Es ist wohl, wie es ist: Die Entwickler sind mit dem
Burscheider Entwicklungs- und Handlungskonzept krachend gescheitert. Das schöne
Geld ist schon perdu. Und der Ausgangspunkt,
gleichzeitig der konsequent im IEHK an allererster Stelle genannte
Handlungsschwerpunkt – Sanierung der Altstadt zwischen Markt und Mittelstraße –
der ist noch völlig unbearbeitet. Frische Fördermittel? Die sind heute leider
sehr, sehr schwer zu ergattern; der Wind bläst wieder rauer.
Ich möchte dazu raten, auf der gerade äußerst hastig
einberufenen Bürgerversammlung die Entwickler höflich wieder nach Düsseldorf zu
verabschieden. Und nahe bei den Bürger*innen ganz neu aufzubauen, mit einem
Bürgergutachten, genauso, wie es jetzt selbst auf Bundesebene gemacht wird. Und
mit sehr viel gemeinsamer Zeit.
Quelle etwa:
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2024/kw08-buergerrat-buergergutachten-989750
(2024/56) 9.9.2024
Kölner Stadt-Anzeiger / Regionalteil Leverkusen, abgedruckt 16.9.2024
Gedenkstätten in Burscheid; Bericht von Violetta Gniß
über die Aufwertung des Denkmals für sowjetische Kriegsopfer in Burscheid
(„Vergessenes Denkmal gerät in den Fokus“, Lokalausgabe Leverkusen v. 9.9.2024,
S. 23)
Sehr gut, wenn der Geschichtsverein das weithin unbekannte
Kriegsopfer-Denkmal am unteren Friedhofsrand lebhaft in Erinnerung rufen will.
Und sehr anerkennenswert, wenn der Vorsitzende Axel Riemscheid dies sogar
persönlich fördert. Gut auch, dass die Stadt nun endlich die zum Betriebshof
gehörenden Abraum-Mulden beseitigt hat, dort unmittelbar neben der neuen
Besucherbank. Der entscheidende Impuls war 2021 aus dem Landesministerium für
Heimat und Kommunales gekommen, als man – freilich in einem anderen Zusammenhang
– unserer Stadt den gut dotierten Landes-Heimatpreis zuerkannt hatte.
Vermutlich kann man nun aber noch etwas mehr tun. Ergänzend
zu einem QR-Code, mit dem gerade die Älteren und die ganz Jungen wenig anfangen
können oder wollen, wäre eine niedrigschwellige, unmittelbar lesbare
Informationstafel vor Ort sehr hilfreich. Man mag sogar an Übersichtstafeln an
den mehreren Zugängen zum Friedhof denken, die die sehr verschiedenen
kriegsbezogenen Erinnerungsstätten greifbar machen – den Soldatenfriedhof
direkt an der Begräbniskapelle, das Kriegerdenkmal zu den Gefallenen von 1815,
1866 und 1870/71 in der Nähe der Altenberger Straße und eben das Denkmal für
Opfer der Zwangsarbeit, am diametral entgegengesetzten Ende des Friedhofs.
Dazu würde ich – wenn nötig – gerne finanziell beitragen,
andere täten es sicherlich auch. Und mittelfristig wäre m.E. sogar das Verlegen des kleinen Obelisken an einen besser
belichteten Ort wünschenswert und respektvoll, dann ohne den Betriebshof direkt
nebenan. Platz genug haben wir heute und der Aufwand wäre sehr überschaubar.
P.S.:
Ich habe mir die Situation heute vor Ort angesehen, wollte eben auch den
QR-Code aufrufen. Leider steht dort tatsächlich nur die im KStAnz abgebildete Bank; ein QR-Code ist dort offenbar noch
nicht (dauerhaft) angebracht, auch soweit
erkennbar nicht auf der Website des Vereins (https://www.bgv-burscheid.de).
Auch ist die heutige Friedhofs-Ausschilderung noch nicht
wirklich ausgereift – sie zeigt leider nur das ganz abstrakte Symbol für
Kriegsopfer-Stätten und dürfte von sehr vielen zuallererst mit dem hier viel
näher gelegenen und bekannteren Soldatenfriedhof verbunden werden. Daher
wäre ein sprechender und eben nicht mehr bloß anonymer Hinweis (etwa:
"Gedenkstätte für Opfer von Zwangsarbeit") erforderlich, und
zwar an allen Zugängen zum Friedhof, auch an dem der Innenstadt
zugewandten Tor beim KulturBadehaus.
Wenn denn Burscheid seine jahrzehntelange Scham tatsächlich
tatkräftig überwinden will…
(2024/52) 15.8.2024
RGA / Volksbote
zu Nadja Lehmanns Artikel „“Handel und Einkauf: Was kann Burscheid besser
machen?“ (Lokalausgabe Burscheid v. 8.8.2024, S. 23)
Aktuelle Einblicke in die Konsum-Wünsche und Bedarfe am
Standort Burscheid? Die wären tatsächlich Gold wert. Und sie sind eine Art
konkreter Bürgerbeteiligung. Letztmals wurden die Präferenzen m.E. i.J. 2012
(!) für eine damalige Fortschreibung des Burscheider Einzelhandelskonzepts
abgefragt – damals wurden in erster Linie Bekleidungs-Angebote vermisst (35%
der Nennungen), mit einigem Abstand dahinter Drogeriewaren (11%) und weit
abgeschlagen Lebensmittel und höherwertige Lebensmittel (jeweils 3%).
Noch nützlicher gewesen wären frische belastbare Erkenntnisse freilich schon im Rahmen der Entwurfsplanung
für eine „Neue Mitte Montanusstraße“. Immerhin hat
aber auch das dort eingeholte Marktgutachten – ohne Befragungen vor Ort – keine
ausreichende Nachfrage im Produktbereich „Nahrung & Genussmittel“
prognostizieren können. Es wird interessant sein, im Januar 2025 die
verschiedenen Daten und Prognosen untereinander abzugleichen. Für
repräsentative Daten wäre nun die engagierte Beteiligung der Bürgerinnen und
Bürger sehr, sehr wünschenswert!
Anlage / Anm.:
Oben zitierte Fortschreibung des Bu.
Einzelhandelskonzepts i.J. 2012; Daten zu den Stand 2012 besonders vermissten
Produktgruppen finden sich auf S. 32. Auch dieses Papier gehörte zu den begründenden
Unterlagen für die "Zentrumserweiterung Montanusstraße"
und war u.a. Anlage der Sitzungsunterlagen für den StEA
v. 23.11.2023, dort Anlage 10.
(2024/49) 2.8.2024
RGA / Volksbote, abgedruckt 3.8.2024
Zwangsarbeit in Burscheid; Nadja Lehmanns Beitrag „Gedenkstätte: Hinweisschild
lenkt zu jenen, die in der Fremde starben“ (Ausgabe v. 20.7.2023, S. 23)
Es ist sehr dankenswert, wenn sich der Bergische
Geschichtsverein der Erinnerung an die Opfer der Zwangsarbeit in unserer Stadt
annehmen will. Dies war ein düsteres und – der sehr versteckte Standort des
Mahnmals zeigt es ja bis heute – lange verdrängtes Kapitel unserer
Stadtgeschichte.
Aber es gab auch kleine Lichtblicke. Aus der Familie des
ersten gewählten Nachkriegsbürgermeisters Fritz Mebus ist etwa bekannt: Für die
bemitleidenswerten Fremden hat man heimlich Nahrung und Kleidung bereitgelegt,
in den Kellerfenstern hinterm Haus. Auch andere haben das wohl gewagt, trotz
strenger Kontaktverbote. Vielleicht eignet sich das Thema, dabei auch die
wechselvolle Geschichte der mehreren Burscheider Unterkunfts-Baracken, sogar
für eine neue Publikation.
Anm.:
Aus Anlass des Artikels habe ich das Mahnmal aktuell aufgesucht. Die zitierte
QR-Tafel ist allerdings noch nicht vorhanden. Frau F. vom Friedhofsamt
sagte mir auf Nachfrage, dies werde wohl erst im kommenden Monat im
Zusammenhang mit dem Aufstellen einer Sitzbank an der Gedenkstätte realisiert
werden; zuständig sei hier ausschließlich der Geschichtsverein.
Leider ist der Eindruck vor Ort auch insoweit etwas
getrübt, als wieder diverse mit Planen abgedeckte Mulden keine 10 m von dem
kleinen Obelisken entfernt „geparkt“ sind – Frau F. will nun prüfen, ob sich
dafür nicht doch ein anderer Standort finden lässt, um dem Charakter einer
Gedenkstätte besser gerecht zu werden.
(2024/40) 5.7.2024
RGA / Volksbote, abgedruckt 6.7.2024
Konsequenzen der Unterbrechung der Balkantrasse; Beiträge „Hauptstraße: BfB
will mehr Parkplätze“ (Nadja Lehmann, Volksbote v. 3.7.2024, S. 23) und „Diese
Baustellen bremsen Radfahrer auf der Balkantrasse aus“ (Guido Radtke, Volksbote
v. 21.6.2024, S. 25)
Die ärgerlichen Radweg-Hindernisse und die Parkraum-Not in
der Mitte Burscheids haben die nämliche Ursache – die selbst für die Verwaltung
wohl noch unkalkulierbare Unterbrechung der Balkantrasse zur Realisierung einer
„Neuen Mitte“ an der Montanusstraße. Einiges spricht
dafür, jetzt die Trasse zumindest provisorisch wieder für den Fuß- und
Radverkehr gangbar zu machen. Und damit die Barrikaden und auch die Sperrung
des Parkraums auf der Hauptstraßenbrücke aufzugeben.
Immerhin qualifizieren sowohl das städtische als auch das
interkommunale Entwicklungskonzept (IEHK Bu. 2025 u.
IKEHK Burscheid/Wermelskirchen 2030) und ebenso der brandneue
Kulturentwicklungsplan für Burscheid und Wermelskirchen (KEP) die Trasse als
eine sehr wichtige, ja noch weiter zu aktivierende Infrastruktur. Dieses Plus
sollten wir ohne Schwellen nutzen, dürfen genau das nicht auf einen Sanktnimmerleinstag vertagen. Insbesondere sollten wir
keine weiteren Besucher vergraulen, mit einer äußerst sinnwidrigen und sehr
familienunfreundlichen Umleitung.
Quellen
IEHK / Integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept
Burscheid 2025:
https://www.burscheid.de/fileadmin/user_upload/redakteure/Bauen_und_Wohnen/IEHK/IEHK_2025_Konzept.pdf, siehe insbesondere
S. 94, 118, 149
IKEHK / Interkommunales Integriertes Entwicklungs- und
Handlungskonzept Burscheid-Wermelskirchen 2030:
https://www.burscheid.de/fileadmin/user_upload/redakteure/Bauen_und_Wohnen/Bauen_und_Planen/Burscheid_2025-IEHK/IKEHK/IKEHK_Burscheid_Wermelskirchen_2030_FINAL.pdf, siehe ausführlich
S. 92ff
KEP / Interkommunaler Kulturentwicklungsplan
Burscheid-Wermelskirchen:
https://kulturverbunden.net/wp-content/uploads/2024/05/Kulturentwicklungsplan.pdf, siehe S. 10,
18f, 32, 44, konkrete Maßnahmen auf S. 104, 108/114 u. 118
(2024/35) 25.5.2024
RGA / Volksbote
Klimaschutz; Nadja Lehmann: „So könnte Burscheid dem Hitzestress trotzen“
(Ausgabe v. 25.5.2025, S. 23):
Der erste Eindruck im Besprechungsraum dort oben im
Spitzboden des Rathauses: Heiß und drämmig hier;
spätestens im Juli werden dort nur besonders Hartgesottene verhandeln können.
Aber die Bürgerinnen und Bürger wurden dort im Rahmen der Einwohnerfragestunde
sehr offen aufgenommen. Zweierlei ist aus meiner Sicht besonders erinnernswert:
Die Stadtverwaltung hat sich am Dienstag ein wenig arg
verkleinert, wenn sie sagte: „Bauherren haben Anspruch, bauen zu können“.
Meines Erachtens haben die Planungen – etwa zur Zentrumserweiterung Montanusstraße“ – sehr wohl einen aktiven
Gestaltungsanspruch und -beitrag der Stadt vorausgesetzt: Die Kommune hat mit
großen eigenen Anstrengungen für einen Investor Quartier gemacht. Und das, wie
im Ausschuss angemerkt wurde, bereits seit geraumer Zeit. Umso mehr Anlass
besteht, diese ältere Idee nüchtern an den neueren Erkenntnissen zur
Entwicklung unseres Stadtklimas zu messen und ggf. nachzusteuern.
Ferner wurde im Ausschuss eingeworfen: Gerade eine
verdichtete Bauweise in der Innenstadt sei politisches Ziel gewesen. Dann aber steht zu prüfen an: Verträgt sich ein solches
Leitbild denn noch mit den schlüssigen Empfehlungen des Gutachter-Büros,
Versiegelungen zurückzuführen und anstelle kompakter Bebauung mehr
Luftschneisen zu favorisieren?
Gut, dass der Ausschuss am Ende einmütig beschlossen hat,
Fragen der Bürgerinnen und Bürger in einer besonderen Informationsveranstaltung
zu beantworten. Denn auch die Bürgerschaft wird beim Hitzeschutz aktiv
mitwirken müssen.
Wortlaut des Burscheider Klimaaktionsplans unter:
https://sessionnet.krz.de/burscheid/bi/getfile.asp?id=21158&type=do
(2024/33) 8.5.2024
Kölner Stadt-Anzeiger Lokalausgabe Leverkusen, abgedruckt 13.5.2024
Behandlung des "Tages der Städtebauförderung" in den Ausgaben vom
30.4. und 6.5.2024 (Ralf Krieger, „Bürger können sich für Wiesdorf was
wünschen“, Ausg. v. 30.4. S. 21; Niklas Pinner, „Was sich Leverkusener für Wiesdorf wünschen“, Ausg. v. 6.5.2024. S. 21)
Am Samstag hat die Verwaltung in Wiesdorf eine interessante
Schnittstelle für die Prioritäten von Bürger*innen aufgemacht – i.R.d. bundesweiten "Tages der
Städtebauförderung". Die Stehgreif-Illustration des vielfältigen Inputs hat das nochmals bereichert und einen vitalen Dialog
aktiviert.
Aber da ist ein Wermutstropfen, er zeigt sich im leicht
selbstanpreisenden Namen des Tages: Dahinter steht eine massive Förderstruktur
und sie bedient auch sehr exklusive Ziele: Wirtschaftsförderung für den
politisch gut vernetzten Bau-Sektor etwa und für die hochmoderne Spezies der
Projektentwickler, sie verschafft aber auch das nötige Spielgeld für Politiker,
die ohne derartige Mittel vielleicht weniger zu tun und am Ende nichts Schickes
vorzuweisen hätten. Weswegen etwa der Bund der Steuerzahler diese über Jahre
üppig sprudelnde Förderquelle kritisch sieht.
Besser wäre, man würde die so smart und berechenbar zentral
gesteuerten Ressourcen wieder in die Kommunen leiten, würde die dortigen
Planungsstäbe entschlossen ertüchtigen und würde viele Bürger*innen in
Planungszellen höchstpersönlich recherchieren und planen lassen – würde damit
viele Betroffene auf Augenhöhe professionalisieren. Da käme doch nichts raus,
ohne die gewöhnlich verdächtigen Experten? Ganz im Gegenteil, sagen die
Erfahrungen derer, die schon mehr ortsnahe Demokratie wagen. Und diesen schönen
Tag, den könnte man flugs in den „Tag des Städtebaus“ umtaufen.
Quelle etwa:
https://de.wikipedia.org/wiki/
(2024/31) 25.4.2024
RGA / Volksbote
Bürgermeisterwahl 2025; Artikel „Bündnis für Burscheid spricht sich für Dirk
Runge aus“ u. Kommentar „Für Visionen sind die Politiker zuständig“ von Nadja
Lehmann (Ausgabe v. 20.4.2024, S. 23)
Ein Hut liegt im Ring. Ein sehr respektabler Hut zudem, mit
der ganzen administrativen Erfahrung des Amtsinhabers dahinter.
Kann es dabei bleiben?
Keinesfalls; die Wählerinnen und Wähler dürfen von jeder Ratspartei mit
demokratischem Gestaltungsanspruch eine eigene Bürgermeister-Kandidatin oder
einen Kandidaten erwarten. Sonst würde es beim Urnengang im Herbst 2025 gleich
wieder heißen: „Heute wird gewählt. Gewählt wird…“ Dergleichen haben wir etwa
bei den Volkskammerwahlen vor 1989 noch als abgekartetes Schmierentheater
kritisiert – „Blockparteien halt!“
Also: Unterscheidbare Persönlichkeiten und Programme sind
gefragt und ein zünftiger Wettbewerb. Oder: ein attraktiver Wahlkampf, der i.J.
2025 mehr als 25% der Bürgerinnen und Bürger mobilisiert, gerne auch mit
konkurrierenden Zielen, Prioritäten und Visionen. Das macht mehr Arbeit, klar,
aber auch mehr Spaß.
(2024/30) 25.4.2024
Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalausgabe Leverkusen, abgedruckt 8.5.2024
Bürgermeisterwahl 2025; Thomas Käding: „Bündnis unterstützt Dirk Runge“
(Ausgabe v. 24.4.2024, S. 24)
Gar kein Zweifel: Der Amtsinhaber wäre eine gute Wahl –
sachkundig, nachdenklich, vertrauenerweckend. Aber unsere Ratsparteien schulden
uns jeweils eigene profilierte Kandidatinnen und Kandidaten, für unser gutes
Geld. Sonst bekämen wir nur einen schmalen Einheitsbrei. Wie bei den
Blockparteien vor 1989, und viele Wählerinnen und Wähler müssten mit Gewalt zu
den Urnen getrieben werden. Also: Da geht ganz sicher noch was!
(2024/25) 2.4.2024
Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalausgabe Leverkusen
Kriegsopfer-Gedenken; Thomas Käding: „Die Gedenkstätte liegt in der Anonymität“
(Lokalausgabe Leverkusen v. 30.3.2024, S. 35)
Eine Ergänzung zu Thomas Kädings Artikel „Die Gedenkstätte
liegt in der Anonymität“: Dass die Gedenkstätte für sowjetische Opfer des
Zweiten Weltkriegs verwahrlost wäre, ist eigentlich nicht das Problem.
Tatsächlich kümmert sich seit Jahrzehnten die Frauen-Union regelmäßig und aktiv
darum, den gegebenen Stand zu erhalten. Das Problem ist allerdings, und darauf
hatte das Landes-Heimatministerium i.J. 2021 unseren Geschichtsverein
aufmerksam gemacht: Rein gar nichts lädt hier zum Verweilen, Nachdenken oder Gedenken
ein.
Was also tun? An der sehr versteckten, selbst alten
Burscheidern zumeist unbekannten Lage des kleinen schwarzen Obelisken, da wird
man realistischerweise gar nichts ändern können. Aber die Aufnahme in den
Burscheider Denkmalpfad läge nahe, ferner eine gut sichtbare, sprechende
Wegweisung. Und, wie es der Artikel weiter vorschlägt, eine niedrigschwellige
Erläuterung zu den Opfern, derer man hier gedenken kann. Denn Name, Geschlecht,
Alter, Geburtsort und sogar die Todesursache waren damals penibel festgehalten
worden. So könnten wir den Opfern viel mehr Gesicht und Hintergrund geben.
Vielleicht kann Burscheid die nun beschlossene Friedhofs-Arbeitsgruppe
aus Rat und Verwaltung auch noch um einige per Los ermittelte Bürgerinnen und
Bürger ergänzen, könnte so erste prozedurale Erfahrungen mit Bürgergutachten
gewinnen – wie es gerade selbst der Bundestag erstmals wagt, dort bei Ernährungsfragen.
P.S.:
Anders als das Kriegsopfer-Denkmal ist das Krieger-Denkmal (zu
1870/71) nahe beim Friedhofs-Eingang angestammter Teil der Burscheider
Denkmalliste (dort Pos. 15, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/
DEN GEFALLENEN ZUM GEDÄCHTNIS
DEN LEBENDEN ZUR ERINNERUNG
DEN ZUKÜNFTIGEN GESCHLECHTERN ZUR NACHAHMUNG
(Hervorhebung von mir ;-)
(2024/11) 21.2.2024
RGA / Volksbote, abgedruckt am 24.2.2024
Proteste gegen Rassismus und Hetze; Beiträge von Nadja Lehmann „Gegen
Rechtsextreme: Burscheids Frauen rufen zu friedlichem Protest auf“ und von
Peter Klohs „Für die Demokratie: Burscheider lassen
es leuchten“ in den Burscheider Lokalausgaben v. 17.2. / 20.2. (S. 23 / S. 21)
„Burscheid leuchtet“, das ist eine sehr lobenswerte und für
alle lohnende neue Initiative: Gut vorbereitet, eindrucksvoll durchgeführt und
dann auch völlig zu Recht gekrönt durch eine beachtliche Resonanz bei den
Teilnehmer*innen und in den Medien.
Meine Anerkennung für die vier Freundinnen und
Organisatorinnen, die Burscheiderinnen Jutta Reda, Sabine Rusch-Witthohn,
Barbara Sarx-Jautelat und Brigitte Thielen, auch zu
dem einfühlsam gewählten Motto. Und meine guten Wünsche für die weitere
Entwicklung!
(2024/8) 5.2.2024
Remscheider General-Anzeiger, Lokalausgabe Burscheid, abgedruckt 7.2.2024
Bürgerbeteiligung; Nadja Lehmann: „Ich schaue ganz anders auf Lebensmittel als
früher“ (RGA Lokalausgabe Burscheid v. 30.1.2024, S.
21)
Eigentlich „just in time“, diese ersten Erfahrungen, die
der Bundestag gerade mit dem „Bürgerrat für Ernährung“ sammelt. Dass die
Koalitionsparteien ganz neue Wege der kontinuierlichen
Zusammenarbeit mit der Gesellschaft ausprobieren wollen, das war vor der
letzten Wahl gar nicht zu erwarten. Aber wenn der demokratische Konsens
plötzlich als sehr bedroht erschien – und wo nun plötzlich landauf, landab
Tausende unserer Verfassungsordnung den Rücken stärken, da zeigt es sich
ebenfalls: Die Bürger sind gereift und qualifizieren sich hier und heute für
mehr Teilnahme und Gehör, gerade bei leidenschaftlich umstrittenen Fragen.
Dann aber ist mehr laufende Teilhabe nicht nur auf
Bundesebene beiderseits nützlich, sondern gerade auf der lokalen Ebene. Hier
mag sich sogar ein TOP-Thema für den bevorstehenden lokalen Wahlkampf
herausschälen: Wie stehen unsere Parteien zu Bürgerräten bei der künftigen
Stadtentwicklung? Als Glücksfall könnte sich erweisen, dass im Herbst 2023 die
Arbeiten an der unteren Hauptstraße aus dem laufenden Entwicklungskonzept
ausgekoppelt worden sind; zusammen mit dem neuen ISEK 2030 stünden sie nun
grundsätzlich für einen modernen, betont bürgernahen Prozess offen.
Vielleicht kann Frau Hilbert sogar ihre motivierenden
Berliner Erfahrungen einbringen, um ein Verfahren vor Ort bestmöglich
vorzubereiten.
(2024/7) 31.1.2024
Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalausgabe Leverkusen, abgedruckt 6.2.2024
Proteste gegen die AfD; Reportagen in den Lokal-Ausgaben Leverkusen v. 29. u.
30.1.2024 (Violetta Gniß: „Mahnwache füllt Burscheids
Markt“ und Janne Ahrenhold: „Tausende demonstrieren
gegen Rechtsruck“)
Das sind bemerkenswerte Demonstrationen – diesmal als sehr
vernehmliche Stütze von Politik und Parlament. Und beeindruckend tief
gestaffelt, flächendeckend auch außerhalb der Metropolen. Darin liegt, wie es
ein Redner am Samstag sehr erfrischend sagte, auch eine Aussage zum
demokratischen Verfahren: Man könne Demokratie eben nicht einfach delegieren.
Manchmal muss man sich selbst zeigen, wenn es nottut, auch zwischen den
Wahlterminen.
Dann aber darf man die positiven Demonstrationen zusätzlich
als einen gelungenen Reifetest werten und darf künftig etwas mehr direkte
demokratische Mitwirkung wagen, etwa in Bürgergutachten oder Bürgerbegehren.
Wer kontinuierlich trainiert, der erhält oder stärkt gar seine politische
Leistung. Und gegen die Hass- und Abgehobenheits-Rhetorik
ist man viel besser gewappnet.
(2023/66) 29.11.2023
RGA / Volksbote, abgedruckt 6.12.2023
Stadtentwicklung; Nadja Lehmann „Die Bürger erwartet ein neues Burscheid“
(Ausgabe v. 28.11.2023, Regionalteil Burscheid S. 21)
Sehr richtig: Die Bürger erwartet ein neues Burscheid. Aber
erwarten die Bürger das auch, in dieser Form?
Auf Nachfrage hieß es am 23.11. im
Stadtentwicklungsausschuss, die zunächst für den Herbst erwogene vierte
Bürgerinformationsveranstaltun
Aber zum bereits absehbaren neuen, vitalen Burscheid. Ist
das neue Geschäftszentrum Montanusstraße a.k.a. „Neue Mitte“ auf ausreichende Nachfrage gegründet?
Diese Frage nannte der Vater des IEHK – der Chef des Projektentwicklers ASS –
kurzerhand „unredlich“. Zahlen hat er dazu auch nicht genannt. Äpfel seien doch
keine Birnen und Burscheid sei schließlich kein „Dorf an der Nordsee“. Aber wir
sind auch nicht New York und werden dennoch nach dem Neubau unter den absoluten
Spitzenreitern der Republik bei den Verkaufsflächen für Nahrungs- und
Genussmitteln rangieren: Nach dem aktuellen Verträglichkeitsgutachten sind wir
hier bereits heute um 24% über Bundesdurchschnitt ausgestattet, durch Edeka
werden es lockere 48% mehr sein. Mit dem konkret geplanten Lidl in Hilgen
shoppen wir dann fröhlich 63% über den normalen Bundesbürgern.
Man mag die Relation von Angebot und Nachfrage als eine
prinzipiell unnötige – oder auch lästige – Planungsgrundlage ansehen, gerade
als Projektentwickler. Für Burscheids Zukunft und Finanzen ist sie allerdings
essenziell. Es gilt eben nicht das alte chinesische Motto „Viel hilft viel!“
Und Negativbeispiele mit kannibalisierenden, gleichwohl kurzlebigen Malls gibt
es rundum Burscheid nun wirklich zur Genüge.
P.S.
Zu den Zahlen, die Herr Hamerla / ASS entweder nicht parat hatte oder so nicht
verteidigen wollte: Im aktuellen Gutachten von Stadt+Handel
wird der Vergleich vorher/nachher zwar nur teilweise
ausbuchstabiert. Er lässt sich aber ohne große Probleme aus den dortigen Daten
gemeinsam mit den Zahlen der aktuellen Beschlussvorlagen errechnen:
·
Bei
den im Gutachten zugrunde gelegten 18.681 Bürgern ergäbe sich mit dem genauen Bundesdurchschnitt (0,41 m2 pro Einwohner) eine
rechnerische Gesamtverkaufsfläche (GVKF) von 7.659 m2.
·
Burscheids
bereits heutige GVKF beträgt 9.527 m2, das sind folglich 24% über Durst, entsprechend 0,51 m2 pro Einw..
·
Mit
Edeka (1.800 m2,
damit übrigens auch ein deutlich überdurchschnittlicher Edeka) liegen
wir gleich bei 11.327 m2,
damit 48% über Durst, entsprechend dann 0,61 m2 pro Einw..
·
Mit
Lidl/Hilgen (1.224 m2)
kommen wir dann auf 12.551 m2
und satte 63%, also deutlich mehr
als die Hälfte über Bedarf, entsprechend 0,67 m2 pro Einw.
Das ist ein bundesweit signifikant herausragender Wert. Und sehr
redlich berechnet und verglichen.
(2023/65) 27.11.2023
Kölner Stadt-Anzeiger
Stadtentwicklung; Thomas Käding „Debatte über Burscheids Mitte geht weiter“
(Ausgabe v. 25.11.2023, Lokalteil Leverkusen S. 40)
Die Debatte mag noch ein wenig weitergehen; aber die
Weichen sind gestellt, eigentlich: sauber verschweißt. Den Geschäftssinn der im
Artikel zitierten Buchhändlerin bewundere ich aufrichtig. Ich kann auch
nachvollziehen, dass sie „halb Burscheid“ lieber gleich um die Ecke einkaufen
sehen will – nicht in Witzhelden oder sonst wo. Mehr als ihrer interessierten
Kurzanalyse beim höheren Shoppen traue ich aber den professionell erhobenen
Daten von Stadt+Handel. Und diese Daten sagen
schlicht: Es gibt per Saldo keine abwandernde Kaufkraft und wir brauchen auch
keine neue Verkaufsflächen bei Nahrungs- und Genussmitteln, ganz im Gegenteil.
Schon heute sind wir, wie jeder auch ahnt, mit 24% über dem
Bundesdurchschnitt sehr gut ausgestattet. Mit einem noch einmal
überdurchschnittlichen Edeka-Markt werden es schon satte 48% und mit dem
konkret geplanten Lidl-Markt in Hilgen sind wir dann bei 63% über Durst
angelangt! Bei sehr abzählbaren Folgen für unsere Gewerbesteuer: Einbrüche bei
den etablierten Platzhirschen, aber sehr wenig Aufwuchs bei den Neuen, die
zunächst ihre Ersteinrichtung abschreiben werden – und auch müssen. Genau das
macht sich im Rat offenbar niemand so gerne klar: Irgendeiner wird die
Investitionssumme von deutlich jenseits der 20 Millionen Euro ja mal bezahlen
müssen – entweder wir als Konsumenten oder wir als Steuerzahler. Nicht aber die
smarten Projektentwickler oder Investoren. Die haben nichts zu verschenken.
Zwei weitere Details aus der Sitzung verdienen
Aufmerksamkeit: Die zu Beginn einmal zentrale Entwicklung für die untere
Hauptstraße ist nun in ein neues Programm ausgekoppelt, in das ISEK 2030 – oder
auch das „Integrierte Städtebauliche Entwicklungs-Konzept Burscheid Innenstadt
Nord / Altstadt 2030“. Auf Nachfrage nach der im Ausschuss für den Herbst 2023
versprochenen, bereits lange ausstehenden Bürgerinformationsveranstaltun
(2023/57)
26.10.2023
RGA / Burscheider Volksbote, abgedruckt 28.10.2023
Stadtentwicklung; Nadja Lehmann „Engel der Kulturen fordert Frieden ein“
(Ausgabe v. 21.10.2023, S. 23)
Bei manchen Elementen des Burscheider Integrierten
Entwicklungs- und Handlungskonzepts stellt sich ja einigen Bürgerinnen und
Bürgern nachhaltig die Sinnfrage – oder die Frage nach Art. 9 des Rheinischen
Grundgesetzes. Umso erfreulicher, dass zu guter Letzt noch das Projekt „Engel
der Kulturen“ der hiesigen Künstler Carmen Dietrich und Gregor Merten Eingang
fand. Und viele, insbesondere viele junge Menschen aus Burscheid haben es am
20.10. auf dem Alten Friedhof stimmungsvoll eingeweiht. So, wie es sich dort
nach Osten ebenso wie nach Westen öffnet, ist es ein sehr hoffnungsvolles und
heute leider auch bitter notwendiges Symbol.
Es wird sicher auch dann noch stehen und weiter wirksam
sein, wenn – zu einem derzeit noch ungewissen Zeitpunkt – das anfängliche Ziel
unseres Handlungskonzepts angenähert ist: Nämlich die Burscheider Hauptstraße
in ihrer ganzen Ausdehnung zu beleben, also auch hinunter bis zum historischen
Siedlungskern an der evangelischen Kirche.
Quelle etwa:
https://de.wikipedia.org/wiki/
Artikel 9: Wat soll dä Kwatsch/Käu?
Projekt „Engel der Kulturen“
https://www.engel-der-kulturen.de/
(2023/46) 14.8.2023
RGA / Burscheider Volksbote, abgedruckt 15.8.2023
Burscheider Bewegungsparcours; Nadja Lehmann: „Streit geht weiter – Anwohner
nehmen Einladung nicht an“, Bericht v. 14.8.2023
Der Trimmparcours an der Balkantrasse ist sicher sehr gut
gemeint und ist eine interessante, für verschiedene Nutzergruppen attraktive
Installation. Allerdings ist er ganz unbestritten
hinsichtlich des möglichen Geräuschpegels nicht wirklich ausgereift. Und die
Standortwahl – drei Meter hinter den gartenseitigen Balkonen der neuen
Wohnbebauung – sie ist gerade kein Vorbild für transparente und
partizipatorische Planung bzw. für das frühzeitige Einbinden der Betroffenen
auf Augenhöhe.
Das sollte unverzüglich nachgeholt werden. Aus meiner Sicht
sollten die Vereine auch von sich aus schon einmal darauf verzichten, an
Wochenenden in Rudeln zum angeleiteten Workout aufzulaufen. Zum Sport gehört
auch etwas Ritterlichkeit. Und das am Freitag versprochene Ausschütten des
Glückshormons Serotonin kann durch das gute Gewissen, anderen gerade nicht
schmerzhaft auf die Füße zu treten, nur vermehrt werden.
(2023/45) 13.8.2023
Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalausgabe Leverkusen, abgedruckt 23.8.2023
Stadtentwicklung; Ralf Krieger „Man überlässt die Stadt den Investoren“
(Lokalausgabe Leverkusen v. 11.8.2023, S. 23)
Volle Zustimmung: Leider gibt es ein sehr spezielles und
höchst fruchtbares Biotop aus staatlichen Fördertöpfen, gut vernetzten
Lobbyisten der Bauwirtschaft, der Architekten, der Stadtplaner und der
Investoren. Es ist prinzipiell an dem schönen alten chinesischen Motto "Viel
hilft viel" orientiert. Und es führt zu Planungen, die nicht notwendig
primär am Bedarf der Bürger*innen orientiert sind. Solche Projekte, gerade wenn
sie groß und komplex sind, winken dann die lokalen Gremien gerne einmal
durchgewinkt. Typischerweise schwören sich die Fraktionen auf einen möglichst
einigen, möglichst schlanken und möglichst Bürger*innen-armen Prozess ein. No more checks, no more
balances eben, das zeitweilige Ende der
kommunalen Demokratie.
Es gäbe einen Weg, der die beschriebenen Wirkungen ein
wenig erden kann. Leider ist er trotz vieler überzeugender Ergebnisse wenig
bekannt und auch bei den „Profis“ wenig beliebt: Das sind die – sogar im
Bergischen entwickelten – Bürgergutachten oder Planungszellen.
Quellen etwa:
Bürgergutachten
oder Planungszellen in einem guten
Überblick bei Wikipedia
(2023/42) 17.6.2023
Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalausgabe Rhein-Wupper
Burscheider Stadtentwicklung; Peter Seidel: „Große Pläne für die Montanusstraße“ (Lokalausgabe Rhein-Wupper v. 15.6.2023, S.
36)
Vielleicht wird die kommerzielle Stimmung im Burscheid von
2026 nicht ganz so aufgeräumt sein wie im Stadtentwicklungsausschuss vom 13.
Juni: Ein Drogeriemarkt, der voraussichtlich mit einem systemgleichen Markt in
Rufweite konkurriert, gleichzeitig mit einer Apotheke im gleichen Haus und
deren Schönheits-Segment. Einer Apotheke, die ihrerseits eine bereits gut
etablierte Konkurrenz quer über die Straße vorfindet. Dazu ein Vollsortimenter,
der laut aktuellem Markt-Verträglichkeits-
Sind das gute große Pläne? Irritierenderweise könnte sich
realisieren, was bereits das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept von
2016 auf S. 158 nüchtern voraussagte: Die Entwicklung des Areals an der Montanusstraße werde „auch mit einem SB-Markt nicht
auskömmlich“ sein. Die Kosten werden wir langfristig über gesteigerten
Konsum und/oder sinkende Gewerbesteuer abtragen. Denn irgendjemand muss für
eine fehlgeleitete Allokation zahlen.
Quelle
IEHK Burscheid 2025 = https://www.burscheid.de/
(2023/41) 16.6.2023
RGA/Volksbote, Lokalausgabe Burscheid, abgedruckt 20.6.2023
Burscheider Stadtentwicklung; Susanne Koch: „Verträge mit Edeka und DM sind
geschlossen“ (Lokalausgabe Burscheid v. 15.6.2023, S. 21)
In der insgesamt sehr kameradschaftlichen Atmosphäre des
Stadtentwicklungsausschusses am 13.6.2023 hätte aus meiner Sicht eine Unterlage
deutlich mehr Aufmerksamkeit und Diskussion verdient, und zwar die mit Stand
2022 aktualisierte städtebauliche und raumordnerische Verträglichkeitsanalyse
gemäß § 11 der Baunutzungsverordnung, dort insbesondere die Seite 37. Zu
Angebot und Nachfrage steht da ein klares „thumbs
down“ sowohl für einen weiteren Lebensmittelvollsortimenter als auch (!!!) für
einen Drogeriemarkt. Sprich: Es ist nach diesen Kriterien kein zusätzlicher
Bedarf zu erkennen, im Gegenteil eine Marktsättigung. Die Folgen dürften sich
schnell bei den Margen der bisher vernünftig aufgestellten Konkurrenz und damit
beim Gewerbesteueraufkommen zeigen, zumal die Neuankömmlinge auf Jahre ihre
Ersteinrichtung abschreiben können.
Darum wäre Burscheid an dieser Stelle mit einer reinen
innenstadtnahen Wohnbebauung offenbar deutlich besser gedient gewesen.
Vergessen wir's: Die Verträge sind lang geschlossen.
(2023/37) 17.5.2023
Kölner Stadt-Anzeiger Regionalausgabe Rhein-Berg
Stadtentwicklung; Gebäuderiegel an der Friedrich-Goetze-Straße; Beitrag von Timon Brombach in der Ausgabe v. 15.5.2023, S. 25
(„Klimaschützer kritisieren geplanten Gebäuderiegel“)
Der
IEHK-Planungsprozess hat sehr viele Beteiligte mit materiellem Interesse.
Hilfreich wäre, auch den schlüssigen Rat von nicht unmittelbar eingewobenen
Experten wie vom B.U.N.D. zu beachten – zu den naheliegenden Folgen des
kompakten Gebäuderiegels für das Klima einer Innenstadt, die fast
lückenlos versiegelt ist und thermisch bereits recht belastet. Es geht gerade
nicht nur darum, ob neue Gebäude je für sich aktuelle Energieauflagen erfüllen
werden; das wird schon gelingen. Es geht hier um die ganzheitliche Betrachtung
eines erweiterten Innenstadt-Ensembles und um die gebäudeübergreifenden
Konsequenzen bei Aufheizung, Zirkulation und Zugerscheinungen.
Wünschen würde ich uns
zudem: Ein sogenanntes Baugespann – ein Lattengerüst – nach guter alter
Schweizer Sitte, um die Konturen und Proportionen der Lindwurm-Planung 1:1 im
Raum erfahrbar zu machen, für jede und jeden. Dann wüsste Burscheid schon vor
dem Anrühren des Zements, wie ihm geschieht. Und könnte noch etwas retten, auch
für ein attraktives Stadtbild und für unsere Denkmalliste.
(2023/36) 16.5.2023
RGA Lokalausgabe Burscheid, abgedruckt 17.5.2023
Stadtentwicklung; Artikel von Nadja Lehmann „Gefährdet dieses innerstädtische
Bauprojekt das Klima?“ (Lokalausgabe Burscheid v. 13.5.2023, S. 22)
Der
Stadtentwicklungsausschuss sollte die in der
Sondersitzung v. 11.5. vorgetragenen Bedenken ernst nehmen: Die Innenstadt ist
bereits stark versiegelt; eine kompakte und großvolumige Barriere wird das
wachsende Klimaproblem voraussehbar weiter verstärken. Egal, was immer man
später an den Wänden und auf den Dächern anbringen mag. Und davon abgesehen:
Das „Bergische Haus“ ist kein Gebäudezug. Die Bergische – und Burscheider –
Siedlungsstruktur ähnelt eher einer Streuobstwiese als einer breiten und hohen
Stadtmauer. Zudem würde dieser Riegel die im Stadtbild wichtige traditionelle
Achse zwischen der Kirchen-Zeile, dem Seifahrt-Haus
und der Mebus-Hötte, heute Freikirchliche evangelische Gemeinde, grob
aufschneiden, dominieren bzw. überbauen.
Der angekündigte
Bebauungsplan ist de facto die Einladung für ein groß aufgestelltes
Unternehmen; davon wird die Stadt gar nicht mehr zurückkommen. Ganz im Sinne
des arg breitbeinig geschriebenen IEHK: Mächtige Geschäfte, steile Rampen und
nun noch ein kompakter Lindwurm. Das ist nicht die Stadtentwicklung, die mir
heimatlich und bürgerbezogen erscheint.
Anm.:
Lesenswert ist etwa der Beitrag von Hella Nußbaum
„Die Bergische Bauweise und ihre Renaissance um 1900“, in: Stefan Gorißen u.a. (Hrsg.), Geschichte des Bergischen Landes Bd.
II, Das 19. Und 20. Jahrhundert (2016), S. 454ff; weitere Anm.: Das IEHK hebt
unsere Beispiele Bergischer Bauweise sogar grundsätzlich als ein wichtiges und
attraktives Burscheider Asset hervor, siehe S. 23 und speziell S. 65f (https://www.burscheid.de/
(2023/33) 26.4.2023
Kölner Stadt-Anzeiger Lokalausgabe Rhein-Wupper, abgedruckt 22.5.2023
Fahrrad-Klimatest 2022; Hans-Günter Borowski und Matthias Niewels
„Schlechte Wege und Ampelphasen“ (Lokalausgabe Rhein-Wupper v. 26.4.2023, S.
25)
Burscheid kann schnell
neue Punkte für den kommenden Fahrradklimatest einsammeln, und zwar in den
zentralen Kategorien „Erreichbarkeit“ und „Sicherheit“: Einerseits durch eine
nun endlich barrierefreie Anbindung der Balkantrasse an die Innenstadt – etwa fast
höhengleich über die Montanusstraße. Andererseits mit
einer funktionaleren Lösung für den bisher verwirrenden und nicht
ungefährlichen Fahrrad-Slalom in der mittleren Hauptstraße – z.B. mittels einer
durchgehend klar abgegrenzten Radspur.
(2023/32) 21.4.2023
RGA Lokalausgabe Burscheid, abgedruckt 25.4.2023
Kulturentwicklungsplan Wermelskirchen/Burscheid; Sabine Naber „Kultur schlägt
einen gemeinsamen Weg ein“ (Volksboten-Ausgabe v. 20.4.2023, S. 21)
Eine wesentliche
Wachstumsbedingung für eine gemeinsame Kultur wird neue Transparenz sein:
Einerseits zu den beiderseitigen aktuellen Veranstaltungen, und zwar digital
ebenso wie in ganz traditionellen, gut platzierten Schaukästen. Andererseits zu
den Spielstätten, für die erleichterte Planung von Proben und Aufführungen,
vielleicht auch zu gemeinsam nutzbarem Equipment.
Gut: Es wird weiter
lokale Interessen geben und Wettbewerb soll auch sein, aber eben auch das arbeitsteilige Ergänzen zu einem
größeren und nachhaltigeren Puzzle. Und wenn wir dann die Balkantrasse als
einen künstlerischen „Sendero Luminoso“
oder: als einen „Erleuchteten Pfad“ nutzen können, wenn wir ferner
perspektivisch viele jüngste und junge Künstler*innen auf den Weg schicken
können – dann sieht die Zukunft sehr vielversprechend aus. Öffentliche und
nicht-öffentliche Förderung können gerade in der Kunst nicht schaden: Mehr
Moos, mehr los!
P.S.:
"Sendero Luminoso"
ist für gewöhnlich in unseren Breiten nicht so besonders gut angeschrieben,
siehe etwa die Historie des peruanischen Erleuchteten Pfades unter https://de.wikipedia.org/wiki/
Aber der Begriff
gefällt mir hier recht gut, zumal das Interkommunale Entwicklungskonzept
Burscheid/Wermelskirchen (IKEHK 2030) tatsächlich sogar die (physische)
Beleuchtung der Balkantrasse empfiehlt, siehe bei Interesse unter https://www.burscheid.de/
(2023/30) 28.3.2023
RGA Volksbote / Lokalteil Burscheid, abgedruckt:
29.3.2023
Umwelt und Stadtbild; Nadja Lehmann: „Unsere Stadt soll wieder sauberer werden“
(Lokalteil Burscheid v. 28.3.2023, S. 21)
Der Müll muss zuerst
weg – und neuen Müll sollten wir vermeiden. Aber dann sollten wir den Blick
noch etwas weiten: Es gibt einige öffentliche Wegeparzellen in Burscheid, die
werden selten bis nie gekehrt oder gelichtet. Altes Laub stapelt sich in Schichten;
die einzigen, die sich freuen und dynamisch und spitzig ausgreifen, das sind
Haselsträucher & Brombeeren direkt am Wegesrand. Auch das gehört zum
Stadtbild, aber eben nicht zu den erbaulichsten Ansichten. Klar: Der Kreis und
die Stadt können das nicht in beliebiger Häufigkeit und Qualität stemmen, bei
allem anderen, was zu tun und zu finanzieren bleibt. Dort werden halt
freiwillige Patenschaften die einzige Lösung sein.
Beikircher sagt:
"Am schönsten ist’s, wenn’s schön ist!“ Und der Kriminologe weiß: Eine
Umgebung, die auf sich hält, produziert messbar weniger Kriminalität und
Vandalismus. Also: Selbst wer gerne egoistisch unterwegs ist, hat damit ein
prima Motiv für’s Mitmachen.
Und am sichtbaren Ergebnis kann man sich das ganze Jahr lang freuen.
P.S.:
Man könnte sicher auch die „öffentlichen Abfallbehälter“ Burscheids gerechter
verteilen. Bornheim etwa hat m.E. keinen einzigen, Groß-, Klein- und
Berg-Hamberg besitzen zusammen wohl nur einen städtischen Mülleimer; in
Dierath stehen dagegen gleich zwei in gegenseitiger Sichtweite
und mindestens vier weitere gibt’s gratis dazu. Diese
Ungleichverteilung macht sich etwa bei Hundespaziergängen bemerkbar – man trägt
seinen lieben Hunden stundenlang diese olfaktorisch auffälligen Säckchen
hinterher 😉
(2023/16)
8.2.2023
RGA Volksbote, Lokalteil Burscheid, abgedruckt 14.2.2023
Frühzeit des Nationalsozialismus; Notiz „Neuzugang im Stadtarchiv“ von Nadja
Lehman (Ausgabe Burscheid v. 4.2.2023)
Die Briefe des General
Ludendorff an seine frühere Ordonnanz Rudolf Peters können zeigen: Burscheid
war mit der Nase dabei, als Weltgeschichte geschrieben wurde. Mitumfasst ist
hier die damals in Deutschland noch völlig ergebnisoffene Phase nach 1914, als
sich sowohl national-konservative als auch national-radikale Kreise mit
Weltverschwörungstheorien etwa des Henry Ford infiziert hatten – speziell nach
den berüchtigten „Protokollen der Weisen von Zion“. Die hatte Ford in seinem
offen antisemitischen Pamphlet „The International Jew
– The World’s Foremost
Problem“ weit verbreitet. Ludendorffs Brief v. 8.1.1924 knüpft möglicherweise
genau dort an.
Baldur von Schirach hat
Fords Schrift noch in den Nürnberger Prozessen nach 1945 zitiert, als eine Art
Bibel der jungen Nazis. Die nun aufgetauchte Sammlung verspricht eine hoch
interessante Lektüre und viele neue Einblicke dazu, was damals geschah und ob
und wie man noch hätte gegensteuern können!
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/
Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/
(2023/14) 7.2.2023
Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalausgabe Rhein-Wupper
Frühzeit des Nationalsozialismus; Artikel von Peter Seidel „Briefe von Erich
Ludendorff beim Aufräumen gefunden“ (Lokalausgabe Rhein Wupper v. 4./5.2.2023,
S. 36)
Das war wirklich ein besonderer
Dachbodenfund! Gerade die jüngeren Briefe aus den Jahren nach dem Ersten
Weltkrieg weisen zurück in eine zumeist vergessene, aber sehr schicksalhafte
Phase: Als nämlich sowohl national-konservative als auch national-radikale
deutsche Kreise prägende Impulse und ideologische Bestärkung aus einer heute
unerwarteten Richtung empfingen – aus der sehr konservativen Elite im Umfeld
der damaligen „America First“-Bewegung.
Tatsächlich war Ludendorff, dessen Brief vom 8.1.1924 Herr Seidel hier zitiert,
fasziniert von der Weltverschwörungs-Legende gemäß den sogenannten „Protocols of the Learned Elders of Zion“ – heute als gezielte plumpe Fälschung
überführt. Der offene Antisemit und Automagnat Henry Ford hatte sie zunächst in
seiner Haus-Gazette „The Dearborn Independent / The
Ford International Weekly“ und sodann in dem vierbändigen Werk „The
International Jew: The World’s
Foremost Problem“ effizient verbreitet.
In den Nürnberger Prozessen nach Ende des Zweiten
Weltkriegs hat der "Reichsjugendführer" Baldur von Schirach betont:
Die jungen Nazis hätten Fords Machwerk geradezu als
Offenbarung aufgesogen. Konsequent hatte Ford dann auch die Einleitung zur
amerikanischen Ausgabe von Hitlers „Mein Kampf“ verfasst, hat damit auch
eigenes Gedankengut in die USA re-importiert. Und er
hat mit stolzer Brust – wie auch der ähnlich deutschfreundliche Atlantikflieger
Charles Lindbergh – noch im Jahre 1938 (!) den höchsten deutschen Orden für
Zivilisten entgegengenommen, den deutschen Adlerorden. Also: Hier hat die
Weltgeschichte in Burscheid angeklopft; ich würde diese Briefe sehr gerne
einmal durchgehen.
(2023/4) 16.1.2023
RGA / Volksbote, abgedruckt 18.1.2023
Stadtentwicklung; Sabine Naber „Geschichtsverein macht alte Heimat lebendig“
(RGA / Volksbote v. 16.1.2023, S. 21)
Bei der Vernissage am 13. Januar schilderte mir ein
Alt-Burscheider mit leuchtenden Augen die Kastanien-Allee an der Montanusstraße. Damals konnte es Burscheid leicht mit der
weltberühmten Bonner Kirschbaum-Allee aufnehmen, wenn der Weg zum Bahnhof in
Weiß und Rot erblühte.
Hoffentlich findet sich dazu eine schöne Farbaufnahme und
vielleicht sucht Burscheid dann einen Weg „Zurück in die Zukunft“ – nach dem
Opfern ungezählter Klafter Baumholz für seine just ausgerufene „Neue Mitte“.
(2022/47) 20.11.2022
Remscheider General-Anzeiger, Regionalteil Burscheid; abgedruckt 24.11.2022
Musikstadt Burscheid; Nadja Lehmann in der Ausgabe v. 17.11.2022: „Titel
‚Musikstadt‘ lässt weiter auf sich warten“
Sehr schade! Aber selbst für ausgewachsene
Behörden ist die Rechtslage bisweilen schwer zu ergründen. Anfang 2023 wird die
Verleihung der musikalischen Stadtrechte dann wohl wieder auf der Tagesordnung
stehen - und auch entschieden werden.
Bis dahin können wir sicher noch etwas
ermutigen. Ich stehe gerne zu einer Spende für eines der neuen Schilder bereit.
Ganz ohne Widmung drauf. Und von der Charakteristik als musische Stadt wird die
gesamte Bürgerschaft profitieren. Jedenfalls muss dann Burscheid bundesweit
nicht zuallererst als Stauende aus den Verkehrsnachrichten von sich reden
machen. Ehrlich gesagt: Wir haben’s drauf und am Tag des offenen Denkmals
konnte es jeder hören und fühlen.
(2022/46) 18.11.2022
Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalausgabe Rhein-Wupper
Stadtentwicklung; Gespräch von Agatha Mazur mit der Buchhändlerin Ute Hentschel
„Es wird Richtung Dienstleistung gehen“ (KStA
Lokalteil Rhein-Wupper v. 17.11.2022, S. 36)
Ute Hentschel hat sicher ein selbstbewusstes Geschäftskonzept.
Ob das aber auch für die Burscheider Hauptstraße als Ganzes gilt, das ist
höchst fraglich: "Dienstleistungen"? Es wird wenige Radtouristen
geben, die sich dort frisieren, rasieren oder maniküren lassen wollen, gerade
nicht unter der Woche oder in Gruppen. Leere Geschäftslokale als künftige
"Sahnestücke"? Sicher nicht für eine Parfümerie oder für andere
Anbieter, die mit einem Vollsortimenter und mit einem Drogeriemarkt wetteifern
wollen, künftig fußläufig direkt um die Ecke - und von der Balkantrasse aus
tatsächlich barrierefrei zu erreichen. Wenn überhaupt, dann werden
Billiganbieter florieren, solche, die auch schmale Mieten zahlen.
Und die in der Montanusstraße
nun ausgerufene „Neue Mitte“? Sie mag sogar eine Blütezeit erleben und dann
dort „Kaufkraft binden“. So wie zunächst alle Malls, etwa auch früher unsere
Linden-Passage oder die Rathaus-Galerie in Leverkusen. Aber dann kann es sehr
schnell bröckeln, so wie selbst das Integrierte Entwicklungs- und
Handlungskonzept Burscheids auf S. 158 ebenso ausdrücklich wie düster orakelt:
„Eine erste Wirtschaftlichkeitsberechnung kommt zu dem Ergebnis, dass die
Entwicklung des Areals auch mit einem SB-Markt wirtschaftlich nicht auskömmlich
ist.“
Nun, irgendjemand wird bis dahin daran gut
verdient haben und viele weitere Existenzen werden über die Wupper gegangen
sein. Die Planer aber, die ziehen mit ihren bunten Prospekten fröhlich singend
weiter.
Quelle zum Zitat aus dem Burscheider IEHK (dort
S. 158):
https://www.burscheid.de/
(2022/42) 31.10.2022
Kölner Stadt-Anzeiger / Lokalausgabe Rhein-Wupper
Umwelt; „Keine Eile bei Alternativen zum Auto“ von Thomas Käding (Lokalausgabe
Rhein-Wupper v. 27.10.2022, S. 34)
Das ist äußerst irritierend, im Grunde
erschreckend: Das Burscheider Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept
(„IEHK 2025“) gestaltet ja wesentliche Verkehrsachsen und -flächen neu –
insbesondere die Hauptstraße in allen ihren Zonen und die Montanusstraße,
samt Busbahnhof. Und alles das soll geplant sein ohne ein differenziertes
Mobilitätskonzept? Alternativ: Dieses Konzept sollte schon lange vor der
endgültigen Umsetzung des IEHK wieder überholt sein? Das würde auf das Risiko
erheblicher Fehlinvestitionen hindeuten.
Unabhängig davon: Nach der Grundsatzrede des
Bundespräsidenten vom 28. Oktober, in der er insbesondere den entschlossenen
Wandel zur Nachhaltigkeit anmahnt, hat unser Klimaschutz zumindest eines heute
nicht mehr: Viel Zeit und Weile.
(2022/40) 28.10.2022
Remscheider General-Anzeiger / RGA - Regionalteil Burscheid, abgedruckt
1.11.2022
Interview von Stephan Eppinger mit der Buchhändlerin Ute Hentschel („Die
Innenstadt muss belebt bleiben“; RGA - Regionalteil Burscheid v. 26.10.2022, S.
23)
Sehen wir es nüchtern: Die wirkliche Herausforderung
wird erst kommen. Und zwar mit der Eröffnung der „Neuen Mitte“ in der
angrenzenden Montanusstraße. Die Erträge dieses
zusätzlichen Einkaufszentrums plus Rendite für die stattlichen Investitionen
dort, die wird man im Wesentlichen zu Lasten bereits existenter Anbieter
generieren müssen.
Paradoxerweise könnte es für die Hauptstraße
aber einige Jahre später eine positive Wendung geben, wenn nämlich das
Montanus-Center bereits erste Abnutzungsspuren zeigen wird. Dann könnten die
kleineren Hauptstraßen-Einheiten mit vitalen Web-Shops moderner, nachhaltiger
und wettbewerbsfähiger aufgestellt sein als Läden mit weiter happigen
Montanus-Mieten, in einem anachronistisch unflexiblen Gehäuse.
Vom traditionellen Burscheider Kern wird dann
hoffentlich noch etwas mehr übrig sein als Geschenkangebote, Gebrauchtwaren und
Altenwohnungen. Ein vernünftiges Ziel des Burscheider IEHK war jedenfalls:
Unsere Hauptstraße soll auch langfristig einen merklichen Teil des
Lebensbedarfs decken können.
P.S.:
Es mag sein, dass das Montanus-Center bereits vor seiner
Eröffnung aus der Zeit gefallen sein wird. Das Burscheider Integrierte
Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEHK 2025, Stand Dez. 2016) weist zumindest
erstaunlich offene Vorbehalte der ASS-Planer aus: "Eine erste
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung kommt zu dem Ergebnis, dass die Entwicklung des
Areals auch mit einem SB-Markt nicht auskömmlich ist." (IEHK 2025, S.
158 Abs. 3, siehe https://www.burscheid.de/
(2022/31) 21.9.2022
Remscheider General-Anzeiger / RGA, abgedruckt 24.9.2022
zum Artikel von Susanne Koch „Burscheid soll Namenszusatz erhalten“
(Lokalausgabe Burscheid v. 20.9.2022, S. 23)
Der 11. September mit dem Thema „Musik und
Klang – in Burscheid“ war der beste Beweis: Musik gehört zu unserem
Kompetenz-Profil, man kann sie hervorragend teilen und sie wird dabei mehr. Sie
ist ein lang bewährtes Querschnittsthema und sie kann anderen Burscheider
Besonderheiten nichts wegnehmen, kann sie aber fördern.
Gegen ein einladendes „Musikstadt Burscheid“
auf unseren Ortsschildern habe ich darum nicht das Geringste einzuwenden. Und
weitergehend: Wir können an das begeisternde Musik-, Geschichts- und
Denkmal-Festival mit viel Gewinn und vielen Besuchern noch anknüpfen,
vielleicht schon 2024.
P.S.:
Historisch interessant ist: Der Schlebuscher Notar und Maire bzw.
Bürgermeister Jakob Salentin von Zuccalmaglio konnte die Musicalische
Academie gerade in Burscheid gründen und
stabil erhalten; mitursächlich war offenbar eine erhebliche Schnittmenge mit
dem vorher von Johannes Löh initiierten Leseverein. Tatsächlich hat
Zuccalmaglio eine parallele Gründung dann auch in Schlebusch versucht -
allerdings ist die dortige Academie bereits Mitte des
19. Jahrhunderts wieder abgestorben. Man könnte folgern: Burscheid zeigt mit
seinem ja noch immer vital bestehenden Bürger-Orchester einen besonders
fruchttragenden Boden ;-)
(2022/30) 20.9.2022
Kölner Stadt-Anzeiger Leverkusen, abgedruckt 29.9.2022
zum Artikel von Hendrik Geisler ‚Beiname „Musikstadt“ soll offiziell
werden" (Lokalausgabe Rhein-Wupper v. 20.9.2022, S. 25)
Was der Bürgermeister zum Auftakt des
Burscheider Musik-, Geschichts- und Denkmal-Festivals am 11. September gesagt
hat, das haben engagierte und interessierte Bürger*innen sofort einmütig
bewiesen: 'Musik machen, das kann man auch anderswo – aber die eine Musikstadt
im Rheinisch-Bergischen, das ist und bleibt Burscheid!' Und Burscheid ist nicht
von ungefähr sehr vitaler Sitz des traditionsreichsten deutschen
Bürger-Orchesters, der Musicalischen Academie von 1812.
Drum dürfen wir die Musik gerne auch einladend
auf unsere Stadtschilder schreiben. Dass Burscheid auch sonst etwas zu bieten
hat – dem tut diese breit beseelte Begabung keinen Abbruch.
P.S.
In der Anlage finden Sie ein i.J. 1893 in Burscheid geschriebenes, allerdings
sehr lange verschollenes Heimatlied. Im Zusammenhang mit dem 11.9. hat es eine
neue Strophe erhalten (rot eingefügt). Sollten Sie Interesse an einem Beitrag
zum historischen Kontext dieses Liedes und vergleichbarer „Konkurrenten“ haben,
speziell des zeitgleichen Solinger Liedes („Wo die Wälder noch rauschen…“),
dann melden Sie sich gerne. Anm.: Beide Lieder gehen auf einen Impuls des
Oberpräsidenten der preußischen Rheinprovinz, Berthold von Nasse, zurück, der
in Solingen dann auch noch eine besonders patriotische und schlagkräftige
"Kaiserstrophe" nachbestellte.
(2022/22) 6.6.2022
Remscheider General-Anzeiger / RGA
zum Artikel von Nadja Lehmann „Plattform gerät in die Warteschleife“ (RGA /
Volksbote v. 2.6.2022, S. 23)
Die Plattform kann für Burscheid zu einem neuen
Groschengrab geraten: Wenn die Stadt ihren nächsten Verwendungsnachweis zu den
Landesfördermitteln einreicht, dann kann die Bezirksregierung die Planer sehr
ernsthaft beim Wort nehmen: „Ist nicht ein besonders integriertes Konzept
angekündigt? Mit einem glitzernden Aushängeschild über der Balkantrasse? Ein
Touristen-Anziehungspunkt im Wortsinne?“ Und es kann noch viel ernster werden:
„Warum wurden die offiziellen Empfehlungen für Radverkehrsanlagen – nach Erlass
der Landesregierung ausdrücklicher Teil der Förder-Auflagen – hier offen und in
signifikantem Maße missachtet?“
Sportlich anerkennen muss man immerhin die hohe
Geschwindigkeit, mit der die Rampe aus dem Boden gestampft werden konnte. Trotz
widriger Bedingungen unter Corona, trotz der in Burscheid nach dem 2021er
Jahrhunderthochwasser nach wie vor klaffenden Lücken bei ernsthaften
Verkehrsverbindungen.
Aber die große Eile hat an der Rampe einiges
unvollendet gelassen: Die Absturzsicherung endet bereits, wo der
Niveauunterschied zur Haupt-Trasse immer noch mehr als zwei Meter misst.
Ferner: Am unteren Ende wäre eine Umlaufsperre noch viel wichtiger als oben.
Und es würde sich – gerade nach den schlechten Erfahrungen mit der instabilen
Jahnstraßen-Rampe – sehr dringend empfehlen, das Oberflächenwasser definiert
abzuführen und der bereits gut erkennbaren Erosion schnell Einhalt zu gebieten.
Also: Es gibt viel zu tun. Warten wir es ab?
P.S.:
In dem Artikel heißt es, der ADFC habe das „aus seiner Sicht zu steile
Gefälle der Rampe“ kritisiert. Ich denke, das war hier doch etwas mehr als
eine bloße Ansichtssache, von ggf. interessierter Seite. Tatsächlich sind ganz objektiv mehrere ERA-Grenzwerte um mehr als das
Doppelte überschritten, bei der Steigungslänge, aber unter Sicherheitsaspekten
noch viel wichtiger: beim Steigungswinkel. Das Landesverkehrsministerium NRW
hat das Beachten der ERA-Baunormen den Bezirksregierungen aber als regelmäßige
Förderauflage aufgegeben, siehe u.a. den einschlägigen Erlass v.
10.6.2011.
Die FGSV, die die ERA erarbeitet und
aktualisiert, hat auf konkrete Nachfrage unter dem 30.5.2022 wie folgt
reagiert:
... Die von Ihnen beschriebene Rampe
[Anm. Voss: mit einem Gefälle von 8 bis 9 % und einer Weglänge von 130m] scheint
nicht im Sinne der ERA ausgeführt zu sein. Die Freigabe des Gehwegs für
Radverkehr (ausschließlich in Schrittgeschwindigkeit) liegt in Verantwortung
der Straßenverkehrsbehörde. Ob sie ausnahmsweise an dieser Stelle vertretbar
sein kann, hängt auch von den möglichen Alternativen ab, die wir aber ohne
Ortskenntnis nicht beurteilen können. ...
Unabhängig davon wäre es nicht so unvernünftig
gewesen, hätte ASS auch die klare Einschätzung des ADFC berücksichtigt.
Nutzerorientierung ist selten falsch, wenn es um frei wählbare
Nutzungs-Häufigkeiten geht. Das könnte man hier nur umgehen, indem man den Weg
unter der Brücke sauber vermauert und so eine Zwangsläufigkeit herstellt. Oder
einen Schlagbaum mit Wegezoll einbaut, wie in der guten alten Zeit.
(2022/21) 4.6.2022
Kölner Stadt-Anzeiger Rhein-Wupper
zum Artikel von Julia Hahn-Klose „Rampe zur Balkantrasse ist fertig“
(Lokal-Ausgabe Rhein-Wupper v. 3.6.2022, S. 25)
Nüchtern betrachtet: Es gab diese prall
gefüllten Düsseldorfer Gold-Töpfe. Um daran zu kommen, hat sich die Stadt eine
schicke, aber oberflächliche Planung aufschwatzen lassen. Das Ergebnis ist
entsprechend. Wie schon beim Gefälle der Rampe hat sich das Planungsbüro auch
bei den Kosten des Aushängeschilds, des selbst hochgejubelten städtebaulichen
Heraushebungsmerkmals „Rampe & Kanzel“ völlig verschätzt.
Vielleicht kann eine Minderausgabe mangels
Kanzel nun für die offensichtlichen Mängel der Rampe umgewidmet werden: Die
Absturzsicherung bis zum Ende führen, dann die unten beim „Einschuss“ in die
Balkantrasse besonders notwendige Umlaufsperre einbauen, die gesamte Rampe
beleuchten, nicht nur die Endpunkte. Und am besten auch das Oberflächenwasser
geordnet abführen und damit die heute schon bemerkbare Erosion mindern, auch
das Herunterkullern von gefährlichen Stolpersteinen auf die Trasse.
Das war’s schon? Leider nein. Weiteres Ungemach
mag von der Bezirksregierung drohen. Fördervoraussetzung war dort das Beachten
der einschlägigen Bau-Normen, darunter auch der offiziellen Empfehlungen für
den Bau von Radverkehrsanlagen. Genau daran bestehen nach aktueller
Einschätzung der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen mit Sitz
in Köln hier allerdings Zweifel. "Habe
fertig!", das könnte darum etwas vorschnell gemeldet sein.
P.S.:
Die FGSV, die die ERA erarbeitet und aktualisiert, hat auf konkrete Nachfrage
unter dem 30.5.2022 wie folgt reagiert:
... Die von Ihnen
beschriebene Rampe [Anm. Voss: mit einem Gefälle von 8 bis 9 % und einer
Weglänge von 130m] scheint nicht im Sinne der ERA ausgeführt zu sein. Die
Freigabe des Gehwegs für Radverkehr (ausschließlich in Schrittgeschwindigkeit)
liegt in Verantwortung der Straßenverkehrsbehörde. Ob sie ausnahmsweise an
dieser Stelle vertretbar sein kann, hängt auch von den möglichen Alternativen
ab, die wir aber ohne Ortskenntnis nicht beurteilen können. ...
(2022/20) 31.5.2022
Kölner Stadt-Anzeiger Leverkusen
zum Artikel von Timon Brombach „Cedisten
schwelgten in Erinnerungen“ (Kölner Stadt-Anzeiger Lokalausgabe Leverkusen v.
30.5.2022, S. 23)
Cedisten-Erinnerungen sind
vielschichtig. 1970 etwa war eine offizielle Abi-Feier das absolute No-Go;
Lehrer – definitiv kein ehrbarer Umgang. Wir waren damals etwas spät dran für
die Achtundsechziger, fühlten uns aber mehr als reif genug dafür. Und dann
dieser Namenspatron! Ganz ehrlich gesagt: Von dem durfte man Minderjährigen
nicht zu viel erzählen. Dass er sich im ersten Weltkrieg erfolgreich für den
unverzüglichen militärischen Einsatz von Phosgen stark gemacht hatte – und für
den industriellen Einsatz belgischer Zwangsarbeiter. Sicher kein Nazi der
ersten Stunde, aber ein Technokrat, wie er im Buch stand und steht.
Schließlich die in den späten Sechzigern
experimentell eingeführte Leistungsdifferenzierung in den vielsagenden Fächern
Mathematik, Physik, Englisch und Deutsch: Viele haben sie als Instrument und
Garant einer spezifischen gesellschaftlichen Elite empfunden – und eines stramm
programmierten Lebensweges. Carl Duisberg aber hätte sie viel Freude gemacht.
Und der vorgelagerte IQ-Test wäre ganz im Sinne des amerikanischen
Eisenbahn-Magnaten Leland Stanford gewesen, Stifter der Stanford University und
Ideengeber für den dort später entwickelten bahnbrechenden IQ-Test, den
Stanford-Binet. Seltsam genug – es war wohl genau der Goodwill des CDG als
„Kaderschmiede der rheinischen Technokratie“, der dann in einer sich
verändernden Wohn-, Wirtschafts- und Schulsituation vor dreißig Jahren das Ende
dieser Leverkusener Institution eingeläutet hat. Wo man
übrigens zeitweise an eine Umbenennung gedacht hatte.
Mein Deutschlehrer hat mir Jahrzehnte nach dem
Abitur das Du angeboten – und wir haben nicht nur einmal gemeinsam gefeiert.
P.S.:
Anbei ein Bild des Namenspatron, handsigniert mit „Dr. Carl Duisberg, 1928“.
1970 stand es bereits viele Jahre lang verstaubt im Werkkeller des CDG. Mit
offizieller Genehmigung durfte ich es dann von dannen tragen.
(2022/10) 23.3.2022
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 7.4.2022
Burscheider Bürgermeisterwahl; Julia Hahn-Klose „Dirk Runge tritt in große
Fußstapfen“ (Ausgabe Rhein-Wupper v. 22.3.2022, S. 25) der nachfolgende
Leserbrief:
Chuzpe vom Feinsten, wie sich lange erfahrene
Burscheider Politiker nun zum Wahlausgang einlassen. Die CDU: Mit dem
einheitlichen Wahlvorschlag habe man „die richtige Wahl getroffen“. Und
die SPD: „Du hättest dich ja aufstellen können!“ Die richtige Wahl war
halt die alles entscheidende Vor-Wahl. Und das Produkt nannte man bei
Ostblock-Wahlen früher gerne „Volksfront“. Kein Wettbewerb, das ist die bei uns
meistens verpönte Form der Konkurrenz – keine Auswahlmöglichkeit oder: das
Kartell.
Gerne auch noch zwei Schmankerl aus der
nüchternen Praxis, das haben die beiden Fraktionsvorsitzenden wohl in akuter
Champagner-Laune zu erwähnen vergessen: Parteien bekommen Wahlkampfkosten
ersetzt, freie Bewerber gerade nicht. Und sollte mal eine Podiumsdiskussion der
Kandidaten in Betracht kommen – hier ja gerade nicht – dann bräuchte man freie
Bewerber dazu nicht mal einzuladen. Mangels
Erfolgsaussichten, ist ganz reale Rechtsprechung.
Dirk Runge, dem ich das durchaus zutraue, hätte
aber nun eine geniale Chance, auch die jüngst noch nicht erreichten drei
Viertel der Burscheiderinnen und Burscheider zu gewinnen, und zwar mit
moderner, vitaler Bürgerbeteiligung. Z.B. über die anderenorts lange bewährten
Bürgergutachten von jeweils ausgelosten und dann fachlich gut instruierten
Bürgerinnen und Bürgern. Das kann viel Geld sparen und sehr viel Akzeptanz
einfahren. Der Weg ist das Ziel und dabei gutes Gelingen!
P.S.:
In Planungszellen bzw. per Bürgergutachten erarbeiten Teams aus ausgelosten
Bürgerinnen und Bürgern nach fachlicher Instruktion Gutachten für komplexe
Gestaltungsaufgaben, z.B. bei der Innenstadt-Gestaltung oder Versorgungs- und
Entsorgungskonzepten. Die Ergebnisse gelingen nach langjährigen Erfahrungen
sehr sachgerecht und effizient und öffentlich ausgesprochen akzeptabel und
nachhaltig. Siehe näher etwa unter https://de.wikipedia.org/wiki/
Dieses Verfahren ermöglicht signifikant
mehr qualitativen Austausch, Input und Mit-Urheberschaft als die von der Stadt i.R.d. der Werbung für das IEHK 2025 organisierte
Bürgerbeteiligung per Info-Veranstaltungen und Flyer. Das Konzept stammt in
seiner deutschen Ausprägung sogar aus dem Bergischen, von Peter Dienel,
seinerzeit Forscher an der Wuppertaler Universität. Wie gesagt: Der Weg ist das
Ziel
(2022/9) 21.3.2022
Remscheider General-Anzeiger / RGA, abgedruckt 25.3.2022
zum Ergebnis der Burscheider Bürgermeisterwahl (Bericht u. Kommentar von Nadja
Lehmann in der Ausgabe v. 21.3.2022, S. 23: „93,43% stimmen für Dirk
Runge" u. „Nun ist Zeit bis 2025“) der nachfolgende Leserbrief:
Wahlen mit völlig absehbarem und dann praktisch
„sozialistischem“ Resultat leiern die Demokratie aus. Sie stärken die Extreme,
wenn diese dann versuchen, den Wirkungsgrad und Nutzen unserer Wahlen eifernd
in Zweifel zu ziehen. Der in Burscheid just eingesparte Wahl-Schweiß unserer
Edlen und die clever erübrigte Rechenschaft für die vergangene Periode, auch
ein nun fehlender, mit klaren Fakten ausgehandelter frischer und breiter
Wählerauftrag, sie könnten sich daher noch bitter rächen.
Indessen kann Dirk Runge – und das ist ihm als
einem unabhängigen Fachmann und erklärten Teamplayer besonders zuzutrauen –
viel davon wettmachen und persönliches Profil aufbauen: Er könnte künftig sehr
wirksame Instrumente der Bürgerbeteiligung einsetzen, z.B. die seit Jahrzehnten
gut erprobten „Planungszellen“ mit Teams blind gewählter Bürgerinnen und
Bürger. Dann wären auch die nächsten fünf Jahre im engen Kontakt mit den
Zielgruppen der Stadtplanung vital genutzt: Eben auf akzeptanzsteigernder
Augenhöhe und im gut durchbluteten Dialog. Dazu wünsche ich ihm alles Glück des
Tüchtigen!
Anm.:
In Planungszellen erarbeiten Teams aus per Los ausgewählten Bürgerinnen und
Bürgern nach eingehender fachlicher Instruktion Gutachten für komplexe
Gestaltungsaufgaben wie Fußgängerzonen, Abfallentsorgung, Wasser- und
Energieversorgung etc. Die Ergebnisse gelingen nach langjährigen Erfahrungen
hoch sachgerecht und effizient sowie - mangels "gewöhnlicher
Verdächtiger" - öffentlich ausgesprochen akzeptabel. Näheres siehe etwa
unter https://de.wikipedia.org/wiki/
Dies ist qualitativ etwas völlig anderes
als die von der Kommune bei der Werbung für das IEHK 2025 organisierte
Bürgerbeteiligung in Info-Veranstaltungen und Flyern. Das Rezept für
Planungszellen oder auch Bürgergutachten stammt in seiner deutschen Ausprägung
sogar aus dem Bergischen, von Peter Dienel, seinerzeit Forscher an der
Bergischen Universität Wuppertal ;-)
(2022/8) 4.3.2022
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 15.3.2022
zum Bild- und Textbeitrag im Lokalteil Rhein-Wupper betr. die anstehende
Burscheider Bürgermeister-Wahl („Konkurrenzlos harmonisch in den Wahlkampf“,
Lokalteil Rhein-Wupper v. 2.3.2022, S. 25; Bild: Britta Berg, Text: ger) der nachfolgende Leserbrief:
Gar kein Zweifel: Dirk Runge ist eine gute,
sachverständige Wahl und als parteiloser Bürgermeister – wohl der erste nach
1945 – ist er noch mal extra interessant. Aber dass er nun so ganz allein, nur
mit „Ja“ und „Nein“ und ohne jede persönliche Alternative auf unserem Zettel
steht, wirkt das nicht wie ein Armuts-Bekenntnis der Burscheider
Parteien-Landschaft?
Eine naheliegende Erklärung: Der
Einheits-Vorschlag soll möglichst ausgewogen jenes eiserne Bündnis in die
Zukunft fortsetzen, zu dem sich unsere Parteien mit dem Integrierten
Entwicklungs- und Handlungskonzept Burscheid 2025 (IEHK) in Treue zusammengeschmiedet
haben. Der Kandidat soll keinem oder allen zugleich gehören. Er wird nun kaum
eine andere Wahl haben, als diese vielschichtig verleimte Bibel orthodox und
buchstabengetreu ins Werk zu setzen. Lebende, offene, streitende und im Verlauf
lernbereite Demokratie sähe wohl anders aus.
Trotz oder gerade wegen dieses Hintergrundes
wünsche ich dem unabhängigen Kandidaten eine gute Hand und eine
sachorientierte, für Burscheid nachhaltige Amtsführung. Die Chance ist da.
(20222/6) 15.2.2022‘
Kölner Stadt-Anzeiger Rhein-Berg
zum Artikel von Julia
Hahn-Klose „Den Garten natürlich gestalten“ (Kölner Stadt-Anzeiger Lokalteil Rhein-Wupper
v. 10.2.2022, S. 36)
Goldrichtig: Grünflächen in der Vertikalen und
Horizontalen fördern die Biodiversität, sie kühlen das Stadtklima, dienen als
Lebensraum für Insekten, sie fangen Wasser auf und können Dürre ebenso wie
Starkregen-Ereignisse mildern. Sie passen damit zu einem beschleunigten
Klimawandel, sie tragen zum Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger bei und
nicht zuletzt zur Attraktivität unserer Stadt. Der Wettbewerb „Naturoase statt
Schotterwüste“ mit dem griffigen Slogan „Grün statt Grau“ ist also höchst
begrüßenswert.
Aber: Würde sich die Stadt mit ihrem
Eigen-Projekt „Hauptstraßen-Rampe“ bei sich selbst bewerben, dann würde sie in
der Jury jämmerlich scheitern. Denn was früher einmal eine grüne Lunge der
Innenstadt war, dem sind viele Bäume und damit die wesentlichen Lungenflügel
schon längst wegoperiert, einige hundert Quadratmeter Grün werden noch grau
versiegelt werden und die steilen Hänge werden am Ende nur niederes Efeu
tragen. Was soll diese Degradation dann aufwiegen?
P.S.:
Kein Problem, wenn Sie diesen Brief nicht (auch noch) abdrucken; ich gehöre ja
zum Thema Burscheider Rampe zu den bereits gut bedachten „gewöhnlichen
Verdächtigen“.
Allerdings ist das hier
schon ein wenig schräg: Um den Verlust an Biomasse zu kompensieren, die der
Rampe weichen musste, da wird es schon die Größenordnung von mindestens 100
heftig begrünten Hauswänden brauchen. Bei Interesse finden Sie unter https://www.vo2s.de/krasse_
https://www.vo2s.de/bruecke_
und
https://www.vo2s.de/bruecke_
(2022/4) 24.1.2022
Kölner Stadt-Anzeiger Rhein-Wupper
zum Leserbrief „Weder barrierefrei noch familienfreundlich“ im Kölner
Stadt-Anzeiger (Lokalausgabe Leverkusen & Rhein-Wupper v. 22.1.2022) zum
Bericht „Anschluss an die Rad-Autobahn“ (14.1.2022) und zur Notiz „Mann stirbt
nach Sturz auf Balkantrasse“ (28.6.2021, S. 34)
Danke für die eingehende Position des
zuständigen Radfahrer-Vereins zur Burscheider Rampe und für den Abdruck im
Stadt-Anzeiger v. 22.1.2022. Zu Recht weist hier auch die Bildunterschrift auf
das außergewöhnliche Gefälle hin. Diese Rampe war im IEHK Stand Dezember 2016
noch mit 6% Gefälle berechnet und soll nach genauerer Vermessung der
Örtlichkeiten nun „im Mittel“ um 8% abfallen; außerhalb der Einmündungen und
insbesondere im Scheitelpunkt bzw. im Mittelteil der Rampe wird der Wert damit
noch deutlich darüber liegen.
Es braucht nicht sehr viel Fantasie: Ein
ausgewachsener Biker (Gesamtmasse 150-200 kg mit 20-30km/h) trifft auf ein Kind
auf seinem Dreirad (Masse 15-20kg bei max. 3 km/h). Die Folgen werden wir – man
verzeihe meinen Sarkasmus – mit Hansaplast nicht wieder beseitigen können.
Reales Beispiel: Der Stadt-Anzeiger berichtete am 28.6.2021 über den tödlichen
Unfall an der sogar um ca. 2% schwächer geneigten Jahnstraßen-Rampe, als ein
Skater ein Fahrrad überholen wollte.
Wenn die Stadt vergleichbare Fallgestaltungen
nicht auf ihr Gewissen laden will, dann wird sie die künftige
Hauptstraßen-Rampe für Rad- oder Fußgängerverkehr sperren müssen. Dies
entspräche auch den bundesweit gültigen Standards für Radverkehrsanlagen.
(2022/3) 16.1.2022
Kölner Stadt-Anzeiger Rhein-Wupper
zum Beitrag von Julia Hahn-Klose „Anschluss an die Rad-Autobahn“ (Kölner
Stadt-Anzeiger, Lokal-Ausgabe Rhein-Wupper v. 14.1.2022, S. 25)
Gar keine Frage: Im Bergischen sind viele
angestammte Verbindungen steil und an ihrer jeweiligen Stelle alternativlos –
an den Hängen des Wuppertales etwa, von Blecher nach Altenberg hinab oder von
Oberburg nach Unterburg. Aber zur neuen Burscheider Rampe, da gibt es ja direkt
neben dem Bus-Büdchen an der Montanusstraße schon
lange eine deutlich funktionalere Alternative: Zu den höchstens halben Kosten
barrierefrei und sicher anzulegen, vorbei sogar an Geschäften und Lokalen,
damit auch mit merkantilem Mehrwert, und in genau gleichem Abstand der
Einmündung zur Hauptstraßen-Brücke. Für eine noch stärker pulsierende
Innenstadt kann man diesen Weg sogar als Spange herüber zur Auffahrt Dammstraße
nutzen. Zumal wegen des Fahrradbusses ja ohnehin
deutlich mehr Freizeitradler aus der W’kirchener
Richtung heran rollen.
Vor wenigen Tagen hielt mir eine Burscheider Ratsdame empört vor: Ohne die Rampe und Kanzel hätten wir
doch die ganze schöne Landesförderung liegengelassen! Nur: Sind Landesmittel
nicht ebenso steuerfinanziert? Und sollten wir tatsächlich für eine große
Geste, für einen glitzernden städtebaulichen Akzent die Gesundheit von Bürgern
und Besuchern jeden Alters aufs Spiel setzen? Mit einem selbst verantworteten
Gefälle, das diejenigen Bau-Normen um mehr als das Doppelte überschreitet, die
jedenfalls außerhalb des Bergischen bundesweit den Stand der Technik markieren?
Das wäre schon ein besonders arger
Schildbürgerstreich – eben auf Kosten Dritter. Im vergangenen Jahr gab es auf
der nicht einmal ganz so krass geneigten
Jahnstraßen-Rampe – dort hatte man seinerzeit aus Kostengründen auf eine flache
Tunnellösung verzichtet – den tödlichen Unfall eines Skaters mittleren Alters.
Sobald es nun beim lustigen Heruntersegeln von der Hauptstraßen-Rampe zu einem
ähnlichen Unfall kommt, und das ist vermutlich nur eine Frage der Zeit und der
Nutzerzahl, dann wird man die Rampe ganz oder zumindest für eine der einander
gefährdenden Verkehrsarten sperren müssen – für Radler, Fußgänger, Skater,
Rollatoren oder was auch immer. Die zitierte Ratsdame
wird sich dann entsetzt abwenden und darauf bestehen, man habe sie einseitig
und irreführend beraten.
P.S. / Quellen
Tödlicher Unfall am 27.6.2021 an der
Jahnstraßen-Rampe:
https://www1.wdr.de/
Zu den bundesweiten Normen:
Nach Nr. 3.6 der bundesweit geltenden Empfehlungen für den Bau von Radverkehrsanlagen (ERA,
aktuell ERA 2010; die zitierte Nr. 3.6 ist unter dem o.a. Link auf S. 27
abgedruckt) ist aus Sicherheitsgründen bei gemeinsamer Nutzung durch
Radfahrer und Fußgänger ein maximales Gefälle von 3% zu beachten. Die
ERA besitzen keine formale Gesetzeskraft, das ist zutreffend, aber sie stellen
genau wie DIN-Normen den aktuellen Erfahrungshorizont und den Stand der Technik
dar und sind spätestens bei einem Unfallgeschehen bei der Frage der Verursachung
und Haftung (z.B. der verkehrssicherungspflichtigen Kommune) relevant.
Verantwortungsvoller ist allerdings, man respektiert die zugrundeliegenden
weiträumigen Erkenntnisse und wählt von vornherein eine Alternative der
Wegführung, die die sicherheitsbedingten Grenzwerte einhält oder
unterschreitet.
(2021/32) 7.10.2021
Kölner Stadt-Anzeiger / Rhein-Berg
Planungsausschuss 5.10.2021; Aussichtsplattform und Rampe an der
Hauptstraßenbrücke; Hans-Günter Borowski „Plattform ohne Glaswände“ u. Notiz
„Mann stirbt nach Sturz auf der Balkantrasse“ (Lokalteile Rhein-Wupper v.
7.10.2021 S. 36 und v. 28.6.2021, S. 34)
Nach der planerischen
Vision soll ein Ensemble aus einem prestigeträchtigen Skywalk und einer
herausfordernder Rampe unser Burscheid aus dem „städtebaulichen Einerlei
herausheben“. Aber in der harten Realität erweist sich das mehr und mehr als
Schildbürgerstreich: Immer teurer, erfahrungsgemäß halsbrecherisch, besonders
Regress-riskant, auf 100 Jahre unkaputtbar und tatsächlich sinnfrei. Denn da
wäre ja noch eine Alternative, die das alles nicht hat – die kurze und
barrierefrei ausbaufähige Anbindung der mittleren Hauptstraße über die
vorhandene Schnittstelle an der Montanusstraße,
zwischen dem heutigen Büdchen und dem Volksbank-Areal.
Die Stadt wäre gut
beraten, würde sie zur komfortablen Brückenverbreiterung die nach 2016
fallengelassene schmalere „Plattform Nord“ realisieren, gerne auch mit Glas und
Licht, und würde die Stadtmitte völlig barrierefrei auf dieser Seite anbinden,
dann sogar an einigen Lokalen und Geschäften entlang. Aus dieser Richtung kommt
wegen des Radbusses sogar mehr Verkehr als von Opladen herauf. Nach dem
tödlichen Unfall am 26. Juni auf der mit 6% Gefälle noch flacheren (!)
Jahnstraßen-Rampe sollte Burscheid die hochkritische 8%-Variante schnell z.d.A.
schreiben und dabei auch noch haufenweise Landes- und Stadtknete einsparen.
Dies sollte auch nicht zu einer noch ungewissen Zeit später einmal geprüft
werden, wie es auf Nachfrage am 5.10.2021 im Ausschuss hieß – sondern vor
weiteren Horror-Unfällen.
P.S.:
Das Zitat zum
"städtebaulichen Einerlei" stammt von einer Informationsveranstaltung
der Stadt zur Rampe/Plattform am 13.5.2019, und zwar aus der Präsentation von
Frau Gruß-Rinck / ASS-Büro. Siehe zu den Info-Veranstaltungen auch https://www.burscheid.de/
Die o.g.
"Plattform Nord" steht im IEHK 2016 (https://www.burscheid.de/
(2021/31) 6.10.2021
RGA / Bergischer Volksbote, abgedruckt 9.10.2021
Planungsausschuss 5.10.2021; Aussichtsplattform und Rampe an der
Hauptstraßenbrücke (Ausgabe v. 6.10.2021: „Politiker wählen die schlichtere
Variante“)
Am 26. Juni war ein
Skateboard-Fahrer an der Rampe von der Jahnstraße herunter tödlich verunglückt.
Spätestens da hätten im Stadtrat alle Alarmglocken läuten müssen: Denn die
projektierte Rampe, die mit der Aussichtsplattform an der Hauptstraßen-Brücke gekrönt
werden wird, soll mit 8% nochmals signifikant steiler abfallen und sie wird
nicht in einer Geraden auslaufen, sondern am Fuße des Gefälles in
übergeordneten Querverkehr einmünden.
Burscheid würde damit
nicht nur hohe Risiken für Benutzer jeden Alters schaffen – die Stadt liefe
wegen des deutlichen und bewussten Überschreitens einschlägiger Normen auch in
ein kaum abzuwendenes Haftungsrisiko: Nach Nr. 3.6
der bundesweiten Empfehlungen für den Bau von Radverkehrsanlagen (ERA 2010)
liegt der Grenzwert für die verbundene Nutzung durch Radfahrer und Fußgänger
sicherheitshalber bei nur 3%. Und spätestens im Haftungsfall werden die ERA den
hier relevanten Stand der Technik definieren.
Ein kritisches Licht
wird dann auch auf einen im Ausschuss kurz behandelten Punkt fallen: Auf der
Wermelskirchener Seite der Hauptstraßenbrücke steht in sogar noch geringerem
Abstand von der Brücke eine in jeder Hinsicht überlegene Lösung bereit – völlig
barrierefrei und zu 100% ERA-gerecht ausbaufähig. Dies ist der Weg zur Trasse
zwischen dem Volksbank-Areal und dem heutigen Büdchen, der über die Montanusstraße und noch dazu an diversen Geschäften und
Lokalen entlang schnell und flach zur mittleren Hauptstraße führt; dieser Weg
ist sogar im Burscheider Entwicklungskonzept auf S. 150 eingezeichnet. Auf
Nachfrage in der Ausschusssitzung: Diese sehr naheliegende und tatsächlich
risikofreie Anbindung werde man vielleicht später einmal prüfen, keinesfalls
aber jetzt. Vermisst werden dort wohl in besonderem Maße „Highlight“ und
„Glamour“ oder ein prickelnder Anklang an den Altenaer
Erlebnisaufzug. Man mag auch zynisch sagen: No risk, no fun!
(2021/09) 4.6.2021
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 8.6.2021
Stadtentwicklung Burscheid; Bericht von Jan Sting „Das Zentrum wird erweitert“
(Lokalausgabe Rhein-Wupper v. 29./30.5.2021, S. 44)
Die Burscheider
Händler-Gemeinschaft sollte nicht lange in schönen neuen Architektur-Bildchen
schwelgen. Besser, sie bemüht belastbaren ökonomischen Sachverstand und zieht
sich schon mal warm an. Für ein Montanus-Center sieht selbst unser städtisches
Entwicklungskonzept 2025 bekanntlich kein dauerhaft tragfähiges
Geschäftsmodell. Dann wird die Hauptstraße auch nicht etwa im Windschatten
einer „neuen Mitte“ vorankommen. Im Gegenteil darf sie einen krassen
Unterbietungswettbewerb erwarten.
Allerdings mag es für
einige Angebote eine spätere Pointe geben: Einzelgeschäfte könnten mit klugem
digitalen Service am Ende sogar besser bestehen als eine weitere klobige Mall.
Die würde dann der Stadt wie ein aus der Zeit gefallener Klotz am Beine hängen.
Architekten brauchen sich daran nicht zu stören; sie ziehen mit ihren bunten
Bildchen einfach weiter.
(2021/07) 11.5.2021
Kölner Stadt-Anzeiger
Corona; Kommentar von Thorsten Fuchs „Freiheit in Sicht“ (Ausgabe v.
8./9.5.2021, S. 4), auch zum Interview mit Hermann-Josef Tebroke „Wir brauchen
einen Neustart“ (Lokalausgabe Rhein-Wupper daselbst S. 41)
Stimmt, die Freiheit
kommt in Sicht. Aber wird dann, wie an Gummifäden gezogen, alles wieder in eine
vorherige Lage zurückschnellen? In Handel und Kultur, bei Kirchen, Vereinen und
Politik? Das ist höchst unwahrscheinlich. Nur ein Beispiel: Wir werden einen
Vorteils- und Lastenausgleich zwischen den sehr verschieden betroffenen
Waren-Verteilsystemen brauchen, zwischen Internetplattformen, Großmärkten und
Detailhandel, zumindest für eine mehrjährige Anpassungszeit. Wir sollten etwa
auch Schule und Tourismus dauerhaft neu und krisenfest organisieren. Denn Covid
'X ist nicht nur nicht unwahrscheinlich. Im Gegenteil begünstigen wir neue
Pandemien derzeit strukturell durch invasive Wirtschaftsformen.
Bei alledem wird die
zweite – eigentlich erste – wesentliche Herausforderung immer mitzudenken sein:
ein deutlich progressiver Klimaschutz. Und welche Phase wäre für im besten
Sinne konkurrierende politische Konzepte und für die Abstimmung der Bürgerinnen
und Bürger richtiger als eben der Wahlkampf einer vitalen Demokratie?
Allerdings hört man hier von solchen mittelfristig angelegten Strategien noch
wenig.
(2021/06) 25.4.2021
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 1./2.5.2021
Stadtentwicklung Burscheid; Bericht und Kommentar von Jan Sting in der
Lokal-Ausgabe Rhein-Wupper v. 24./25.4.2021, S. 42 („Drogeriemarkt in der
Lindenpassage“; „Die volle Dröhnung“)
Da stimme ich völlig zu:
Ein Drogeriemarkt in der Lindenpassage kann für Burscheids angedachte
Montanus-Magistrale bitter werden. Sogar das Integrierte Entwicklungs- und
Handlungskonzept (IEHK 2025) selbst hatte zu dem neu zu errichtenden
Einzelhandelszentrum schon ein ernstes Fragezeichen vermerkt: „Eine erste
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung kommt zu dem Ergebnis, dass die Entwicklung des
Areals auch mit einem SB-Markt wirtschaftlich nicht auskömmlich ist“, so
das IEHK 2025 ausdrücklich auf S. 158. In Angriff genommen wurde es dennoch.
Die Ideen für die Montanusstraße wurden sogar Dreh-
und Angelpunkt für viele andere Planungen – etwa für das Auftrennen des
Busbahnhofs auf künftig verschiedene Plätze oder für die höchst irritierenden
Ausführungen des Konzepts zur Auskömmlichkeit des Netto-Standorts. Nicht ganz
fehl geht sicher ferner, wer auch die himmelstürmende Fahrradrampe zur
Hauptstraßenbrücke und die aussichtslose Aussichtsplattform gerade im
Zusammenhang mit einem „neuen Zentrum Montanusstraße“
sieht: Als eine Art Placebo für die Hauptstraßen-Ladenlokale gegen eine bald
erwartete vielfältige Konkurrenz eben aus dem „neuen Zentrum“.
Gäben wir die
Montanus-Visionen auf, wäre das sicher zunächst schmerzlich. Auf mittlere Sicht
könnte Burscheid aber eine vielleicht sehr schwerwiegende Planungsruine
vermeiden und einige Bürger/innen würden aufatmen.
P.S.:
Man kann sich einen weiteren Satz des IEHK zum geplanten Geschäftszentrum Montanusstraße auf der Zunge zergehen lassen, siehe dort S.
156 (Unterstreichung von mir):
„Die Ansiedlung eines Einzelhandelsangebots in integrierter Lage in der Montanusstraße stellt einen zentralen Aspekt der
Innenstadtentwicklung Burscheids dar. Der Zielvorstellung folgend, das Zentrum
der Stadt zu stärken, kann die Kaufkraft in die Stadt zurückgeholt und durch
die Schaffung von Konkurrenz auch gebunden werden.“
M.E. zeigt das ein naives, jedenfalls unzulässig vereinfachendes
Architekten-Verständnis von Ökonomie. Bei einem insgesamt nur wenig
auszuweitenden Marktvolumen wird der Ausbau auf der Angebotsseite in einem
weiter anziehenden Wettbewerb im Zweifel zu Lasten der wirtschaftlich
schwächeren und weniger modern aufgestellten Angebote auf der Hauptstraße
gehen. Mal ganz abgesehen davon, dass das IEHK nur zwei Seiten weiter selbst
die nachhaltige Wirtschaftlichkeit des neuen Geschäftszentrums in Frage stellt,
siehe obiges Zitat im Leserbrief. Was dann nur durch noch aggressiveren
Wettbewerb und auch nur zeitweise aufgefangen werden könnte.
(2021/02) 16.2.2021
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 1.3.2021
Burscheider Kultur; Beitrag von Jan Sting „SPD engagiert sich für die
Musikschule“ (Ausgabe v. 15.2.2021, S. 24)
Der Zorn ist
verständlich: Burscheid hat eine gewaltige Tradition und Verantwortung für die
bürgerliche Musik; unsere kleine Stadt beherbergt mit der Musicalischen
Academie von 1812 immerhin das älteste deutsche
Laienorchester. Damit gute musikalische Kompetenz in Burscheid zuhause bleibt,
müssen wir unsere Musikschule mindestens so fördern wie viele andere Städte das
aus gutem Grund schon tun. Und wenn’s noch ein bisschen überdurchschnittlich
geraten könnte – auch das könnte der Musikstadt überhaupt nicht schaden!
(2020/31) 25.11.2020
Kölner Stadt-Anzeiger
zum Artikel von Jan Sting „Kurzes Leben der Glasbäume“ (Ausgabe Rhein-Wupper v.
21./22.11.2020, S. 32)
Unser
Stadtbild gewinnt, wenn alle Makrolon-Schirme gefallen sind. Den angepeilten
mediterranen Flair und Charme haben sie nie versprüht. Sie taugten nicht gegen
Regen, nicht gegen Sonne und haben den Blick auf eine der schönsten Burscheider
Häuserzeilen verstellt.
Ein
kurzes Leben, in der Tat. Vielleicht aber können wir Teile davon recyclen, etwa
an der Rampen-Kanzel. Mit einer kleinen Denkmalplakette, als stumme Mahnung für
die nächsten 100 Jahre.
(2020/05) 13.2.2020
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 4.3.2020
Integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept für Burscheid; Bericht von Jan
Sting zur Rampe/Kanzel am Radweg („Für die Rampe wird gerodet“, Lokal-Ausgabe
Rhein-Wupper v. 11.2.2020, S. 28)
Der Mehrwert der Rampe
zur Hauptstraße bleibt im Nebel. Seit der Planung mit Stand Dezember 2016 haben
Steigung & Gefälle leider um ein sattes Drittel auf nun nicht mehr
barrierefreie 8% zugenommen - sehr schlecht u.a. für Kinderwagen, Rollstühle
und Fahrräder mit Muskelkraft. Und auch die von den Planern seinerzeit
angepriesene Magnetwirkung der Kanzel fällt bis auf Weiteres flach. Denn trotz
beharrlichster Suche hat sich ja niemand gefunden, der die Kanzel mal
„bespielen“ oder dort ein Stückchen Stadtmitte für den Radweg „inszenieren“
könnte.
Nun muss man sich eines
klarmachen: Die angejahrten Blechbäume an der evangelischen Kirche, die werden
irgendwann vergehen. Aber das Ende der Kanzel und ihrer beeindruckenden Pylone,
das würde kein derzeit lebender Burscheider mehr sehen. Vielleicht kann man
jedenfalls die 300.000€ für die Kanzel in besser sichtbare, sicherere und
nachhaltigere Innovationen umsetzen, etwa in eine Beleuchtung der Balkantrasse
zumindest zwischen Bad und Bahnhof.
(2019/09) 15.5.2019
Bergischer Volksbote, abgedruckt 16.5.2019
lokale Debatte über eine Rampe zwischen Radweg und Burscheider Hauptstraße
(Anhörung am 13.5.2019; Bericht und Kommentar von Jürgen Heimann „Sonst ist die
Innenstadt tot“ bzw. „Die Bürger ernst nehmen“ im Bergischen Volksboten v.
15.5.2019, S. 15)
Mit Licht fängt man
Motten – Mäuse aber aller Erfahrung nach mit Speck. Ein schlüssiger Nutzen der
geplanten Rampe und insbesondere des illuminierten Skywalk ist aber noch gar
nicht dargetan – hier war selbst der Verwaltungschef verblüffend verzagt. Die Rampe
wird mit ca. 8% Steigung und Gefälle auch nicht so direkt barrierefrei und die
Plattform wird eher für Windkraft optimiert sein als für Sonnenschirme. Welchen
Konsum wir damit bei Radlern zusätzlich triggern könnten – und bei welchen
Waren und Dienstleistungen – das ist weder seriös prognostiziert noch auch nur
annehmbar. Rampe plus Skywalk könnten ähnliche Wahrzeichen frustrierter
Planungsziele werden wie unsere tristen Blechbäume am Markt: Sie nutzen nicht,
sie trösten nicht, aber stehen bleiben sie doch.
Unser städtebauliches
Konzept kommt besser ohne Rampe und Plattform aus, und dabei ganz ohne die vom
Bürgermeister raunend und dräuend beschworene Lebensgefahr für die Innenstadt.
Das Geld wäre besser und konsequenter investiert, würden wir die Balkantrasse
im Kernbereich der Stadt beleuchten, etwa zwischen Hallenbad und altem Bahnhof.
Dazu würde ich sogar eine Lampe spenden. Versprochen.
(2019/08) 14.5.2019
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 21.5.2019
lokale Debatte über Rampe zwischen Radweg und Hauptstraße bzw. zur Anhörung der
Bürgerschaft am 13.5.2019
Manche stilisieren
unsere Balkantrasse gerne hoch zu einer Art Lebensader der Burscheider
Wirtschaft und Kultur. Das kann sie beim besten Willen nicht leisten. Klug
geplant könnte sie allerdings dazu beitragen; dann nämlich, wenn wir unseren
Fuß- und Radweg mit Augenmaß einbinden, und nicht mit planerischem Aplomb durch
Rampe und einen illuminierten Skywalk.
Dazu scheint mir die
Anregung eines Burscheider Bürgers bei der Anhörung am 13. Mai höchst
bedenkenswert: Keinen steilen und Sackgassen-artigen Stich auf eine Rampe legen
– sondern über eine attraktive Spange quer durch die Innenstadt neuen
Durchfluss eröffnen. Das würde die existenten höhengleichen Aus- und Einstiege
intelligent und barrierefrei aufgreifen und könnte viele gute Angebote greifbar
machen, würde vielleicht sogar unseren trostlos-tristen Markt wachküssen.
Und ein paar weltweite Sammlerstücke aus früheren Jahren:
Die Mutter aller
[meiner] Leserbriefe:
29.9.1992
Kölner Stadt-Anzeiger; abgedruckt 2.10.1992
Militär; Absage der "V 2 - Gedenkfeier" in Peenemünde (Kölner
Stadt-Anzeiger. v. 29.9.1992)
Hätten wir am
Deutschlandtag die Schöpfer der V 2 hochleben lassen, hätten wir auch die der
Scud mitgefeiert. Die Scud ist wie die Mehrzahl der heute weltweit
ausgerichteten Trägersysteme legitimer Nachfahre der V 2. Scud und V 2 sind
brutale Massenvernichtungswaffen, die unter einem verantwortungslosen Regime bewußt zum Schaden der Zivilbevölkerung eines anderen
Landes entwickelt und eingesetzt worden sind.
Demgegenüber ist der
vorgebliche Kontext ziviler (!) Raumfahrtforschung, der etwa den jungen Wernher
von Braun begeistert und geblendet haben mag, als Begründung eines V 2 - Festes
geradezu absurd. Die Forschung hat sich gegen diese Wirtschaftsidee im doppelten
Sinne auch ausdrücklich verwahrt.
Der Vorschlag war, wenn
auch der count-down schweren Herzens in letzter
Sekunde abgebrochen wurde, bereits eine verheerende Wunderwaffe gegen das
Ansehen des neuen Deutschland im Ausland und unserer Repräsentanten im Inland.
Und der am weitesten
gereiste Leserbrief:
22.08.1995
NIKKEI WEEKLY, JAPAN; abgedruckt 28.8.1995
Militärpolitik; Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki; THE NIKKEI WEEKLY of August 14, 1995
I
refer to reports on WW II and especially to two letters to the editor printed in THE NIKKEI WEEKLY of August 14,
1995. It is my impression that those two letters offer a unilateral and quite
insulting interpretation of the motives behind the drop of atomic bombs onto
Hiroshima and Nagasaki fifty years ago (e.g. N. Hale: "a merciful
decision"). So I would like to show an
alternative view:
It
is certainly true that Japanese military leaders commenced the hostilities
against the
The echoes
of that demonstration
of power strongly outlived that event.
We hear them
over and over again – from
Weitere
Leserbriefe, auch außerörtlich:
2024 / 2023 / 2022 /
2021 /
2020 /
2019
/ 2018 / 2017 / 2016 / 2015 / 2014 / 2013 / 2012 / 2011 / 2010
/
2009 / 2008 / 2007 / 2006 / 2005 / 2004 / 2003 / 2002 / 2001 / 2000 /
1999 / 1998 / 1997 / 1996 / 1995 / 1994 / 1993 / 1992
Oder auch ein paar Briefe für Englisch-sprachige Medien.
Gerne meine >150
Leserbriefe, die zum Thema Außen- und
Sicherheitspolitik, Auslandseinsätze bzw. „out of area“ veröffentlicht
worden sind.
Zurück zur Index-Seite:
hier